Zwischen zwei Schlössern ist ein semi-kooperatives Spiel, allerdings in einem anderen Sinne als bei den meisten anderen Spielen diesen Typs: Jeder baut zwei Schlösser, eins mit seinem rechten, das andere mit seinem linken Nachbarn. Jedes Schloss gibt Punkte, aber nur das mit weniger Punkten zählt am Ende für einen Spieler. Genau genommen spielt man also doch gegen alle anderen, aber mit seinen beiden Sitznachbarn muss man sich wohl oder übel arrangieren, um gemeinsam gegen die anderen Spieler punkten zu können.
Es geht darum, möglichst schöne Schlösser für den verrückten König Ludwig zu errichten. Was als ´schön´ gilt und damit Siegpunkte gibt, hängt von verschiedenen Bedingungen ab. Jeder Typ Raum (dargestellt durch quadratische Plättchen) möchte andere Bedingungen erfüllt haben, beispielsweise an bestimmte andere Raumtypen grenzen oder möglichst viele andere Räume unter sich haben usw. Daneben gibt es Boni, wenn man drei Räume eines Typs in einem Schloss verbaut hat (wiederum abhängig vom Raumtyp), und es gibt Bonuskarten mit Aufgaben, die erfüllt werden sollen. Aus allem zusammen ergibt sich am Ende die Wertung für ein Schloss.
Das Spiel wird für 2 bis 7 Spieler ab 10 Jahren empfohlen. Was die Altersangabe angeht, denke ich, dass zumindest spielerfahrene Kinder schon zwei, drei Jahre früher gut mithalten können. Das Spiel kam mir zwar beim ersten Durchspielen recht verwirrend vor, weil es doch eine ganze Reihe unterschiedlicher Raumtypen und Wertungsmöglichkeiten zu bedenken gibt, aber mit ein wenig Spielerfahrung hat man schon bei der zweiten Partie das meiste davon verinnerlicht, und noch ein paar Partien später läuft es dann fast wie von selbst. Das empfinde ich allerdings auch ein wenig als Problem dieses Spiels: Ich würde es definitiv auf Familienspielniveau einordnen, aber für reine Familienspieler oder allgemein Spieler mit wenig Erfahrung sind die ersten Partien dann ein wenig abschreckend. Spieler, die komplexere Spiele mögen, haben zwar mit dem Einstieg keine Probleme, bei denen habe ich aber häufiger schon erlebt, dass ihnen dann schnell der Wiederspielreiz verloren geht. Insgesamt finde ich daher eher selten Spieler, die das Spiel mit mir spielen wollen.
Was die Spieleranzahl angeht, wundere ich mich ein wenig, dass hier auf SO ebenso wie auf BGG die Empfehlung eher in Richtung höherer Spielerzahlen geht. Tatsächlich kann ich das 2-Personen-Spiel (mit Sonderregeln) nicht uneingeschränkt empfehlen, weil das einen höheren Zufallsfaktor reinbringt (es spielt ein dritter ´künstlicher´ Spieler mit, für den die Raumkarten zufällig gezogen werden und der jeweilige menschliche Nachbar darf sie dann verbauen). Das hat mir gelegentlich schon Spaß gemacht, gelegentlich aber auch gar nicht. Ich schätze, es hängt viel davon ab, wie das Glück am jeweiligen Abend ausgeprägt ist. Es kommt jedenfalls nicht selten vor, dass die Schlösser mit dem Zufallsspieler dann über Sieg und Niederlage bestimmen.
Für mich ist das 3-Personen-Spiel optimal, weil die Interaktion da am höchsten ist. Man baut mit beiden Gegnern zusammen jeweils ein Schloss. Das macht es für mich besonders spannend. Mit 4 oder maximal 5 Spielern bin ich ggf. auch noch bereit, es zu spielen, aber mehr passt für mich nicht mehr - dann habe ich mit den meisten Gegnern keine direkte Interaktion mehr und kann ihr Abschneiden in keinster Weise beeinflussen - nicht einmal mehr dadurch, dass ich das andere Schloss ihres Sitznachbarn und dessen Wertung beeinflusse.
Es wurde von anderen Kommentatoren schon angemerkt, dass die Plättchen recht klein bedruckt sind. Das sehe ich ähnlich, und ich denke, es trägt zur Einstiegshürde mit bei: Es ist anfangs einfach schwer zu erfassen, was für einen bestimmten Raum denn nun Siegpunkte gibt. Ist ein Mitspieler kurzsichtig oder wird jemand von einer Lampe geblendet (was gerade in größeren Spielrunden ja manchmal gar nicht so leicht zu vermeiden ist), dann wird´s einfach schwierig. Andererseits würde ich aber eher fordern, die Übersichtlichkeit als die Größe der Kärtchen zu ändern, sonst wird der Spieltisch selbst bei kleineren Runden einfach zu voll. Das Problem löst sich allerdings mit zunehmender Erfahrung der Spieler sehr schnell - man weiß nach einer Weile einfach, was man mit einem bestimmten Raum zu tun hat.
Was dagegen sehr gelungen ist, ist das Inlay der Box. Man kann dessen Elemente auch während des Spiels zur übersichtlichen Aufbewahrung der zahlreichen Kärtchen benutzen und anschließend damit alles sehr schnell wieder in der Box verstauen. So leicht gerät in der Box auch nichts durcheinander, es hat alles einen stabilen Platz. Auch der Aufbau wird so deutlich beschleunigt. Da hat sich jemand wirklich was dabei gedacht!
Ich persönlich würde also insgesamt das Spiel durchaus empfehlen, es ist aber manchmal schwierig, eine passende Runde dafür zu finden, in der alle Spieler daran Spaß haben.
Irene hat Zwischen zwei Schlössern klassifiziert.
(ansehen)