Scheffeln - wie das so ist bei unserem Hobby kommt irgendwann die Zeit im Jahr, da man sich sagt: "ich brauche kein neues Spiel mehr, ich habe genug." Meist dürfte dieser Satz in der Herbstzeit fallen, wo sich die geneigte Spielernatur mental und pekuniär auf die Messe in Essen vorbereitet sowie schonmal Ressourcen für Weihnachten sammelt.
Wie aber viele wissen ist das mit dem "nicht brauchen", "wollen" und "ach komm, eins geht noch" so eine Sache ...
"Scheffeln" wurde hier in der Spieleschmiede als kleines und feines Projekt eingestellt und angepriesen. Nach vielen, vielen Stunden des Überlegens habe ich dann mitgefördert. Das Spiel erbliickte vor der Messe in Essen 2014 das Licht der Welt. Und zwar so kurz vorher, dass ein Produktionsfehler zwar regestriert, aber auf die Schnelle nicht behoben werden konnte: einer der Spielsteine passte fabrlich nicht zu den dafür vorgesehenen Karten. Ist das schlimm? Aus spielrischer Sicht sieht das so aus:
Eine Stadt in den blühenden zwanziger Jahren des letzten Jahrtausends. Dargestellt durch acht Plättchen, welche jeweils einen Ort repräsentieren. Von den schäbigen Dinero Docks bis zum pompös-majestätischen Splendid Boulevard werden diese Plättchen kreisförmig auf dem Tisch ausgelegt. Dann werden jeweils vier Geldplättchen auf jeden ort gelegt, wobei die erste Ortschaft (Dinero Docks, A) recht bescheiden ist und bei 0 Geld anfängt und die höchste Ortschaft (Splendid Boulevard, H) mit satten 16.000 Geld protzen kann. Vor jedem Ort wird nun eine Limousine/Spielstein geparkt, jeweils in einer ihr eignenen Farbe.
Jeder mitspieler bekommt (in der Grundvariante) vier Karten ausgeteilt und darf sich zu Beginn eine von acht Personenkarten aussuchen und vor sich legen. Die Personenkarte ist (theoretisch, siehe Produktionsfehler) farblich auf eine der Limousinen abgestimmt. Beginnend beim Startspieler hat jeder, wenn er am Zug ist folgende Möglichkeiten:
- eine Karte offen ausspielen und die entsprechend farbliche Limousine im Uhrzeigersinn weiterbewegen.
Eine einzelne Limousine zieht immer um ein Feld weiter und kann somit entweder auf einem freien Feld landen oder auf einer anderen freien Limousine. Diese bilden dann einen gemeinsamen Doppeldecker. Sollte eine einzelne Limousine auf einen Doppeldecker treffen überspringt sie diesen und landet auf dem nächsten regelentsprechenden Feld.
Eine Limousine die den unteren Teil eines Doppeldeckers bildet darf auch weitergezogen werden. Dies bewegt den Doppeldecker als Ganzes. Dieser kann nur auf einem freien Feld landen und überspringt somit alle einzelnen Limousinen und Doppeldecker auf seinem Weg.
- Die zweite Möglichkeit in seiner Runde ist, eine Karte verdeckt abzulegen. Tut man dies darf man seine derzeitige Personenkarte mit einer von den auf dem Tisch ausliegenden austauschen. Dies darf allerdings nicht mit der letzten eigenen Handkarte geschehen.
Sind alle Handkarten gespielt, sprich hat jeder Mitspieler viermal gespielt, erfolgt die Scheffelphase. Jede Limousine die allein auf einem Feld steht oder den oberen Teil eines Doppeldeckers bildet, kurzum jede Limousine die von oben her sichtbar ist, sackt das oben liegende Geldplättchen des Ortes ein auf dem sie gerade steht.
Dann werden alle Karten wieder eingesammelt, gemischt und neu ausgeteilt und es beginnt eine neue Runde. Das Spiel endet wenn einer der Geldhaufen (bei den Summen muss man schon von Haufen reden, wenn nicht gar von Bergen, Massiven, Gipfelketten, Wackelpuddinghöhen ... ich verliere mich gerade, sorry ...) auf einem der Felder nach der Scheffelphase abgebaut ist.
Der Spieler mit dem am meisten gescheffelten Geld gewinnt.
Kurzum: Dieses Spiel hat meine Erwartungen voll erfüllt! Schnell aufgebaut und erklärt, spassig und eine gute Portion Ärgern wenn im letzten Rundenzug der eigene Plan doch noch vereitelt wird.Ob eher Taktik oder Glück überwiegt ... hmmmm ... schwierig. Durchzuplanen ist definitiv kein Zug, denn da man nie weiss welche Farben die Gegner spielen und dies nicht wirklich beeinflussen kann (meiner Meinung nach) ist Glück wohl recht hoch anzusiedeln.
Wen dies nicht stört und ein Spiel sucht dass schnell und leicht ist und durch seine Sprachneutralität für Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus aller Herren Länder geeignet scheint sollte sich "Scheffeln" zulegen! Aber vielleicht noch warten bis die Sache mit dem andersfarbigen Spielstein geklärt ist ... Bis dahin kann man sich aber in der Spielrunde gut absprehen welcher Stein welche Farbe repräsentiert.
Nicht zu empfehlen ist es allerdings jeder Farbe einen anderen Spielstein zuzuordnen ... da werden Leute schnell grau vor Neid, laufen gelb an vor Wut oder werden ganz blau im Gesicht wenn sie um ihr Geld zittern ...
Zur Zeit fünf Punkte für das Spiel, bei nachgebessertem Spielstein sicher 6.
Fabian hat Scheffeln klassifiziert.
(ansehen)