Star Realms ist ein klassischer, wenn auch sehr reduzierter Deckbuilder in der Traditionslinie von Dominion und Ascension.
Die Autoren des Spiels sind Magic-Veteranen und haben mit Ascension bereits Erfahrungen im Deckbuilder-Genre gesammelt. Star Realms kommt in einer kleinen unscheinbaren Box daher und enthält das Material für 2 Spieler. Möchte man mit mehr Spielern spielen, muss man weitere Grundboxen kaufen.
Zum Gameplay:
Im Folgenden beschreibe ich die Regeln für ein Duell, für Mehrspielerpartien gibt es unterschiedliche Spielvarianten von "Jeder gegen jeden" über "Jeder gegen seinen linken Nachbarn" bis hin zu verschiedenen Teamvarianten.
Beide Spieler erhalten je ein Deck aus 10 Karten, davon sind 8 Ressourcen und 2 Angriffskarten. Außerdem hat jeder Spieler zu Beginn des Spiels 50 Autorität; Ziel des Spiels ist es, den Gegner mit Angriffskarten auf 0 Autorität zu drücken.
Der Startspieler erhält für seinen ersten Zug nur 3 Karten auf die Hand, sonst immer 5. Der Spieler, der an der Reihe ist, kann alle seine Karten ausspielen. Er addiert all seine Ressourcen, seinen Angriffswerte und kann zu einem beliebigen Zeitpunkt während seines Zuges auch Sonderfähigkeiten von Karten einsetzen.
Mit den Ressourcen kann er aus einer zentralen Auslage von 5 Karten beliebig viele einkaufen (soweit sein Geld es zulässt). Dabei werden gekaufte Karten auf den Ablagestapel des Spielers gelegt, die Lücke in der Verkaufsreihe wird sofort nachgefüllt. In der Verkaufsreihe liegt ausserdem eine sechste Karte, die in (nahezu) unbegrenzter Anzahl verfügbar ist, nur 2 Ressourcen kostet und etwas Geld, bzw. wenn man sie nicht mehr braucht, auch ein wenig Angriff bietet.
Mit dem Angriff reduziert man die Autorität des Gegners. Dann legt man alle Karten, die man ausgespielt hat (sowie welche, die man noch auf der Hand hält, wobei es überhaupt keinen Grund gibt, irgendeine Karte nicht auszuspielen; alle Effekte sind optional) auf den Ablagestapel, zieht 5 neue Karten nach und der Gegner ist an der Reihe.
Soweit wirkt alles sehr bekannt aus Spielen wie Dominion; das Besondere an Star Realms ist aber die Art, wie die Karten ausgestaltet sind. Es gibt Schiffe und Basen in vier verschiedenen Farben; jede davon hat ihre Eigenheiten. Ich möchte nun kurz skizzieren, wie insbesondere die Combo-Mechanismen hier ausgestaltet sind.
Zunächst ist es wichtig, die Unterscheidung zwischen Schiffen und Basen zu verstehen. Schiffe sind solche Karten, die man normal ausspielt und die am Ende des Zuges im Ablagestapel verschwinden. Basen sind demgegenüber Karten, die ausgespielt werden und bis auf weiteres im Spiel bleiben, ihre Boni etc. können jede Runde genutzt werden, auch in der Runde, in der die Karte ausgespielt wird. Jede Basis hat eine Anzahl von Trefferpunkten. Führt man einen Angriff auf einen Gegner aus, dann muss man sich entscheiden, ob man eine seiner Basen angreift (und sie in einem Schlag zerstört; eine zerstörte Basis geht sofort auf den Ablagestapel des Spielers. dem sie gehört) oder ihn selbst. Neben den normalen Basen gibt es auch noch Außenposten-Basen. Diese *muss* man angreifen und zerstören, bevor man den Spieler selbst angreifen kann; sie sind also gewissermaßen eine Art Schutzschild.
Die vier Farben rot/grün/blau und gelb haben jede ihre Eigenarten. Jede Karte hat einen normalen Effekt, der ausgeführt wird, sobald man sie ausspielt, daneben aber auch noch einen Combo-Effekt, der in Kraft tritt, wenn eine weitere gleichfarbige Karte ausgespielt wurde oder wird (also "zünden" auch bereits ausgespielte Karten). Habe ich also bereits eine gelbe Karte ausgespielt, die es mir als Combo-Effekt erlaubt, eine Karte zu ziehen und spiele jetzt eine weitere gelbe Karte, die als Combo-Effekt hat, dass der Gegner eine Handkarte abwerfen muss, so geschieht beides. Die Farben selbst sind deutlich voneinander unterschieden: Rot hat gute Kampfwerte und erlaubt es, das eigene Deck auszudünnen; gelb hat gute Kampfwerte, und bietet in der Regel Kartenvorteil (selbst Karten nachziehen, Gegner Karten abwerfen lassen); blau hat viele Ressourcen und Heilung; grün hat ausgezeichnete Kampfwerte.
In der Regel sammelt man jedoch nicht nur Karten von einer Farbe (die Verkaufsreihe zwingt einen manchmal dazu, farbfremd einzukaufen), sondern bekommt nach und nach ein 2-3-farbiges Deck.
Zum Spielmaterial:
Star Realms ist ein reines Kartenspiel. Selbst die Autoritätspunkte werden mittels Karten nachgehalten, was manchmal etwas fiddelig sein kann; geschickter dürfte hier die Nutzung einer Leiste oder von Würfeln sein.
Die Karten selbst sind sehr schön illustriert; die Materialqualität der Karten ist nicht überragend, aber für den Preis in Ordnung.
Die Schachtel ist recht dünnwandig, aber immerhin gut zu öffnen und zu schließen; wer seine Karten in Sleeves setzen will, wird sie allerdings nicht wieder in die Box bekommen und auf eine Deckbox o.ä. ausweichen.
Die Spielregel kommt auf zwei kleinen gefalteten Blättern daher; dabei enthält das erste Blatt die Regeln für zwei Spieler, das zweite Blatt die Mehrspielerregeln. Die Regeln sind leicht verständlich und eindeutig formuliert; wer trotzdem nicht damit klarkommt, findet auch auf der Netzpräsenz des Spiels eine App, mit der sich das Spiel erlernen und ausprobieren lässt.
Fazit:
Star Realms überzeugt vor allem durch seine extrem kurze Spieldauer und seinen Fokus auf den Deckbuilding Mechanismus. Die Entscheidungen, die man beim Kauf der Karten fällt, fühlen sich wichtig an. Sie sind (neben der Frage, ob ich eine Karte für einen Einmaleffekt komplett vernichte (also aus dem Spiel nehme)) auch die einzigen Entscheidungen, die man treffen muss, da man ja immer alle Handkarten ausspielen kann.
Zwar enthält das Spiel über die Verkaufsreihe und das Ziehen aus dem eigenen Deck auch starke Glückselemente. Aber die Verkaufsreihe mittelt sich während des Spiels raus, während das Glück beim Ziehen der eigenen Karten dadurch abgeschwächt werden kann, dass man beispielsweise rote und/oder gelbe Karten ins Deck aufnimmt, die das Deck insgesamt sehr beschleunigen.
Der Combo-Mechanismus ist hervorragend gelöst und es macht einfach Spaß, gegen Ende des Spiels Kombos auszuspielen, die 30 Schaden und 12 Ressourcen ergeben; insbesondere liegt hier auch ein weiteres Entscheidungselement beim Kauf: Kaufe ich diese Karte wegen ihres (immer anwendbaren) Primäreffektes oder kaufe ich doch die andere, die mit eine tolle Kombofähigkeit anbietet? Oder lieber die drei kleinen, die insgesamt mein Deck auf einen Schlag viel gelber machen?
Das Spiel ist komplett englisch, in der Regel ist das aber nicht so wild, weil man nur eine Handvoll Sonderausdrücke lernen muss ("You may scrap a card from your hand or discard pile" wäre bereits einer der schwierigeren Sätze).
Insgesamt kann ich Star Realms sehr empfehlen; es ist ein unterhaltsames, spannendes und schnelles Spiel für 2-6 Spieler (für 3-4 Spieler sind 2 Grundboxen nötig; für 5-6 Spieler sogar 3 Grundboxen). Das Preis-Leitungsverhältnis ist, wie ich finde, sehr gut; zumal es die Lösung gibt, das Spiel erst per App anzutesten und bei Gefallen zu kaufen.
Dominik hat Star Realms (en) klassifiziert.
(ansehen)