Ehrlich gesagt, bin ich ja kein großer Freund kooperativer bzw. semi-kooperativer Spiele. Nichtsdestotrotz konnte ich mich mehrfach dazu überwinden, bei diesem Spiel mitzuspielen. Das ist schon mal kein schlechtes Zeichen! Zwar wird dieses Spiel dennoch nie zu meinen Favoriten gehören, aber es hat mir immerhin auch nicht die Laune verhagelt. Der Spielverlauf ist auf jeden Fall recht zügig und kommt meist ohne längere Grübel-Pausen aus. Das liegt zum einen daran, dass man nur maximal 4 Aktionen pro Zug zur Verfügung hat und diese sind schnell aufgebraucht. Zum anderen besteht ein nicht unerheblicher Teil des Spiels aus Interaktion. Es wird bei diesem Spiel zwangsläufig viel geredet. Meist geht es dabei um irgendwelche Absprachen oder darum, wer infiziert ist und wer nicht. Dabei kann es schnell mal zu falschen Anschuldigungen kommen, denn die Infizierten tun natürlich alles, um den Verdacht von sich zu weisen und auf andere zu lenken. Manchmal kann das sogar in regelrechte Hexenjagden ausarten. Nur ob es dabei immer die richtigen erwischt, bleibt oft bis zum Schluss fraglich.
Von der Strategie her würde ich das Spiel nicht unbedingt als Schwergewicht einstufen, da die taktischen Möglichkeiten doch insgesamt relativ überschaubar sind. In der Spielregel finden sich einige nützliche Tipps, die man ruhig beherzigen sollte. So wird einem geraten, sich so schnell wie möglich mit Fund-Karten einzudecken, da man sein Kartenlimit niemals unterschreiten darf und ohne genügend Karten kann man auch keine ausspielen. Wichtig sind auch Benzin-Karten, denn ohne sie kann man schnell Opfer eines Infektions-Versuchs werden. Außerdem sollte man zum Ende seines Zuges darauf achten, wo sich die Parasiten befinden. So paradox es klingen mag, aber ein Raum mit drei oder vier Ausgängen und vielen Parasiten ist oft sicherer, als ein Raum mit wenig Ausgängen. Daneben ist noch zu beachten, dass der Reaktorraum tauschfreie Zone ist, so dass man sich hier nicht von anderen anstecken lassen kann. Nicht nur der Strategie-Faktor ist überschaubar, sondern auch der Glücksfaktor hält sich in Grenzen. Das beste ist natürlich immer, eine Benzin-Karte zu ziehen, denn die tollsten Ausrüstungsgegenstände nutzen nichts gegen eine Infektion. Ab und zu ist noch etwas Würfelglück in Bezug auf die Parasiten-Verteilung im Spiel, aber damit hat es sich dann auch.
Was auf jeden Fall groß geschrieben werden kann, ist die Abwechslung. Das Spiel verläuft immer wieder anders und ist auch immer von gewissen Zufallsfaktoren abhängig. Vor allem die Klärung, wer infiziert sein könnte, nimmt oft regelrecht paranoide Züge an, weil keiner keinem trauen kann und man nie so genau weiß, wen es bereits erwischt haben könnte. Da gab es oft hitzige Diskussionen, wo man selbst mit Logik nicht immer weiterkam. Manchmal kam es auch zu den tollsten Kapriolen, weil in den Fund-Karten auch eine Spritze vorkommt, die einen Infizierten heilen kann, wenn er sie denn vom richtigen verabreicht bekommt. Natürlich muss dann genau abgewogen werden, ob das sinnvoll ist, denn manchmal kann so eine Aktion auch ins Leere laufen. In jedem Fall kann bei diesem Spiel ein gewisses schauspielerisches Talent unter Umständen vorteilhaft sein, um andere in die Irre zu führen. Zwar gelingt es den Menschen meist, die Oberhand zu behalten, aber es kann manchmal auch extrem knapp werden und das Spiel steht auf des Messers Schneide. Obwohl sich das Spiel nur sehr bedingt mit einem Videospiel vergleichen lässt, ist die Umsetzung des Themas insgesamt gut gelungen.
### FAZIT ###
Auch wenn ich – wie eingangs erwähnt – kein großer Freund von Kooperativ-Spielen bin, habe ich bei diesem Spiel doch einigen Spaß gehabt, unabhängig davon, in welcher Rolle ich mich am Ende wiedergefunden habe. Die Umsetzung des Themas ist gut gelungen und das Spiel insgesamt auch recht kurzweilig. Zwar bleibt die Spieltiefe auf einem überschaubaren Niveau, zumal es in dem Spiel einige Logik-Lücken gibt. Dennoch ist es selbst für Vielspieler immer noch reizvoll. Nur die Spielregel hat trotz ihrer Überarbeitung immer noch einiges an Optimierungs-Potential. Deswegen kann ich hier auch nicht ganz die volle Punktzahl vergeben, aber es reicht immer noch für 4 von 6 Benzin-Kanistern.
Edgar hat Panic Station klassifiziert.
(ansehen)