Titel: De Vulgari Eloquentia
Ich habe in dieser Bewertung das Fazit vorangestellt, um denjenigen, die lieber eine Kurzinfo wünschen, zu ermöglichen sich einen Überblick zu verschaffen.
Ich weise außerdem daraufhin, dass ich dieses Spiel sicherlich nicht in seinem gesamten Umfang und vollständig bewerten kann ;-)
Ein erstes Fazit:
Es handelt sich um ein extrem komplexes Spiel mit einer ungewöhnlichen Thematik. Die Spielanleitung ist umfangreich und auch ein bisschen anspruchsvoll aufgrund der großen Vielfalt der Spielmechanismen. Ich habe versucht, einen Eindruck davon in meiner Spielbeschreibung zu vermitteln (deshalb ist sie so umfangreich).
Mir haben die vielen Details, die es in diesem Spiel zu entdecken gilt und die Vielzahl der taktischen Möglichkeiten (Beispiele: konvertiere ich zum Kirchenmann und bin von Almosen abhängig, oder bleibe ich Kaufmann, besetze ich die Ausruhenleiste und bin immer zuerst dran, in welche Zone ziehe ich meine Spielfigur, schaffe ich es Manuskripte in fünf Farben zu sammeln, schaffe ich es als erster das Ende einer Leiste zu besetzen, etc.) besonders gut gefallen.
Die Spieler müssen rausfinden, was zu welchem Zeitpunkt wichtig ist und wie komme ich meinen Mitspielern zuvor. Hier ist das Besetzen der Ausruhenleiste einer der Schlüssel. Diese Taktik erscheint (für mich) dominant – vielleicht ein wenig zu dominant.
Das *Zuvorkommen* ist der interaktive Teil des Spiels und am Ende auch die Papstwahl noch. Ansonsten sind die Spieler damit beschäftigt, ihren *eigenen Weg* zu optimieren. Das erzeugt eine konstruktive Spannung.
Die Entscheidung vom Kaufmann zum Kirchenmann zu konvertieren, gilt für das gesamte Spiel. Auch muss man sich entscheiden, ob man auf *allen Hochzeiten* tanzen möchte, oder sich nur auf ein paar Möglichkeiten konzentriert.
Ich habe dieses Spiel für mich noch nicht vollständig erschlossen, aber eine Ahnung davon erhalten, was ich hier für ein tolles, spannendes und strategiereiches Spiel vor mir habe. Leider ist das Thema: *Dialekte zu entziffern und eine gemeinsame Sprache zu entwickeln* sehr anspruchsvoll gewählt. Mir gelang es bisher kaum, jemanden unvoreingenommenen an den Spieltisch zu bekommen. Es ist ein Spiel für Vielspieler.
In meiner Gesamtbewertung ist es mir 5 Punkte wert.
Wer mehr wissen möchte, der sollte weiterlesen:
Spieltyp: Strategiespiel
Spieldauer: 120 Minuten Spieleranzahl: 2 bis 5 Spieler ab 14 Jahren
Spielziel/-idee:
Italien im späten Mittelalter. Die Spieler schlüpfen zunächst in die Rolle von Kaufleuten (Stoffhändlern) und müssen ihre Verträge in einer allgemeinverständlichen Sprache niederlegen. Jeder Spieler versucht nun seinen Beitrag zu leisten, dass diese Sprache entstehen kann. Da sie aber noch nicht über das notwendige Wissen verfügen, machen sie sich auf die Reise und sammeln in den verschiedenen Regionen unterschiedliche Manuskript-Kärtchen.
Im Verlauf können die Spieler zu Bankiers aufsteigen oder sie steigen die die kirchliche Hierarchie ein und werden möglicherweise der nächste Papst. Das alles bringt Volgare-Punkte. Wer am Ende die meisten hat gewinnt das Spiel.
Spielvorbereitung:
• Spielplan auslegen
• Ereigniskarten auf die Spielrundenleiste (in der Mitte des Spielplans) auslegen. Die Nummer 10 wird immer auf das Feld 10 gelegt. Die anderen Kärtchen von 1 bis 9 werden gemischt und ein zufällig gezogenes wird auf Feld 1 gelegt. Nun müssen die restlichen Kärtchen wieder aufsteigend auf die Felder gelegt.
• Klötzchen auslegen: Je nach Spieleranzahl wird eine bestimmte Anzahl an Klötzchen in den Beutel gegeben (Beisp. Bei 4 Spielern: 8 x rot (Politiker); 7 x schwarz (Adelige); 17 x gelb (Äbtissinnen); 10 x grün Sekretäre).Nun werden auf die ersten 7 Felder (bei 4 Spielern = 6 pro Feld) die Klötzchen verteilt. Von den Klötzchen des Feldes 1, können die Spieler in der ersten Runde auswählen etc..
• Die fünf päpstlichen Ereigniskärtchen werden verdeckt auf die Felder 12 bis 16 der Spielrundenleiste gelegt. Sie regeln das Ende des Spiels.
• Die fünf Sonnengesangs-Kärtchen (klein, quadratisch) werden offen und zufällig auf die grauen Felder neben den Städten Cortona, Celano, Norcia, Urbino und Assisi gelegt. Sie geben die Spielrunde an, die die jeweilige Stadt aktiv und zugängig werden kann.
• Die Manuskriptkärtchen werden nach ihren Nummern sortiert und verdeckt in Stapeln rechts neben den Spielplan gelegt. Nun werden von jedem dieser Stapel eine Anzahl Kärtchen (ein Kärtchen weniger, als es Spieler hat) auf das entsprechende Feld auf dem Spielplan gelegt
• Das Manuskript-Kärtchen *LIngua Volgare* wird offen neben den Spielplan gelegt.
• Jeder Spieler erhält 20 Scheiben, 1 Spielfigur (kommt auf das Feld Startregion), 10 Ducati und einen Sichtschirm
• Ducati auslegen (Bank)
• Die fünf Ordensbruder- und die fünf Kardinal-Kärtchen werden offen in zwei Reihen ausgelegt
• Die acht päpstliche Bibliotheks-Kärtchen werden auf das entsprechende Feld auf dem Spielplan gelegt
Spielablauf:
Das Spiel kann 13 bis 16 Runden dauern. Das hängt von den päpstlichen Ereigniskarten ab. Wurden zwei rote Kärtchen dort aufgedeckt, ist der Papst gestorben und diese Runde ist die letzte. Jede Runde ist in vier Phasen aufgeteilt:
1. Ereignis
• Spielrundenanzeiger ins nächste Feld setzen
• Das jeweilige Ereigniskärtchen wird auf das entsprechende Feld der Italien Karte gelegt
• Die nicht verwendeten Klötzchen der Vorrunde werden auf das erste verfügbare Feld gelegt. Es gibt allerdings ein Limit gemäß der Spieleranzahl (bei 4 = max. 6 Klötzchen) und sie müssen in der Reihenfolge: rot, schwarz, gelb, grün.
• Die Klötzchen der momentanen Runde werden auf die Aktionsfelder (rechts) verteilt
• Die in der vorherigen Runde genommenen Manuskript-Kärtchen werden ersetzt
2. Almosen
Jeder Ordensbruder erhält vom reichsten Kaufmann 5 Ducati, für jeden Kardinal 10 Ducati, sofern der Kaufmann reicher ist als die Spieler mit den Kirchenleuten. In bestimmten Fällen bekommen die Kirchenleute die Almosen aus der Bank. Ab der 12. Runde gibt es keine Almosen-Phase mehr.
3. Zugreihenfolge
• Die Scheiben der Spieler auf der Zugreihenfolgen-Leiste werden in umgekehrter Position zu ihrer Position auf der Wissensleiste gelegt.
• Hat ein Spieler eine Scheibe auf der Ausruhen-Leiste wird dieser ungeachtet der Position auf der Wissensleiste Startspieler.
4. Während jeder Runde kann der Spieler 5 Aktionen aus den folgenden ausführen:
• Bewegung der Figur und Interaktion mit den verschiedenen Zonen der Karte
Kosten der Bewegung über Land:
In angrenzende Zone = 1 Aktion und 0 Ducati
In nicht direkt angrenzende Zone = je Zone 1 Aktion und einmalig 10 Ducati
Kosten der Bewegung über Wasser (von Hafen zu Hafen):
Figur aufs Meerziehen (bleibt dort bis zur nächsten Runde)= 1 Aktion und 0 Ducati
Figur direkt in anderen Hafen im selben Meer = 3 Aktionen und 10 Ducati
Interaktion mit Zonen (vor oder nach der Bewegung). In der Stadt von der man startet oder in der man ankommt erhält man:
o Ducati oder Wissenspunkte bekommen
o In der Sonnengesangsleiste vorrücken
o Konvertieren und Ordensbruder werden
o Ordensbrüder können zum Kardinal aufsteigen
o Umwandeln von grünen Klötzchen in Volgare- oder Wissens-Punkte
• Manuskripte nehmen
Jeder Spieler kann pro Zug max. 1 Manuskript nehmen und hinter seinen Sichtschirm legen. Dabei darf die Stufe seines Wissenswerts nicht niedriger sein, als der Manuskriptwert. Jede Stufe kostet eine Aktion. Die Farbe der Zone, in der er sich befindet muss gleich sein wie die Farbe des Manuskriptes. Sind alle Manuskripte der Stufe 1 genommen, rücken die weiteren Manuskripte nach oben auf.
Sobald die Manuskripte eine Reihe aufgerückt sind, kommt die *Lingua Volgare*ins Spiel. Sie kostet 4 Aktionen und benötigt einen Wissenswert von 8.
• Klötzchen (Politiker, Adelige, Äbtissinnen oder Sekretäre) nehmen
o Politiker (rotes Klötzchen):
Nutzen: hat den Wert 3 am Ende und für den Stupor Mundi (Sonderaktion der 10. Runde)
Um Kardinal zu werden braucht man einen.
Kosten für 1 Politiker = 1 Aktion und 30 Ducati; für 2 = 4 Aktionen und 60 Ducati
o Adelige (schwarzes Klötzchen):
Nutzen: hat den Wert 2 am Ende und für den Stupor Mundi
Sofortiges Ablegen und 20 Ducati erhalten.
Kosten für 1 Adeligen = 1 Aktion; für 2 = 4 Aktionen
o Äbtissinnen (gelbes Klötzchen):
Nutzen: hat den Wert 1 am Ende und für den Stupor Mundi
Sofortiges Ablegen und Fortschritte beim Sonnengesang machen Abgeben um in Bologna zu studieren
Kosten für 1 Äbtissin = 1 Aktion und 15 Ducati; für 2 = 4 Aktionen und 30 Ducati
o Sekretäre (grünes Klötzchen):
Nutzen: hat den Wert 1 am Ende wenn es hinter dem Schirm liegt
Alle grünen Klötzchen vor dem Schirm können in Wissen gewandelt werden = 3 Felder
Kosten für 1 Sekretär = 1 Aktion; für 2 = 4 Aktionen
• Den Psalter studieren, bedeutet dass der Spieler für eine Aktion in der Wissensleiste 3 Felder vorrücken darf
• Kleine Geschäfte machen, bedeutet dass der Spieler für eine Aktion 10 Ducati aus der Bank nehmen darf
• Auf einer der Leisten vorrücken - Kosten = pro Feld 1 Aktion:
o Rätsel von Verona: Wer am Ende am weitesten vorne ist bekommt VP
o Bologna: Wer das letzte Feld erreicht muss 20 Ducati und eine Äbtissin bezahlen und erhält Wissenspunkte (je früher im Spiel desto mehr)
o Orient: wenn ein Kaufmann das letzte Feld der Leiste erreicht, erhält dieser Spieler jedes Mal wenn er in seinem Zug von einer Handelsstadt startet oder dort beendet, 10 Ducati zusätzlich
o Sonnengesang der Botschafter: wenn seine Figur auf der aktiven Franziskanerstadt steht, darf vorgerückt werden. Der Spieler, der am weitesten kommt erhält 9 VP- der zweite 4.
o Päpstliche Bibliothek: ab der 12. Runde ist es möglich, dass der Spieler gemäß seines Feldes 1 bis 4 Bibliotheks-Kärtchen nehmen darf (eines auswählen 3 zurück) und hinter seinen Schirm legen darf. Das bringt am Ende VP.
o Ausruhen: der Spieler der hier am weitesten vorne liegt wird Startspieler.
Spielende:
Ist das zweite rote Ereigniskärtchen aufgedeckt, ist der Papst gestorben und die letzte Runde eingeläutet: Alle Spieler bewegen (ohne Aktionen) sofort ihre Spielfiguren nach Rom. Jetzt findet eine abschließende Wahl statt, in der jeder Spieler noch in ein höheres Amt gewählt werden kann. Dazu zählen die roten Klötzchen 3, die schwarzen 2 und die gelben 1 Stimme:
• Jeder Kaufmann, der 7 Stimmen ablegt, wird Bankier und bekommt 6 VP
• Jeder Ordensbruder, der 10 Stimmen ablegt, wird Benediktiner-Mönch (=11 VP)
• Jeder Kardinal, der 11 Stimmen ablegt, wird Kardinalkämmerer (=14 VP)
• Ein einziger Kardinal, der 17 Stimmen ablegt, wird Papst (=12 VP)
Weitere Volgare Punkte gibt es für:
• Für den höchsten Gesamtwert an Klötzchen = 3 VP
• Für jedes grüne Klötzchen = 1 VP
• Für die Päpstlichen Bibliotheks-Kärtchen = 2, 3, oder 4 VP
• Ist der reichste Spieler ein Kaufmann = 7 VP / ist es der Kirchenmann = 3 VP
• Verona-Leiste: 4,5,oder 6 VP
• Sonnengesangs-Leiste = der erste 9 VP; der zweite 4 VP
• Manuskripte gemäß ihres Wertes
• Besitzer des Lingua-Volgare-Manuskriptes = 8 VP
• Für 5 verschiedene Manuskriptfarben ) = 5 VP
• Für verschiedene Personenkarten je 4 VP
Reinhard hat De Vulgari Eloquentia klassifiziert.
(ansehen)