Welcome to your perfect home ist ein Flip & Write, also so etwas Ähnliches wie ein Roll & Write, aber mit Karten statt mit Würfeln. Empfohlen wird es für 1 bis 50 Spieler ab 10 Jahren. Die Empfehlung der Spieleranzahl macht schon eins deutlich: Es gibt in diesem Spiel keine nennenswerte Interaktion zwischen den Spielern. Einzig ein Punkteunterschied für den ersten und die nachfolgenden Spieler, die einen Bebauungsplan der Stadt erfüllen, sorgt für minimale Konkurrenz, und das Spielende kann ein Spieler ggf. erzwingen, wobei es nur selten Situationen gibt, wo es sich lohnt, das taktisch auszunutzen. Positiv betrachtet, kann man dieses Spiel aber tatsächlich in großen Runden spielen - solange nur alle die in jedem Zug zur Auswahl stehenden Kartenkombinationen erkennen können und solange niemand dabei ist, der mogelt, kann man mit so vielen Mitspielern spielen, wie man möchte.
Eine Besonderheit ist noch das Solospiel, das ein paar kleinere Regelabweichungen zum normalen Spiel hat, aber sich insgesamt nicht sehr viel anders anfühlt und taktisch auch nichts anderes vom Spieler verlangt als das kompetitive Spiel. Was ich in Bezug auf das Solospiel enttäuschend finde, ist, dass es keine Orientierung für die Einordnung der Punkte gibt (wie es z.B. bei Noch mal! und den Nachfolgern der Fall ist). Man kann also allenfalls von einer Runde zur nächsten schauen, ob man besser wird.
Die Altersempfehlung geht meines Erachtens in Ordnung, wobei ich denke, dass die meisten 10-Jährigen das Spiel nicht so attraktiv finden werden. Weder Thema noch Ausstattung ist für Kinder besonders ansprechend, und die geringe Interaktion zwischen den Spielern macht es auch für diese Zielgruppe nicht gerade attraktiver. Wenn es also nicht gerade um ein Kind geht, das extrem gerne logisch tüftelt, dann würde ich dieses Spiel eher nicht für Kinder in Betracht ziehen.
Ein wenig auf dem Kriegsfuß stehe ich mit dem Namen des Spiel - für mich ist da irgendwie immer die Assoziation zu Haus- oder Wohnungseinrichtung da, also letztlich zu Innenarchitektur, aber tatsächlich geht es um den Bau einer Wohnsiedlung. Macht thematisch jetzt keinen großen Unterschied, aber irgendwie ist das so eine Kleinigkeit, die mich immer stört.
Worum geht es also? Man soll drei Straßen mit Häusern bebauen und dabei auch noch Parks und Pools mit einplanen, um die künftigen Bewohner glücklich zu machen. Die Stadtverwaltung hat dabei auch noch ihre Sonderwünsche, die darin bestehen, dass bestimmte Anzahlen von Häusern mit Zäunen zu Siedlungen zusammengefasst werden sollen, was in jedem Spiel durch drei zufällig gezogene Baupläne repräsentiert wird. Die Straßen haben eine unterschiedliche Anzahl an Bauplätzen (10, 11 und 12), und nur auf bestimmten Bauplätzen können auch Pools errichtet werden. Außerdem gibt es pro Straße eine bestimmte mögliche Anzahl von Parks. Das taktische dominierende Element besteht aber darin, dass die Hausnummern der Häuser aufsteigend angeordnet werden müssen, was angesichts der Tatsache, dass die mittleren Hausnummern häufiger vorkommen als die kleinen und großen eine Herausforderung für geschickte Planung mit dem Zufall wird.
Was gebaut werden kann, wird durch die Karten bestimmt, wobei sich die verschiedenen Varianten in der Spielregel geringfügig darin unterscheiden, wie welche Auswahl den Spielern zur Verfügung steht. In jedem Fall geben immer drei Karten mögliche Kombinationen von Hausnummern und Bauaufträgen (also den Bau von Zäunen, Parks, Pools usw.) vor, von denen die Spieler eine auswählen müssen. Das Haus muss dabei unbedingt gebaut werden (ansonsten hat der Spieler einen nicht genehmigten Bauauftrag, was Punktabzüge gibt und nur dreimal zur Verfügung steht, bevor das Spiel zwangsweise endet), während die Bauaufträge optional, aber in aller Regel vorteilhaft sind.
Das Spiel kommt mit Karten und einem Block an Spielplänen. Interessanterweise gibt es die Spielpläne auch als App, was das Problem der sich bei guten Spielen schnell verbrauchenden Blöcke löst. Ich persönlich laminiere mir trotzdem lieber Spielpläne, statt mit der App zu spielen, aber ich finde, das ist trotzdem ein guter Ansatz, der verhindert, dass man ständig Blöcke nachkaufen muss (wobei ich nicht wüsste, dass es die Blöcke dieses Spiels überhaupt einzeln nachzukaufen gäbe). Was das Laminieren angeht, ist das Format dieses Blocks blöd, aber da man ja eh nur ein paar Zettel laminieren muss, lässt es sich verkraften, dass man bei den Standardformaten der Laminierbögen hinterher viel wegschneiden muss.
Für mich ist Welcome to your perfect home eins der besten Spiele aus der Kategorie Flip/Roll & Write. Die Punktewertungen sind vielfältig, man muss eine ganze Menge Optionen bedenken und gleichzeitig geschickt den Zufall einkalkulieren, um gut abzuschneiden. Vom Niveau her würde ich das Spiel daher an der Grenze zwischen Familien- und Kennerspiel einordnen.
Ein wenig problematisch ist, dass die vielen Optionen Familienspieler anfangs etwas erschlagen können, also vielleicht abschreckend wirken, während eingefleischten Kennerspielern das Spiel auf Dauer vielleicht dann doch nicht komplex genug ist. Für meine Spielrunden passt es allerdings häufig gut, gerade als Einsteiger oder Absacker, so dass ich es in letzter Zeit öfter mal auf den Tisch bekommen habe. Übrigens habe ich das Spiel nicht sofort so positiv eingeschätzt (auch wenn ich es von Anfang an nicht schlecht fand), sondern erst nach ein paar Runden. Man sollte sich also die Chance geben, erst einmal damit warm zu werden.
Irene hat Welcome to your perfect home (de) klassifiziert.
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