Erst mal die Kurzfassung.
Dieses Spiel ist für Dich, wenn:
- Du epische (und lange) Spielerlebnisse magst
- Du gerne die Geschicke einer ganzen Zivilisation steuerst
- Du kalten Krieg mindestens so gerne magst wie direkten Konflikt
- Du gerne am Verhandlungstisch sitzt
- Du eine Spielgruppe hast, die genau diese Sachen ebenso gern mag
Dieses Spiel ist nicht für Dich, wenn:
- Du mit Science-Fiction nichts anfangen kannst
- Du keine langen Spiele magst
- Du ein ruhiger Spieler bist, der nicht gerne handelt
Nun die Langfassung:
Über Twilight Imperium wurde online bereits eine Menge geschrieben. Ich habe die Editionen 1 – 3 niemals gespielt und dennoch merkt man schnell, dass dieses Spiel über Jahre hinweg angepasst und streamlined wurde. Was man in diesem Spiel erlebt ist meines Erachtens ein einzigartiges und traumhaftes Erlebnis, das von intelligenten Spielmechaniken über eine wunderbar ausgearbeitete Science-Fiction Welt bis hin zu Rollenspielelementen über Alles verfügt.
Vorne weg… Dieses Spiel ist komplex und es ist lang. Wer sich darauf nicht einlassen kann oder will, ist hier falsch.
Bei Twilight Imperium ringt man in der bekannten Galaxis um die Vorherrschaft. Man erforscht Technologien, breitet sich aus und bekämpft einander. Dabei stehen 17 unterschiedliche Fraktionen zur Auswahl, welche sich teils stark in ihrer Spielweise unterscheiden. Man versucht öffentliche sowie geheime Aufträge zu erfüllen und auch auf ein paar andere Weisen Siegpunkte zu erlangen.
Der erste Spieler der 10 (oder in der Langfassung 14) Siegpunkte gesammelt hat, gewinnt das Spiel. Die zu erfüllenden Ziele reichen dabei von der Zerstörung eines feindlichen Flaggschiffs, der Erforschung bestimmter Technologiezweige bis hin zur Kontrolle einer gewissen Anzahl von Planeten.
Twilight Imperium ist kein Kriegsspiel per se. Theoretisch kann man hier in keinen einzigen Kampf geraten und dennoch als Sieger hervorgehen. Ebenso theoretisch kann man das Spiel aber auch gewinnen, indem man alle Gegner endgültig vernichtet. Erlebt habe ich bisher beides nicht, aber zumindest hat mal ein Spieler gewonnen, obwohl er nur ein einziges mal gekämpft hat. Den Sieg durch Vorherrschaft, also die Vernichtung aller Gegner, halte ich für höchst unrealistisch.
Letztlich ist das auch gar nicht was das Spiel ausmacht. Häufig rüstet man weniger für den Kampf selbst auf, sondern um im Wettrüsten nicht zurück zu bleiben und den Gegner von einem Angriff abzuhalten. Der Kampf selbst ist recht einfach gehalten. Für jedes Schiff wirft man einen Würfel und je nachdem um welche Schiffart es sich handelt, braucht man einen bestimmten Wert, um einen Treffer zu erzielen. Ein Treffer zerstört ein Schiff. Beeinflusst werden die Ergebnisse dann noch von den erforschten Technologien oder Schiffs- und Fraktionsfähigkeiten.
Den Kern des Spiels stellen meines Erachtens vor Allem drei Dinge dar:
Die Verwaltung der Kommandomarker, die Agenda-Phase und die Interaktion zwischen den Spielern.
Auf seinem Spielerbrett verfügt man über ein Areal, in dem man die doch recht begrenzte Anzahl an sogenannten Kommandomarkern verwaltet. Diese benötigt man zur Bestimmung der maximalen Flottengröße in einem System (Flottenpool), um seine Einheiten über den Spielplan zu bewegen und solche zu bauen (Taktikpool) und letztlich, um während der Züge der Gegner Nebenaktionen auszuführen (Strategiepool).
Bereits zu Beginn einer Runde (bzw. zum Ende einer Runde) muss man sich jedoch entscheiden, welche bzw. wie viele Marker in welchen Pool gehen. Kurzfristig gedacht funktioniert hier daher nicht viel und dieser Umstand führt immer wieder zu schwierigen strategischen Entscheidungen.
Die Agenda-Phase kommt erst nach Eroberung des galaktischen Zentrums durch einen Spieler hinzu. In dieser stimmen die Spieler am Ende einer Runde über Verordnungen und Gesetze ab, welche über kurzfristige Auswirkungen, wie beispielsweise dem Verlust eines Kommandomarkers oder Handelsgütern, bis hin zu Regeländerungen für den Rest des Spiels, wie beispielsweise, dass sich Raumschiffe nicht mehr durch Wurmlöcher bewegen können, reichen. Abgestimmt wird mit dem Einfluss der Planeten, die man kontrolliert. In dieser Phase kann auch hart gefeilscht und bestochen werden. :)
Das bringt mich dann zum dritten Punk: Die Interaktion zwischen den Spielern. Egal ob während der Agendaphase oder während des anderweitigen Spielablaufs. Es wird viel gefeilscht, bestochen, diskutiert und gehetzt… Einfach herrlich!!!
Kurz noch eine Anmerkung meinerseits zur Spieleranzahl. Viele Leute sagen, dass das Spiel mit 3 Spielern uninteressant sei. Das kann ich absolut nicht bestätigen. Ich spiele das Spiel sogar meist zu dritt (vor Allem wegen der Spielzeit) und habe jedes Mal damit eine Menge Spaß.
Ich kann tatsächlich nichts Negatives für mich selbst über Twilight Imperium sagen.
Generell sollte man aber folgendes beachten und sich fragen, ob das ggf. problematisch sein könnte:
- Das Spiel ist sehr komplex und umfangreich.
- Das Spiel dauert sehr lange. Je nach Spielerzahl zwischen ca. 5 und ca. 12 Stunden.
(Es geht theoretisch schneller, aber nur zu dritt und nur wenn jeder Spieler das Spiel bereits sehr gut kennt und selbst dann kann es 5+ Stunden dauern.)
- Das Spiel funktioniert für weniger kommunikative Spieler nur sehr eingeschränkt.
- Daher unbedingt die Frage stellen, ob das Spiel unter Berücksichtigung dieser Punkte in Eurer Spielegruppe gut funktionieren kann.
Für mich persönlich ist es aber das beste Spiel, das ich bisher gespielt habe.
Es ist mein absolutes Lieblingsspiel.
Sebastian hat Twilight Imperium 4. Edition klassifiziert.
(ansehen)