Titel: Orléans
Autor: Reiner Stockhausen
Spieltyp: Bag-Building-Spiel
Spieldauer: ca. 90 bis 120 Minuten
Spieleranzahl: 2 bis 4 Spieler ab 12 Jahren
Spielziel/-idee:
Die Spieler werden in das mittelalterliche Frankreich versetzt. Dort versuchen sie mittels Warenproduktion, Handel, Entwicklung und mit ihrem Engagement fürs Gemeinwohl, Waren, Münzen und Punkte zu erringen.
Spielvorbereitung:
• Der große Spielplan und der Spielplan *Segensreiche Werke* werden ausgelegt
• Die Technikplättchen werden als Stapel auf das jeweilige Feld des Spielplans ausgelegt.
• Die Stundenglaskärtchen (Ereignis pro Runde) werden als verdeckter Stapel ausgelegt. Das Plättchen *Wallfahrt* (helles Plättchen) kommt oben auf den Stapel und ist das Startplättchen.
• Die Würfel der Spieler kommen auf die Startfelder der unterschiedlichen Leisten
• Die neutralen Personenplättchen werden sortiert nach Berufsstand als Stapel neben die entsprechende Leiste des Spielplans gelegt
• Die 13 Bürgerplättchen werden auf die jeweils gekennzeichneten Flächen gelegt. Eines kommt auf den Reiseplan
• Das Geld wird bereit gelegt
• Jeder Spieler erhält 1 Gefolgsleutebeutel, 5 Geld, 7 Würfel, 1 Händlerfigur, 10 Kontore, seine 4 Gefolgsleute und 1 Spielertableau
• Die Händlerfigur jedes Spielers kommt nach Orléans
• Die Warenplättchen werden verdeckt gemischt und anschließend aufgedeckt. Die restlichen Plättchen kommen als Vorrats-Stapel links oben auf den Spielplan
• Die Ortskarten werden nach Stapel I und II sortiert und als verdeckte Stapel ausgelegt (*Badehaus* spielt nicht mit, weil es zu mächtig ist).
Spielablauf:
Das Spiel läuft über 18 Runden und jede Runde besteht aus 7 Phasen:
• 1. Stundenglas: Der Stundenglasstapel ist gleichzeitig der Rundenanzeiger. Wird das letzte Plättchen aufgedeckt endet das Spiel am Ende dieser Runde. Das Stundenglasplättchen zeigt ein Ereignis, das für alle Spieler gilt und in Phase 6 abgehandelt wird.
• 2. Volkszählung: Hier schaut man, wer die wenigsten und wer die meisten Bauern hat. Der mit den (alleinig) wenigsten muss ein Geld zahlen, der mit den meisten Bauern erhält ein Geld aus der Bank.
• 3. Gefolgsleute: Der Spieler zieht die ihm erlaubte Anzahl (Ritterleiste) an Gefolgsleuten aus seinem Beutel und platziert sie auf dem Markt seines Spielertableaus. Es dürfen nur so viele platziertwerden wie Platz auf dem Markt ist.
• 4. Planung: Personen, die auf dem Markt stehen, können nun auf die farblich passenden Aktionsfelder der Orte platziert werden. Man kann diese Plättchen auch dort liegen lassen und später nutzen. Die Orte lösen in der nächsten Phase Aktionen aus
• 5. Aktionen: die aktivierten Orte können nun reihum (eine Aktion, dann der nächste, etc.) ausgelöst werden. Die eingesetzten Gefolgsleute kommen nach Ausführung sofort in den Beutel. Ausnahme: Technikplättchen (bleibt dort dauerhaft liegen, wo es einmal hingelegt wurde = Joker). Haben alle Spieler gepasst kommt Phase 6.
• 6. Ereignis: Das in Phase 1 aufgedeckte Stundenglas wird nun abgehandelt.
• 7. Wechsel: Der Startspieler wechselt zum linken Nachbarn.
Spielende:
Das Spiel endet nach der 18. Runde. Der Spieler, der die meisten Kontore gebaut hat, erhält das Bürgerplättchen (bei Gleichstand, bekommt es keiner). Es erfolgt die Wertung:
• Jede Münze ist 1 Siegpunkt
• Die Warenplättchen bringen Siegpunkte gemäß ihrem aufgedruckten Wert
• Die Anzahl der eigenen Kontore plus Bürgerplättchen werden multipliziert mit dem Wert der Entwicklungsleiste = Siegpunkte
Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt, bei Gleichstand, der der auf der Entwicklungsleiste weiter vorne ist.
Bewertung / Fazit:
Bei Orléans handelt es sich um ein vielfältiges, spannendes und kurzweiliges Strategiespiel. Die Spielanleitung ist klar und gut verständlich verfasst. Es sind zahlreiche Vorbereitungen zu treffen, bis so jedes Plättchen seinen richtigen Platz bzw. das richtige Säckchen gefunden hat.
Dieses Säckchen bildet im Verlauf des Spiels den Vorrat an Gefolgsmännern für den Spieler, die er für seine Aktionen benötigt. Man zieht aus dem Säckchen die erlaubte Anzahl, setzt diese auf seinem Tableau ein, um einen weiteren Gefolgsmann zu erwerben und mit diesem gleichzeitig eine Aktion auszulösen. Genauso wie, man sein Säckchen befüllen kann, kann man es mit der Rathaus-Aktion wieder bereinigen/leeren. Wenn man dies geschickt anstellt, kann man dafür heißbegehrte Bürgerplättchen erhalten, die bei Spielende als Multiplikatoren dienen.
Das Spiel zeigt eine große Vielfalt, denn es bietet unterschiedliche Strategien an:
Die Universitätsleiste bringt einen Gelehrten und Entwicklungspunkte für die Entwicklungsleiste. Ist man hier der Schnellste kann man das ein oder andere Bürgerplättchen kassieren, zusätzlich ist der Endwert auf dieser Leiste Teil der Punktemultiplikation.
Im Bauernhaus gibt es einen Bauern und Warenplättchen, die am Ende unterschiedlich viele Punkte bringen, oder auch zum Teil helfen das Rundenereignis zu neutralisieren. Der Erste erhält zudem noch ein Geld – allerdings muss der Letzte eines zahlen.
Die Burgleiste erzeugt Ritter und bestimmt die Anzahl an Gefolgsleuten, die aus dem eigenen Beutel gezogen werden dürfen. Die Ritter sind unabdingbar für das Reisen und das Bauen von Kontoren. Diese sind ebenfalls Teil der Punktemultiplikation.
Wer hier schnell loslegt schafft sich schon einen gewissen Vorsprung gegenüber den Mitspielern, da an jedem Ort außer in Orléans nur ein Kontor gebaut werden darf. Außerdem kann man sich als erster auch die wertvolleren Warenplättchen sichern.
Auf der Handwerkerleiste gibt es einen Handwerker und man erhält ein Technik-Plättchen, das als Joker dient. Dabei muss man sich allerdings frühzeitig festlegen, wohin man diesen Joker bis zum Spielende einsetzt. Anstelle eines Mönchs dürfen diese Plättchen allerdings nie verwendet werden.
Die Händlerleiste bringt einen Händler und erlaubt, sich zusätzliche Orte zu schaffen, die unterschiedliche Vorteile und zusätzliche Aktionsmöglichkeiten bringen, bis hin dass man seine auf 8 Felder begrenzte Marktauslage erweitern darf.
Meine bisherigen Spiele wurden allesamt ohne das Badehaus gespielt. Diesem Ort wird eine spielentscheidene Dominanz nachgesagt, die ich aber bisher nicht erprobt habe.
Geht man ins Kloster erhält man einen Mönch. Dieser stellt einen universell einsetzbaren, flexiblen Joker dar. Sichert man sich rechtzeitig ein paar davon, ist man während des Spiels schon vielseitiger und am Ende schafft man es vielleicht auf dem Plan der *Segensreichen Werke*, noch das eine oder andere Bürgerplättchen zu bekommen.
Ich finde, dass die verschiedenen Möglichkeiten, sich sehr gut ergänzen und sich im Spiel sehr gut aufeinander abgestimmt präsentieren. Es entsteht ein flüssiger Spielablauf mit relativ kurzen Wartezeiten, da die Planungsphase parallel verläuft.
Die Interaktion ist insbesondere beim Reisen, oder beim Voranschreiten auf den Leisten ausgeprägt. Gegen Ende des Spiels auch noch in der Bestückung des Plans *Segensreiche Werke*. Die Interaktion schafft Spannung durch Konkurrenz, ohne sich dabei spielbeherrschend in den Vordergrund zu schieben.
Das Material ist sehr ansprechend gestaltet. Ob die Plättchen auf Dauer den Anforderungen eines häufigen Spielgebrauchs standhalten, bleibt offen. Ein häufiger Einsatz von Orléans ist bei dem ausgesprochenen hohen Wiederspielreiz quasi vorgegeben. Möglicherweise tut dann irgendwann die Erweiterung Not, um Plättchen gegen Figuren auszutauschen.
Orléans ist eines der Spiele aus der Kategorie *gebe-ich-niemals-her* und ist mir deshalb 5 (bis 6) Punkte wert.
Reinhard hat Orléans für 5 Spieler (8. Auflage) klassifiziert.
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