In dem kooperativen Partyspiel [kosmopoli:t] versuchen 4-8 Spieler DAS Restaurant zu führen. Das Markenzeichen des Restaurants soll dabei sein, dass ALLE Spezialitäten, ALLER Nationen bestellt werden können - und das in der jeweiligen Landessprache.
Damit dies gelingt schlüpfen die Spieler in die Rolle der Kellnerin, des Oberkellners und der Köche.
Doch bevor es losgeht, müssen wir erstmal einiges vorbereiten. Zunächst brauchen wir die kostenlose App ´kosmopolit´ (ich empfehle dringend, mit einem Tablet zu spielen!) und Kopfhörer.
Die Kellnerin bedient die App und hört über die Kopfhörer die Bestellung der Gäste. Anschließend teilt sie den übrigen Spielern mit, was sie geglaubt hat, zu verstehen ´Tisch 3 Applflappen!´
Der Oberkellner nimmt die Rolle des Koordinators ein, er darf sich als einziger Notizen machen und diese den Köchen so oft er will, vorlesen. Er hat also als einziger einen Gesamtüberblick.
Die Köche versuchen nun auf ihren Karten das gewünschte Gericht zu finden, wobei sie miteinander kommunizieren dürfen (und sollen), was jetzt eigentlich die genaue Bestellung ist.
Sobald ein Koch die richtige Speise gefunden hat (oder zumindest glaubt, dass er sie gefunden hat), nennt er den übrigen Köchen die entsprechende benötigte Zutat, welche sie nun suchen müssen. Sobald diese Zutat gefunden ist, reicht der Koch dem Oberkellner die Zutaten- und die Speisekarte.
Dieser fügt die passende Tischkarte hinzu und gibt diese drei Karten an die Kellnerin, die damit die Bestellung (hoffentlich) richtig erfüllen kann.
Klingt einfach? Ist es auch! Bis auf drei kleine Kleinigkeiten...
1. Die Gerichte werden in der Mundart des entsprechenden Landes bestellt. Das sind z.B. Ungarisch. Libanesisch und Tibetisch, aber auch Hessisch, Kölsch, Schwäbisch, Berndeutsch, Wienerisch usw.
2. Während die Köche versuchen, das richtige Gericht zu finden, kommen die nächsten Gäste. Die Kellnerin nimmt also ständig neue Bestellungen entgegen. Erwähnte ich schon, dass der Oberkellner der Einzige ist, der im Laufe einer Partie einen Überblick hat?
3. 6 Minuten! Länger dauert ein Level nicht. Da kommt durchaus ´dezente´ Hektik auf.
Anschließend geht es an die Punktverteilung: Ein richtiges Gericht bringt stolze 10 Punkte, ein falsches Gericht hingegen 3 Minuspunkte. Solange die Kellnerin beim gleichen Gast verweilt, darf sie diesen so oft nach seiner Bestellung fragen, wie sie will. Frägt sie jedoch einen anderen Gast noch einmal nach seinem Wunsch, gibt auch das 3 Minuspunkte.
Wird - je nach Level - eine bestimme Mindestpunktzahl erreicht, wird der nächste Schwierigkeitslevel freigeschaltet.
Im Laufe der Levelfreischaltungen erhält man so weitere Tische und weitere Säle und eine Terrasse hinzu, die Kellnerin muss also auf dem Tablet durch die Säle hin- und her wechseln. Und der Oberkellner ist noch mehr gefordert, einen Überblick zu behalten, wer eigentlich was genau bestellt hat.
Schließlich wird sogar noch ein zusätzliches Kartenpäckchen freigeschaltet, welches bis dahin nicht geöffnet werden darf und welches nochmal stolze 55 fortgeschrittenen Karten ins Spiel bringt.
Fazit:
Nimmt man von XCOM - Dem Brettspiel die Hektik und die Rollenverteilung, von Kitchen Rush den Humor und die Hintergrundstory und kombiniert das Ganze mit dem Prinzip der Flüsterpost - wobei man hier noch als Dessert das Konzept ´Mundarten´ beigibt - erhält man [kosmopoli:t].
Damit ist eigentlich alles gesagt...
Um das etwas ausführlicher zu erklären:
Beim Ausdehnen nach dem Sport spricht man vom ´Wohlfühlschmerz´. Ich würde für [kosmopoli:t] gern den Begriff des ´Wohlfühlstress´ einführen.
An der Stelle ein kurzer philosophischer Ausflug: Könnt ihr euch noch daran erinnern, wie lange 6 Minuten am Freitag, im Matheunterricht in der 6. Stunde waren? Dieses Zeitgefühl wünsche ich mir manchmal für [kosmopoli:t], denn hier haben die 6 Minuten ungefähr die Länge einer ´Schlummertaste´ ;-)
Spielmechanisch drückt [kosmopoli:t] bei mir alle richtigen Knöpfe. Es hat ein übergeordnete Progress-System, indem ich via App neue Schwierigkeitsgrade, neue Säle und schließlich auch neue Karten freischalte. Allein das erhöht den Wiederspielwert schon enorm.
Dazu kommt, dass sich jede der Rollen Kellnerin, Oberkellner oder Koch komplett einzigartig spielt, was den Wiederspielwert noch einmal erhöht.
Die Spielidee der ´Mundart-Flüsterpost´ verliert auch nach mehreren Runden nichts von seiner Faszination und bleibt auf hohem Niveau witzig.
Das Spielmaterial ist solide, der Artstyle gefällt mir gut.
Einzig mit der App haperts manchmal. Wir hatten gleich mehrere Abstürze, aber ich bin guter Dinge, dass hier nachgepatcht wird.
Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass wir die ein oder andere Erweiterung sehen werden - gerade mit lokalen Dialekten (ich würde stark für ´Niederbayrisch´ plädieren!) ließe sich bestimmt noch das ein oder andere Gericht zaubern.
Insgesamt wirklich ein gelungenes Spiel, dem ich eigentlich gerne 6 Punkte geben würde. Das kann ich aus zwei Gründen leider nicht machen.
1. Ein Kopfhörer wird benötigt! Mag vielleicht nur uns so gehen, aber das war zunächst echt ein Hindernis, um mit dem Spiel loslegen zu können.
2. Die App macht noch zu viele Zicken...
Daher aktuell ´nur´ 5 Punkte - aber mit klarer Tendenz nach oben.
Hinweis: Diesen Bericht habe ich als Redakteur ebenfalls auf der Webseite www.spieletest.at veröffentlicht.