Zuallererst muss ich sagen, dass ich sowohl das Brettspiel, als auch das Kartenspiel besitze. Ich schreibe jetzt quasi eine Doppelrezension, weil ich meine, dass man gerne beide Spiele haben sollte, sofern man gerne Solo spielt, bzw. um die Unterschiede aufzuzeigen.
Das Kartenspiel ist, wie der Name schon sagt, nur für Solitärspieler gedacht und enthält 12 Rätsel, während das Brettspiel nur 4 Solorätsel beinhaltet (was auch der Grund war, warum ich mir das Kartenspiel zusätzlich geholt habe). Ansonsten beinhaltet das Kartenspiel dieselben Karten, wie das Brettspiel.
Die Karten sind sehr gut gearbeitet, die Blechdose ist auch fein. Leider passen die Karten plus Anleitung plus Lösungsplan anschließend nicht mehr ganz so ordentlich in die Dose. Das liegt wohl daran, dass es sich hier um einen Kleinstverlag handelt, der aus Kostengründen eine Dose aus dem allgemeinen Spielmaterial verwendet hat. Der Spielplan des Brettspiels ist übrigens aus den genannten Kostengründen qualitativ nicht ganz so hochwertig, wie man es von anderen Spielen her gewohnt ist. Ehrlich gesagt habe ich etwas bange, dass er nach mehrmaligen Auf- und Zusammenklappen reissen könnte.
Die Anleitung ist noch etwas verbesserungsbedürftig. Allerdings sind die Soloregeln eigentlich selbsterklärend. Für die Mehrspielervariante des Brettspiels, die etwas anders funktioniert, könnte man da vllt. noch was machen.
In der Brettspielvariante liegen noch Hinweismarker, passsend zu den Karten, dabei und ein Spielpan mit den verschiedenen Orten. Mit den Markern kann man nun die Hinweise, die man während des Spiel erfährt, auf dem Spielplan kennzeichnen.
Soviel zum Material, nun aber zum Spiel.
Schinderhannes ist in der Solovariante ein Deduktionsspiel, bei dem man mit Hilfe von Hinweiskarten rausfinden muss, welches Verbrechen Schinderhannes in welchem Ort verübt hat. Dazu hat man laut Rätselvorgabe bestimmte Hinweiskarten zur Verfügung, die man nun versucht auszuwerten. Dabei dürfen sich die Hinweiskarten natürlich nicht gegenseitig aufheben.
Die Hinweise trägt man nun auf dem beigefügten Lösungsblatt ein (vorher kopieren), bis nur noch ein Verbrechen zu einem Ort passt. Hat man (auch) das Brettspiel, benutzt man natürlich dafür die Hinweismarker und den Spielplan.
Beispiel für Hinweiskarten:
"Schinderhannes beging den Mord im Nachbarort, wo auch der Räuberball stattfand"
oder:
"Der Einbruch fand im selben Bezirk statt, wie der Pferdediebstahl"
oder:
"Der Schafdiebstahl fand in einem der 4 Orte statt: Simmern, Obermoschel, Hahnmühle, Lettweiler"
oder:
"Eines der 4 Verbrechen fand in Herrstein statt: Raub, Erpressung, Ausbruch, Viehdiebstahl"
Anhand dieser Hinweise klärt man nun das Rätsel.
In der Mehrspielervariante (also das Brettspiel) bekommt jeder Spieler Hinweiskarten auf die Hand, die er ausspielen kann. Dafür legt er die Hinweismarker auf den Spielplan. Anders als im Solospiel, gibt es hier kein genau definiertes Rätsel. Jeder Spieler versucht seine Karten loszuwerden, Hinweismarker auf dem Plan zu platzieren und übrige Hinweismarker als SP zu sammeln. Dabei darf man auch Marker, die bereits auf dem Plan liegen, wieder entfernen. Natürlich dürfen auch hier die Karten nicht im Widerspruch zueinander stehen. Ein Spielleiter ist dafür zuständig, nicht spielbare Karten während des Spiels aus dem Spiel zu nehmen und den Plan zu überprüfen.
Aus diesen Gründen halte ich das Mehrpersonenspiel auch nicht für ganz so glücklich, weil es einfach zu unübersichtlich wird. Das Solospiel ist schon knifflig und dann auch noch alles im Auge behalten, wenn die Karten wild gespielt werden? Schon keine leichte Aufgabe.
Ich persönlich halte Schinderhannes deshalb für ein sehr gutes Solospiel. Im Mehrpersonenspiel geht doch der Spielreiz einfach dadurch verloren, das man nicht flüssig spielen kann. Permanent muss man schauen, ob sich irgendwelche Hinweise überschneiden, Marker doppelt liegen usw.
3 Punkte für das Mehrpersonenspiel, 5 Punkte für das Solospiel, macht ingesamt 4 Punkte für die Brettspielvariante. Wer Solo spielen möchte, sollte sich entweder beide Spiele kaufen oder das Brettspiel und dann den Verlag fragen, ob er den Zettel mit den 12 Rätseln bekommen kann.
Bewertungssystem:
1 = totaler Schrott, ab in die Presse
2 = unterdurchschnittlich, allenfalls für Fans des Themas
3 = Durchschnitt, kann man mal spielen
4 = solides Spiel, macht Spaß, kann man öfters spielen
5 = sehr gutes Spiel, hoher Spaßfaktor
6 = DAS Spiel, darf in keiner Sammlung fehlen
Ines hat Schinderhannes klassifiziert.
(ansehen)