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Von Dirk S. bewertete Spiele (2 Stück):
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Dirk über Battlestar Galactica - Götterdämmerung (de) Die nunmehr dritte (und letzte) Erweiterung zu Battlestar Galactica handelt thematisch die vierte (und letzte) Staffel der Serie ab, in der es um die Suche nach der Erde geht.
Am Spielprinzip hat sich nichts geändert, es werden "lediglich" einige neue Mechaniken, neue Karten eingeführt. Die neuen Regeln, die auch teilweise zu benutzen sind, sind unterschiedlich gut gelungen, insgesamt allerdings sehr gut. Ich würde sagen, Götterdämmerung (engl. Daybreak) ist die beste Erweiterung für das Grudnspiel.
Welche Neuerungen gibt es:
1. neues Verräterkarten-Deck: Das in der Pegasus-Erweiterung eingeführte Verräter-Deck wird mit dieser Erweiterung komplett ins Altenteil geschickt. Die neuen Karten sind durchweg besser und auch thematischer und stimmiger als die alten, generell machen die Karten das Spiel aber für die Menschen um ein Stück schwerer, da man schnell mal in der Brig landet. Evtl. könnte es sich lohnen, ein paar der alten Karten dennoch ins Deck zu tun, damit dieses etwas "verwässert" wird, man hätte auch mehr Abwechslung. Generell wird das Spiel durch die Karten sehr verbessert, man sollte immer mit diesen Karten spielen.
2. Angriffs-Raptoren: Man wollte wohl noch einige neue Miniaturen einbauen und hat sich für Angriffs-Raptoren entschieden. Diese sind eine nette, wenn auch nicht spielentscheidende Ergänzung. Der größte Vorteil dürfte sein, dass man als Pilot bei einem Sprung jetzt im Raum bleiben kann, da die Raptoren eigene Sprung-Antriebe haben.
3. Neue Skill- und Krisen-Karten: Die neuen Karten bieten sehr gute Optionen und vergrößern die Abwechslung. Ein kleiner Nachteil ist, dass durch die vielen unterschiedlichen Karten gerade bei neueren Spielern eine gewisse Überforderung eintritt, da man nie genau weiss, was man aufhebt oder in Krisen-Checks spielen kann.
4. Der Meuterer: Mein Favorit bei den Ergänzungen. Die Ideale Spieler-Anzahl für Galactica waren immer 5 Spieler, weil bei geraden Anzahlen wie 4 oder 6 Spieler die sogenannte "Symphatisanten"-Option gezogen wurde. Sprich, waren nach ca. der Hälfte des Spiels (Schläfer-Phase) noch keine 2 Werte im roten Bereich, erwischte es einen der Menschen-Spieler und er wurde zum "halben" Zylonen. Das war für diesen Spieler frustrierend, weil damit viel weniger Handlungsoptionen verbunden waren, zum anderen führte es zu einer Spielweise, bei der die Menschen-Spieler zu Beginn bewusst schlechte Entscheidungen trafen, damit sie Werte in den roten Bereich bekommen. Das Ganze nicht sehr thematisch und hat auch dazu noch kaum funktioniert.
Mit dem Meuterer gibt es jetzt eine weitaus bessere Option für Spiele mit gerade Spieleranzahl. So gut sogar, dass ich sagen würde, die beste Spieleranzahl ist jetzt 4, da die Spiellänge mit 4 Spielern doch angenehmer ist als mit mehr Spielern.
Wer die Meuterer-Karte hat, spielt zwar auf der Seite der Menschen, ist aber mit dem System nicht einverstanden (die Meuterer-Karte ist geradzu auf Tom Zarek zugeschnitten... kleines Nerd-Wissen: der Schauspieler von Tom Zarek spielte in der alten Serie den Appollo, als er noch jung und knackig war ;))
Dies stellt sich so dar, dass der Spieler von Zeit zu Zeit Meuterer-Karten spielen muss, sonst wandert er in die Brig.
Die Meuterer-Karten (die durchaus auch die anderen Spieler bekommen und nutzen müssen, aber seltener) sind so ausgelegt, dass sie einen netten Vorteil bieten, der aber mit einem nicht minderen Nachteil daherkommt. Je nach Situation ist der Nachteil aber vielleicht nicht so schlimm... man kann da viel überlegen und ist auch als MEuterer voll im Spiel, hat aber genug Nachteile, dass das Spiel 3 Menschen gegen 1 Zylon noch gut funktioniert.
5. Zylonen-Anführer: Eine weitere Erweiterung der Pegasus-Expansion wird hier völlig überarbeitet. Die Spielziele der bisherigen Zylonen-Anführer waren sehr unausgegoren und unbalanciert. In der neuen Version erhalten die Anführer 2 Ziel-Karten zu Beginn des Spiels und 2 nach der Schläfer-Phase. Um das Spiel zu gewinnen, müssen Sie von den 4 Zielen 3 erfüllt haben. Die Ziele sind entweder für die Menschen oder die Zylonen-Seite. Der Anführer steht auf der Seite, für die er mehr Ziele erfüllt hat.
Hat er Pech wird dies durch das Kartenglück zu Beginn vorbestimmt, evtl. wird es aber erst in der Schläferphase klar auf welcher Seite er steht oder er kann es sich gar aussuchen. Da die meisten Ziele erst am Ende aufgedeckt werden, ist den Mitspielern meist bis zum Schluß nicht klar, für wen der Anführer ist. Das ist eine tolle Mechanik... da der Anführer zum erreichen seiner Ziele Schaden anrichten muss, ist es schwer ihm zu trauen, andererseits hat man seine Hilfe ggf. dringend nötig.
6. neues Spielziel: die Suche nach der Erde: Wer die anderen Ziele schon X-mal durch hat findet hier ein neues. Leider ist das Ziel um einiges schwerer für die Menschen als die anderen, da man viel weiter fliegen muss. Die weitere Entfernung kann über das neue Board, welches den Raumer Demetrius zeigt, wettgemacht werden. Die dort aufgedruckten Orte sind aber etwas kompliziert zu nutzen und die zu erfüllenden Missionen (die man statt eine Krise spielen kann) bringen gemessen an ihrer Schwierigkeit nur in gewissen Situationen gute Vorteile. Um die +2 Entfernungs-Mission zu finden, muss man auch das Missionsdeck mit vielen Aktionen durchforsten.
Fazit: Bis auf das Spielziel sind die neu eingebrachten Erweiterungen alle so gut, dass man sie immer verwenden sollte. Das Spiel wird allerdings duch die neuen Verräter-Karten etwas schwerer für die Menschen. Super Erweiterung zu einem eh schon genialen Brettspiel, wenn man nur eine Erweiterung dazu kaufen würde, dann sollte es diese sein.
Dirks Wertung:
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Dirk über Android (en) Android ist eines dieser Spiele, welches bei uns aufgrund von Komplexität und Dauer kaum auf den Tisch kommen, und doch halte ich es für eines der besten oder besser: liebsten Spiele in meiner Sammlung.
Android ist ein extrem thematisches Spiel in einer dystopischen Zukunft (a la Blade Runner, Cyberpunk oder Johnny Mnemonic), in dem man in den Straßen von New Angeles und auf dem über einen Orbitallift verbundenen Mond nach Hinweisen auf ein Verbrechen sucht. Aber auch seine eigenen persönlichen Probleme muss man in den Griff bekommen und ggf. auch noch eine im Hintergrund der Tat stattfindende Verschwörung aufdecken.
Vordergründig geht es darum, aus verschiedenen Bereichen die meisten Siegpunkte einzustreichen. Lösung des Mordfalls - persönliche Probleme - Verschwörung
Hauptsächlich aber ist das Spiel echt gut darin, eine spannende, stimmige Geschichte zu erzählen und wäre ohne diesen Aspekt etwas überfrachtet und wohl auch eher mittelmäßig.
Worum geht es?
Man wählt einen der 5 völlig unterschiedlich gestalteten Ermittler (jeder mit eigenen Karten, eigener Hintergrundstory und eigener Spielweise) und reist mit diesen über die gigantische, schöne gestaltete Karte (https://boardgamegeek.com/image/509357/android?size=original), nutzt die Funktionen gewisser Orte und untersucht Hinweise die an den Orten ausliegen. Hübsch gemacht: Die Ermittler haben unterschiedliche Fahrzeuge mit unterschiedlicher Geschwindigkeit, über einen Papp-Zirkel kann man feststellen, wie weit man jeweils damit kommt.
Das Spiel geht über 2 Wochen zu 6 Tagen, jeder Spieler hat dabei 6-7 "Stunden" je Tag Zeit, um Aktionen auszuführen, die meisten Aktionen (Reisen, Hinweis aufdecken etc) kosten 1 Stunde.
Über die Hinweise kann man entweder Be- oder Entlastungsmaterial verdeckt den Verdächtigen zuweisen oder ein Puzzleteil (es sind wirklich Papp-Puzzleteile) der Verschwörung aufdecken. Zusätzlich kann man auch noch positive Ereigniskarten auf sich selbst und negative auf die anderen Spieler ausspielen.
Für die persönliche Story (die meisten Ermittler haben 3 Stories, von denen man je Spiel zwei durchspielt) muss man in seinem Zug bestimmte Bedingungen erfüllen um positives "Baggage" zu erhalten, gewisse Aktionen anderer Spieler können einen aber auch negativ belasten. Wenn die Story gut ausgeht bekommt man wiederum Siegpunkte (und ein gutes Gefühl ;)).
Dazu gibt es auch noch Geld in Form von "Gefallen", so kann man z.B. beim Anwalt für 1h Aufenthalt und einen politischen Gefallen einen Durchsuchungsbefehl erhalten usw.
Wie läuft die "Morduntersuchung" ab:
Wichtig zu wissen: Android ist KEIN Deduktionsspiel in dem es darum geht, einen als versteckte Information vorhandenen Täter zu entlarven. Der Mörder wird nicht vorher festgelegt, es gewinnt vielmehr der Ermittler, der er schafft einen zu Beginn des Spiels ausgeteilten "Hunch" als Schuldig zu bestätigen. Wenn man so will schiebt man also jemand Beweismaterial unter (passt bestens in das dystopische Setting). Oder vielleicht sagt man besser: Der beste Detektiv hatte halt von Anfang an Recht.
Spieler die Hinweise aufdecken, können aus einem Pool, der zahlreiche Beweismaterial-Plättchen im Wert von -4 bis +5 (negativ = eher Unschuldig, positive= eher Schuldig) enthält eines ziehen und verdeckt auf einen der 4-5 Verdächtigen legen. Hierbei gibt es einen gewissen Bluff-Faktor, denn die anderen Spieler möchten natürlich erraten wen man für schuldig hält. Dazu gibt es noch verdeckte und offene Alibi-Plättchen, die einen Wert von -5 haben, jemand also als unschuldig darstellen, die aber durch "Meineid"-Plättchen zu +5, also erst recht schuldig, gedreht werden können.
Es gibt sogar die (schwierige) Möglichkeit einen Verdächtigen umbringen zu lassen, um ihn ganz aus dem Spiel zu nehmen. Dadurch weiß man nie wie der Stand der Mordermittlung jetzt genau ist und wer wohl die Siegpunkte einstreichen wird.
Worum geht es bei der "Verschwörung":
Wer einem Hinweis nachgeht, kann statt den Mordfall zu untersuchen auch ein Puzzleteil der Verschwörung aufdecken. Dieses bringt einem einen kleineren Vorteil sofort, langfristig aber will man es schaffen, mit mehreren Teilen eine durchgezogene Linie vom Zentrum des Plans zu einer der außen aufgedruckten Fraktionen zu erhalten. Dadurch kann man für bestimmte andere Spielelemente mehr Siegpunkte bekommen. Ein Beispiel: Ich habe es geschafft im Spiel recht viele "politische Gefallen" zu bekommen. Diese bringen mir aber keine Siegpunkte. Wenn ich es jedoch schaffe eine Linie zu "Bürgermeister Wells" zu schaffen, sind diese Gefallen plötzlich jeder 1 Siegpunkt wert.
Zusätzlich gibt es noch recht viele Siegpunkte jedes mal, wenn es jemand schafft, eine 5er-Reihe zu komplettieren (a la 4-gewinnt). Leider gibt es das... diese Regel wirkt sehr mutwillig aufgesetzt und unthematisch.
Wie ist das mit den persönlichen Stories, nun, am besten ich zähle hier mal die Ermittler auf:
Caprice ist ein Klon mit der Fähigkeit Emotionen zu erspüren und gilt nicht als Mensch, sondern als Eigentum der Firma Jinteki... dumm ist nur dass sie sich in einen Jungen verliebt hat, der das nicht weiß.
Louis Blane ist ein Vorzeige-Polizist, der einmal, nur einmal Bestechungsgeld genommen hat... dumm, dass sein Kumpel Jim gerade bei dieser Sache ums Leben kommt. Und jetzt will ihn auch noch seine Frau verlassen.
Rachel Beckmann ist ein Straßensamurai. Vollgestopft mit Technik, bringt sie Menschen gegen Geld um und verliert dabei immer mehr ihre eigene Menschlichkeit.
Floyd 2X3A7C ist ein Androide der Firma Haas-Bioroid. Aber er hat menschliche Gefühle. Als sein einziger Freund Pfarrer Michael entführt wird muss er sich zwischen seiner Programmierung und seinen Gefühlen entscheiden.
Raymond Flint hat seit dem Krieg um die Ressourcen auf dem Mars ein psychisches und ein Alkoholproblem. Ausgerechnet jetzt taucht seine Ex-Freundin wieder auf, die immer nur Ärger bedeutet hat.
Diese Geschichten der Protagonisten sind durch sehr stimmige Text-Schnipsel auf den Karten der Charaktere genial beschrieben. Das ist die Stärke von Android, auf die man sich aber auch einlassen und für die man Zeit haben muss. Für mich ergab sich jedes mal eine ganz andere tolle Geschichte, da man ja nie die gleichen Karten ausspielen wird.
Für jede Story gibt es bestimmte Bedingungen, die man erfüllen muss, thematisch passende, wie z.b. das Louis Blane die Beziehung zu seiner Frau verbessern kann, wenn er für Sie ein paar Stunden im Restaurant opfert aber auch weniger thematische, abstrakte, wie das ausspielen bestimmter Karten etc. Andere Spieler können aber auch dagegen halten, indem sie über gewisse andere Aktionen für negative Stimmung Sorgen.
Hier hat Android das Potential ein wirklich fieses Spiel zu sein, denn eine einziges schlechtes "Baggage" zur falschen Zeit kann einem anderen Spieler u.U. den positiven Ausgang der ganzen Geschichte kosten. Negativ anzumerken wäre hier auch, dass es für andere Spieler sehr unübersichtlich ist, wer jetzt über welche Aktionen zu beeinflussen ist, insofern kam dieses fiese Spiel bei uns auch noch nie zum tragen.
und dann gibt es noch die Karten:
Jeder Ermittler besitzt sein eigenes positives (für einen selbst) und negatives (für die anderen Spieler) Kartendeck. Die Karten reichen von nett bis unglaublich mächtig (und fies) und hätten etwas besser balanciert sein können. Die guten Karten spielt man wenn man dran ist, das nötige "Karma" um die Karten ausspielen zu können bekommt man aber nur, wenn man während der Runden der anderen Spieler deren "böse" Karten ausspielt. Deren Pech ist unser Glück sozusagen. Auch hier hat das Spiel einen gewissen "nimm dies"-Faktor, der bei manchen Karten echt weh tun kann, wenn man z.b. eine halbe Stunde wartet bis man dran ist, um dann durch eine unglückliche Karte den ganzen Zug zu verlieren. Fairerweise muss man aber sagen, dass man durch vorsichtiges Spiel die Karten vermeiden kann.
Auf jeder Karte sind auch nochmal weitere Textpassagen, die die Story der Protagonisten weitererzählen.
So das war lang genug, mein Fazit:
Android ist ein großartiges Game, wenn man thematische Spiele mit hohem "Erzähl-Anteil" mag. Sieht man nur die Summe der Mechaniken ist es eher mittelmäßig, da es hier und da am Balancing fehlt und vor allem zu viele unterschiedliche Spielmechaniken verwendet wurden, ohne den Spielern die Mittel an die Hand zu geben, überall durchzublicken. Wer es nur für die "Mechanik" spielt und wen die Story und das Setting nicht so interessieren wird vielleicht enttäuscht sein, wer sich aber auf das Spiel und die Geschichten einlässt, bekommt ein großartiges Spiel in einer extrem stimmigen düsteren Welt.
Die Tatsache, dass man gar nicht wirklich einen Mörder findet, sondern jemandem Beweise unterschiebt mag manche stören, für uns war das nie ein Thema (es gibt auf boardgamegeek auch eine gute Erweiterung dafür)
Wer noch Fragen hat, nur zu :)
Achtung: Android hat bis auf die Hintergrundgeschichte nichts mit dem weitaus bekannterem Android:Netrunner zu tun, es ist ein komplett anderes Spiel.
Dirks Wertung:
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