In City Tycoon geht es um das Amt des Bürgermeisters in einer kleinen aber schnell wachsenden Stadt. Und da man von den Bürgern der Stadt in dieses Amt gewählt wird, gilt es im Rahmen der Stadtentwicklung, an der die bis zu fünf Mitspieler maßgeblich beteiligt sind, die Bedürfnisse der Bürger bestmöglich zu berücksichtigen. Kraftwerke sind dabei von entscheidender Bedeutung und neben der Wählergunst muss auch auf ausreichende Geldeinnahmen geachtet werden, denn der Stadtbau ist teuer. Am Ende wird derjenige Bürgermeister, dem dies am besten gelungen ist.
Alles beginnt recht gut überschaubar mit einem Startplättchen, das die ersten vier Stadtgebiete umfasst. Ein Solar- und ein Windkraftwerk liefern die ersten Energievorräte und zwei Sehenswürdigkeiten machen das noch brachliegende benachbarte Bauland attraktiv.
Die 120 Stadtplättchen, die im Laufe des Spiels einen Großteil der Stadtfläche einnehmen und das Stadtbild bestimmen werden, sind durch Ziffern auf ihrer Rückseite entsprechend der Anzahl an Spielrunden in vier Gruppen geteilt und diese kommen in aufsteigender Reihenfolge Runde für Runde zum Einsatz. Während die ersten Plättchen noch relativ überschaubar sind, was Kosten und Erträge angeht und in erster Linie vorbereitenden Charakter für die später ins Spiel kommenden Stadtgebiete haben, die immer teurer aber auch immer ertragreicher werden.
Jede Runde erhält jeder Spieler sechs Plättchen der aktuellen Stadtplättchengruppe, von denen er sich zunächst nur eines auswählt und die übrigen an seinen linken Nachbarn weitergibt. Aus den vom Nachbarn erhaltenen Plättchen wird wiederrum eines ausgewählt und der Rest weitergegeben, bis am Ende jeder Spieler wieder über sechs Stadtplättchen verfügt, mit denen er nun die laufende Spielrunde bestreiten muss.
Die Spielerreihenfolge wird zunächst ausgelost und ergibt sich in den folgenden Runden aus der Finanzkraft der Spieler. Derjenige mit dem wenigsten Geld ist für die nächste Runde Startspieler usw. und damit das auch gleich am Anfang so ist und der Startspielervorteil etwas abgeschwächt wird, erhält der zufällig bestimmte Startspieler weniger Startkapital als die nachfolgenden Spieler, die immer 2 EUR mehr als ihr Vordermann erhalten.
Das eigentliche Herzstück einer Spielrunde besteht aus dem ausbauen der Stadt und dem anschließenden versorgen von Stadtplättchen. Reihum wählen die Spieler eines ihrer Gebäude und entscheiden sich für eine von drei Möglichkeiten. Entweder werden die Baukosten bezahlt und das Plättchen mindestens mit einer Seite an das bereits ausliegende Stadtgebiet angrenzend ausgelegt, oder es wird gegen ein Kraftwerk ausgetauscht, das dann in gleicher Weise an Stelle des Stadtplättchens gebaut wird, oder das Stadtplättchen wird für 5 EUR verkauft und es wird nichts gebaut. Sechs Mal muss diese Entscheidung getroffen werden, dann haben alle Spieler ihre sechs Gebäude gebaut, mit ihrem Besitzmarker gekennzeichnet und die Versorgung der Stadt kann beginnen.
Jetzt wird es Zeit einen genaueren Blick auf die Stadtplättchen zu werfen. Links oben in der Ecke sind die Baukosten zu sehen, darunter die unmittelbaren Auswirkungen beim Bau in Form von Symbolen sowie die symbolisierten Bedürfnisse dieses Stadtplättchens entlang der unteren Kante des Plättchens. Kraftwerke unterscheiden sich hier ein wenig. Sie haben kein Bedürfnis, produzieren dafür Energie und diese liegt an der linken Kante in Form von Würfeln. Die untere Kante gibt vor, ob diese Energie auch in der folgenden Runde produziert wird, oder ob das Kraftwerk quasi erschöpft ist.
Reihum haben die Spieler nun also die Möglichkeit die Bedürfnisse eines ihrer ausliegenden Stadtplättchen zu befriedigen. Die Bedürfnisse bestehen aus einer bestimmten Anzahl roter, blauer oder gelber Rohstoffwürfel oder aus einer Kombination aus verschiedenfarbigen Würfeln. Während gelbe Würfel auf bestimmten Stadtplättchen produziert werden und direkt aus dem Vorrat eines Spielers am Bedarfsort abgelegt werden dürfen, müssen die roten und blauen Energiewürfel dorthin transportiert werden. Dabei können Kosten in nicht unerheblichem Umfang entstehen und es muss immer gut abgewogen werden, ob sich die Sache auch wirklich lohnt.
Wird ein Energiewürfel in einem eigenen Kraftwerk produziert, kostet er dem Kraftwerksinhaber nichts, alle anderen müssen pro Energiewürfel 2 EUR an den Inhaber (oder in die allgemeine Kasse) zahlen. Anschließend muss der Würfel ausgehend vom Kraftwerk von einem Stadtplättchen zum anderen bis zum Zielort transportiert werden, wobei auch hier Kosten in Höhe von 2 EUR pro Würfel pro Stadtplättchen, das einem nicht gehört, entstehen. Ist das Bedürfnis eines Stadtplättchens schließlich befriedigt, erhält der entsprechende Spieler den an der unteren Kante angegebenen Ertrag in Form von gelben Rohstoffwürfeln, Siegpunkten, Geld usw.
Hatten alle Spieler die Gelegenheit ein Stadtplättchen zu versorgen, beginnt eine neue Versorgungsrunde, so lange, bis alles Spieler keine weitere Versorgung mehr durchführen können oder wollen, wobei zu beachten ist, dass jedes Stadtplättchen nur einmal pro Runde versorgt werden darf, auch wenn zwei verschiedene Bedürfnisse angegeben sind.
Nach der Versorgung werden alle Rohstoffwürfel zurück in den Vorrat gelegt bzw. als Vorrat auf die Kraftwerke, die nicht nur einmalig Energie liefern, und neue Gebäudeplättchen der nächsten Gruppe werden an die Spieler verteilt.
Nach vier Runden endet das Spiel. Je 10 EUR bringen dann noch einen Siegpunkt und der Spieler mit den meisten Punkten darf sich Bürgermeister dieser soeben entstandenen Stadt nennen.
City Tycoon ist das zweite "Stadtbauspiel", das mir innerhalb kurzer Zeit auf den Spieletisch geflattert ist. Wieder lassen die Spieler eine Stadt entstehen doch diesmal ist das Hauptaugenmerk auf das Ressourcenmanagement und den Ressourcentransport gerichtet, während bei Suburbia mehr stadtplanerische Elemente zum Tragen kommen und die Auswirkungen von Stadtplättchen auf ihre unmittelbare - und manchmal auch weitläufigere - Umgebung berücksichtigt werden müssen.
Die Auswahl der Stadtplättchen erlaubt in gewissem Umfang strategische Überlegungen und deren Auslegen ist taktisch genauso wie beispielsweise die Überlegungen zur Reihenfolge, in der man seine Stadtplättchen versorgt um möglichst viel Versorgungsarbeit leisten zu können und dabei vielleicht auch noch der Konkurrenz dringend benötigte Energiewürfel vor der Nase wegzuschnappen. Das ist fordernd, zumal man immer flexibel bleiben muss. Grundsätzlich sollte man allerdings in der ersten Runde auf Geld- und Energienachschub achten. Mit jeder weiteren Runde muss man immer mehr auch auf Siegpunkterträge achten, die aber eine solide finanzielle Grundlage voraussetzen. Optisch ist City Tycoon gewöhnungsbedürftig und das ist wohl auch der Grund, warum es aus meiner Sicht anfangs schwer ist immer die Übersicht zu behalten. Spielerisch hat City Tycoon seinen Reiz durchaus seinen Reiz, mir persönlich allerdings gefällt das von vielen als "zu trocken" bezeichnete Suburbia deutlich besser. Das Ausprobieren lohnt sich in jedem Fall.
Holger hat City Tycoon klassifiziert.
(ansehen)