Vorab: das Spiel soll hier nicht erklärt werden, das haben andere viel besser gemacht, als ich es hier wiederholen würde. Deshalb nur meine Beurteilung.
Mit meinem früheren Account hier (habe ich erst jetzt wieder entdeckt) habe ich oben das Spiel damals in gewisser Euphorie bewertet (6). Jetzt nach vielen Spielen und in Kenntnis anderer guter Spiele soll hier noch einmal eine etwas objektivere Bewertung erfolgen.
Im Wandel der Zeiten - Das Würfelspiel (Eisenzeit) ist die Weiterentwicklung der Bronzezeit, die seinerzeit doch Recht dünn ausfiel. Wer aber eine, wie derzeit nicht unüblich, herausragende Würfelumsetzung des Originals erwartet, wird hier nicht fündig. IWdZ-WBZ ist etwas gänzlich anderes. Aber gehen wir mal ganz objektiv an die Beurteilung.
*** Thematik & Material (1.0/1.5 Würfelaugen)
In diesem besonderen Spiel muss man eigentlich streng zwischen Material und Thematik unterscheiden. Das Material, bestehend aus sehr schönen, großformatigen Würfeln, Holz(!)brettchen zur permanenten Erfassung aller Ressourcen und einem Wertungsblock im A4-Format ist herausragend und schön anzusehen. Für ein Würfelspiel, das oft mit Kniffel verglichen wird, schmeichelt es den Sinnen des Spielers.
Thematisch fehlt dann eigentlich der Bezug, insbesondere dann, wenn man das große Schwester-Spiel kennt, dessen Folgeedition seit wochen bei BGG auf Rang zwei steht. Die Würfel stellen eine einfache, direkt nachvollziehbare Ikonographie dar, alles was man erreicht, wird aber entweder mit Steckern auf dem eigenen Holzbrettchen oder auf dem Errungenschaftsblock mit einem Stift vermerkt. Ja, mechanisch gesehen ist die Verwandtschaft zu Kniffel da, wäre da nicht die eine oder andere taktische Feinheit zu bewältigen. Für zwischendurch öffne aber zumindest ich den Kasten gerne mal.
*** Originalität und Mechanismus (1.0/1.5 Würfelaugen)
Originell ist die Spielmechanik selbst nicht, erneut das Stichwort Kniffel. Man würfelt mit einer sich nach dem Grunderrungenschafts-Fortschritt richtenden Würfelzahl und kann diese Würfel (oder muss das tun bei Totenkopfereignissen) loggen oder man wiederholt diese bis zu zweimal. Dann hat man seinen auswertbaren Wurf. Das scheint erstmal wie ein gesteuertes Glücksspiel zu klingen, aber man hat dennoch sehr viele Möglichkeiten zu agieren, indem man Kolonien oder Häfen gewinnt, Monumente (weiter)baut oder Errungenschaften anschafft.
Allerdings wird ein Großteil des Weges durch die Vorabwahl (Hafen oder Kolonie) vor Spielbeginn vorgezeichnet. Jedenfalls ist es eher nicht angesagt, beide Hauptstrategien zu verfolgen, da man zu langsam wird. Man erhält nämlich nur für die Zahl der am weitesten vorangeschrittenen Grundstruktur eine entsprechende Würfelzahl, die wiederum die Zahl der Möglichkeiten nach dem Wurf und das Einkommen bedingt. Hat man 5 Kolonien und 1 Hafen, würfelt man mit 5 Würfeln, ebenso bei umgekehrtem Verhältnis. Hat man jedoch 3:3 Kolonien/Häfen, erhält man nur 3 Würfel. Damit wird das Spiel asynchron, was allerdings auch reizvoll ist.
Mit dem Ausfüllen der Bögen schafft man eine Art Spiel-Log, den man hinterher noch mit den Mitspielern diskutieren kann. Es gibt eine gewisse Interaktion durch Tributforderungen und die Handhabung von Totenkopfwürfeln (bei bestimmten Anzahl betreffen die Würfe nicht nur die eigene "Katastrophenlage, sondern auch die der Mitspieler), aber unterm Strich ist IWDZ/WBZ ein Multi-Solitärspiel.
*** Komplexitätsbalance und Erklärbarkeit (1.0/1.5 Würfelaugen)
Man muss mit einer anderen Erwartungshaltung als beim großen Bruder an das Spiel herangehen. Es hat mit diesem auch von der Komplexität her nichts zu tun, ist aber definitiv KEIN einfaches Sammelspiel wie Kniffel. Die Entscheidungen, die getroffen werden müssen, sind vielfältig, wenngleich bei den zwei Grundstrategien (Kolonie = Militär; Hafen = Handel) oft zwischen den Spielen ähnlich. Immerhin kann man mal diverse, teils auch überraschende Entwicklungen entdecken. In unseren ersten Runden hatten wir den Schiffbau gar nicht auf dem Schirm, ehe mein Sohn sich dafür entschied und eine richtig gute Strecke hinlegte. Man sollte also mit entspannten und nicht den Geist ultimativ fordernden Erwartungen da heran gehen, dann ist das Spiel durchaus sehr unterhaltsam.
Die Regel ist gut geschrieben, zudem ist alles auf den Bögen nochmal aufgeführt, was man für seine Entscheidungen wissen muss. Leider wurde der besagte Schiffbau bezüglich seienr Kosten im Bogen vergessen. Aber das ist nicht weiter schlimm. Der Zugunag zum Spiel ist schnell hergestellt. Durch den geringen Materialaufwand im Übrigen auch ein gutes Reisespiel.
*** Variabilität und Langzeitspielbarkeit (1.0/1.5 Würfelaugen)
Leider wird sich das Spiel abnutzen. Irgendwann hat man den für sich besten Strategieweg gefunden, von dem einen auch die Mitspieler nicht abbringen können. Dennoch wird man eine ganze Weile neue Wege ausprobieren können. Und der Fortschritt ist ja durch das Kreuzchenprinzip auf dem Bogen direkt zu sehen: Alles, wofür man seine durch die Würfel gewonnen Ressourcen einsetzt, wird mit den Brettchen-Markern dokumentiert (in den Fällen, wo es auf oder ab gehen kann) oder als Kreuzchen auf dem Spiel-Bogen vermerkt (in den Fällen, wo keine Veränderung nach unten mehr Möglich ist).
Der Vorgänger hatte eine Erweiterung, diese Edition bislang nicht. Das könnte ein neuer Spielbogen mit neuen Errungenschaften sein oder noch andere Würfel. Ob dadurch der Spielspaß wesentlich erhöht werden kann, bleibt zu bezweifeln.
Es gibt eine offizielle Solovariante, was auch mal nett sein kann. Ich schwanke hier zwischen 0.5 und 1 Punkt, nicht weil ich das Spiel in alle Ewigkeit spielen möchte, sondern weil es schnell mal auf den Tisch gebracht ist und auch Wenigspieler bislang durch die Bank damit gut zurecht kamen und ihren Spaß hatten. An trüben Sonntagen versuche ich immer etwas komplexeres vorzuschlagen, bin aber immer gerne für eine Partie -Würfel-Wandel zu haben.
Fazit: Kein großes Format, schon gar nicht im Vergleich zum großen Bruder, aber auch kein einfaches Kniffel, wie oft behauptet. Ein vom Material her sehr ansprechendes, schnell erlernbares und durch seine variablen Handelsstränge durchaus taktisches und nur zum Teil glückslastiges Spiel, das als Appetizer in der Spielrunde dienen kann, aber auch auf Reisen gut und gerne gespielt wird.
Im Wandel der Zeiten, das Würfelspiel (Bronzezeit): 4 von 6 Würfelaugen.
Peter hat Im Wandel der Zeiten - Das Würfelspiel - Eisenzeit klassifiziert.
(ansehen)