Autor: Dirk Hillebrecht
Verlag: Eggertspiele (Pegasus)
Spieler: 2 bis 4 ab 8 Jahren
Dauer: unter 1 Stunde
"Wunderland" ist ein sehr schön aufgemachtes Familienspiel. Inspiriert wurde es von der gleichnamigen Hamburger Touristenattraktion, der größten Modelleisenbahnanlage der Welt.
Worum es geht, ist schnell erklärt: Auf dem großen Spielplan sind 8 verschiedene Regionen (die Heimatregion "Knuffingen" und 7 andere) mit jeweils unterschiedlichen Reisezielen abgebildet. Die Spieler versuchen nun "Zielkarten" zu erfüllen, indem sie ihre Spielfiguren (Scheiben) auf die angegebenen Reiseziele ziehen. Für Zielkarten mit 2 Zielen gibt es 15 Punkte, mit 3 Zielen gibt es 20 Punkte und für die 4er-Zielkarte sogar 25 Punkte. Zu Beginn hat jeder Spieler 2 Zielkarten und zieht nach dem Erfüllen immer eine neue nach.
Neben dem Erfüllen von Zielkarten kann man auch Ansichtskarten sammeln. Hierzu muss sich mindestens eine Spielfigur auf einem speziellen Symbolfeld einer Region befinden. Für jede Figur, die man auf das Ausgangsfeld zurücksetzt, erhält man eine Ansichtskarte. Dabei ist entscheidend, von möglichst vielen verschiedenen Regionen Karten zu sammeln, weil dies am Ende umso mehr Punkte bringt (von der Heimatregion gibt es keine Ansichtskarten).
Wie bewegt man nun seine Spielfiguren, von denen jeder Spieler acht besitzt? Ganz einfach: Der Spieler am Zug wählt beliebig viele seiner Figuren aus und zieht mit diesen ein oder zwei Felder weit. Nun kommt der interessanteste Mechanismus: Die anderen Spieler, die ebenfalls Figuren auf dem Ausgangsfeld haben, können mitreisen, d. h. sie wählen ebenfalls eine beliebige Zahl ihrer Scheiben aus und folgen dem Zug-Spieler auf sein Zielfeld, ohne dass sie selbst am Zug sind.
Wenn ein Spieler fünf Zielkarten erfüllt hat, endet das Spiel sofort. Zudem kann ein Spieler, der Ansichtskarten aus sieben Regionen gesammelt hat, das Spielende ansagen (er muss dies jedoch nicht, weil er z. B. vorher noch eine Zielkarte erfüllen möchte).
BEWERTUNG
Das Spiel hat Elemente von "Deutschlandreise" und "Zug um Zug". Man versucht, die vorgegebenen Orte mit seinen Spielfiguren zu erreichen und damit Zielkarten zu erfüllen. Ein gewisser taktischer Einschlag kommt durch das "Mitreisen" ins Spiel. Es kommt darauf an, die Mitreisegelegenheit effektiv zu nutzen, weil man sich so jeweils einen eigenen Zug spart und schneller ans Ziel kommt. Interessant ist es auch, zu versuchen, beide Zielkarten parallel zu erfüllen. Also während man die eine Karte gezielt abarbeitet, sollte man bereits vorbereitend seine Spielsteine in die Regionen befördern, um danach gleich die nächste Karte erfüllen zu können.
Ganz wichtig sind auch die Ansichtskarten, die umso mehr Punkte bringen, je mehr verschiedene Regionen ich abgegrast habe. So sind Karten aus der ersten Region nur einen Punkt wert, Karten aus der zweiten Region schon zwei Punkte, bis hin zu sieben Punkten für jede Karte aus der siebten Region. Oft sind diese Punkte am Ende spielentscheidend.
Wer Fan des Original-Wunderlands ist, wird das Spielmaterial mit besonderer Aufmerksamkeit betrachten. Es ist alles mit viel Liebe zum Detail nachgestellt. Die nett gemachten Fotos auf den Ansichtskarten sind allesamt Detailaufnahmen aus dem echten Wunderland. Andererseits kommt es auf die Fotos spielerisch überhaupt nicht an, es geht nur um die Regionen, aus der die Karten stammen.
Das Spiel ist sehr schnell erklärt, hat einfache Regeln und kann von Familien mit Kindern und Gelegenheitsspielern problemlos gemeistert werden. Die Spieldauer ist mit max. 1 Stunde angenehm kurz. Spielspaß ist durchaus gegeben, wenngleich sich der Spielreiz mit der Zeit abnutzt, da das Spiel taktisch nicht sehr anspruchsvoll ist. Je mehr Spieler mitspielen, desto interessanter ist es, weil dann die wichtige Möglichkeit des Mitreisens öfter genutzt werden kann. Zu zweit ist das Spiel daher eher nicht zu empfehlen.
Interaktion ist praktisch nicht gegeben (wenn man das Mitreisen nicht als Interaktion ansieht). Man kann einem Spieler nichts wegschnappen, jeder Spieler versucht für sich seine Zielkarten abzuarbeiten, woran ihn andere Spieler nicht hindern können.
FAZIT
Wunderland ist ein nettes, unkompliziertes Familienspiel in sehr hübscher Aufmachung, das immer mal wieder auf den Tisch kommen kann. In meiner Bewertung ist es noch "gut" (vier Punkte) - als Zwei-Spieler-Spiel mit Tendenz nach unten, für Kenner des echten Wunderlands mit Tendenz nach oben.
Peter hat Wunderland klassifiziert.
(ansehen)