Da zwei meiner drei "Vorredner" die Solovariante der Erweiterung ganz außer Acht gelassen haben und der dritte "Vorredner" nur erwähnt, dass sich die Solovariante "ganz hervorragend" spielt, werde ich mich als selbsternannter "Solopapst" mal der Bewertung der Solovariante etwas genauer widmen, möchte aber auch nicht versäumen, die Erweiterung als ganzes und somit auch die anderen Module mit zu bewerten.
Erst einmal: Eine rundum gelungene Erweiterung!!! Der Deutschlandplan ist schon recht anders zu spielen, als der Russlandplan des Grundspiels. So muss man sich z.B. bei einer Strecke an einer Weiche entscheiden, wie man weiterspielt: Baut man die Strecke weiter aus nach Berlin oder nach München? Hat natürlich schon Einfluss auf die weitere Strategie. Auch die anderen Strecken bieten gelungene Abwechslungen zu den russischen Strecken des Grundspiels.
Das Kohlemodul ist gelungen! Man erwirbt als zusätzliche Aktionsmöglichkeit Kohle und kann damit Gießereien und seine Lok´s befeuern und diese somit schneller machen. Auch Heizer können zusätzlich angeheuert werden. Gießereien benötigen Kohle; bieten dafür aber auch ne Menge neuer Vorteile. Neue Ingenieure und neue Fabriken bereichern das Spiel zusätzlich.
Kommen wir nun also zur Solovariante:
Hier spielt man gegen Emil, der nichts weiter tut, als Aktionen zu blocken, so wie ein richtiger Gegner dies ja auch tut. Natürlich spielt Emil (also die KI) nicht so logisch, wie ein richtiger Mitspieler, bei dem man ja anhand seiner Spielweise in etwa erkennen kann, welche Aktionsfelder er wahrscheinlich gerne besetzen möchte. Aber: Ist man im Spiel gegen Mitspieler nicht auch oft genug überrascht? Und dieser Emil spielt nicht ganz so planlos, wie es scheint. Dazu aber später mehr.
Emil beginnt IMMER. Daher hat die "Spielerreihenfolge-Aktion" keine Bedeutung. Außerdem wird das Aktionsfeld "zwei Münzen nehmen" gesperrt. Dafür beginnt aber der Solospieler mit 5 Münzen, mit denen er sehr sparsam umgehen muss. Denn es gibt praktisch kaum noch Möglichkeiten (außer über die Sonderaktionen) an Münzen zu kommen. Ansonsten gelten die Regeln des Zwei-Personen-Spiels.
Emil verfügt über einen Kartenstapel, der zu Beginn des Spiels gemischt und verdeckt ausgelegt wird. Es wird zu Beginn der Runde immer eine Karte aufgedeckt. Diese Aktion wird von den Spielfiguren (Arbeitern) von Emil blockiert. Dabei setzt Emil seine Arbeiter wie gewohnt auf das Aktionsfeld. Emil beginnt, ebenso wie der Solospieler, mit 6 Figuren. Ist ein Aktionsfeld, das Emil blockieren soll, bereits durch die Arbeiter des Solospielers besetzt, so zieht Emil eine neue Karte und blockiert das somit neu bestimmte Aktionsfeld. Ist auch dieses bereits besetzt oder macht die Blockade dieses Feldes keinen Sinn, dann zieht Emil solange neue Karten, bis er sinnvollerweise ein Aktionsfeld blockieren kann. Hat Emil keine Arbeiter mehr bzw. ist der Kartenstapel in dieser Runde aufgebraucht, dann passt Emil.
Wann blockiert Emil "sinnvoller Weise" ein Aktionsfeld? Es ist immer zu prüfen, ob der Solospieler die Aktion, die Emil gerade blockieren soll, auch im NÄCHSTEN Zug, also unmittelbar, ausführen könnte. Zieht Emil z.B. die Karte, mit der er die Aktion "naturfarbende Gleise zweimal vorrücken" blockieren soll, aber der Solospieler hat zu diesem Zeitpunkt noch gar keine naturfarbenen Gleise bzw. könnte gar nicht mit diesen zweimal vorrücken, dann legt Emil diese Karte als "sinnlos" ab und zieht solange eine Aktion, die tatsächlich vom Solospieler auch ausgeführt werden könnte. Vorausgesetzt natürlich, dass Emil noch über entsprechende Arbeiter verfügt. Überschreitet der Solospieler bei den Zwischenwertungen die 50 Punkte, dann erhält Emil einen siebten Arbeiter. Überschreitet der Solospieler zum zweiten Mal die 50 Punkte (also erreicht 150 Punkte), dann erhält Emil auch seinen achten Arbeiter und kann somit noch mehr Aktionen blockieren.
Emil sammelt Ingenieure und Lok´s. Auf Felder, die mit Münzen belegt werden müssten, legt Emil Münzen aus dem allgemeinen Vorrat. Die Wertung am Ende des Spiels über die Mehrheiten an Ingenieure betreffen somit auch Emil.
Ansonsten tut Emil nix! Der Solospieler spielt ganz normal seinen Part und versucht, seine Strecken und/oder Industrialisierung so weit wie möglich auszubauen und so viel Punkte wie möglich zu sammeln. Es geht darum, seinen eigenen Highscore zu verbessern bzw. sich im Internet mit den Solospielern dort zu vergleichen. Angeblich haben da Solospieler schon 500 Punkte erzielt. Ich hab jetzt mehrere Solo-Partien hinter mir: 500 Punkte hab ich noch nicht mal ansatzweise geschafft. Bin froh, wenn ich mal die 300 Punkte knacke.
Ich persönlich finde die Solovariante sehr gelungen!!! Es ist gar nicht so einfach, die Ingenieurswertung gegen Emil zu gewinnen. Da man mit seinen Münzen sehr sparsam sein muss, ist wirklich zu überlegen, ob man zu Beginn direkt die Aktion "Ingenieur anheuern" in Anspruch nimmt. Selbst wenn man sich dazu entscheidet, als ersten Zug den Ingenieur anzuwerben, kann Emil mit seiner nächsten Blockade ganz schön schmerzhaft zuschlagen. Unter diesen Umständen auf einigermaßen gute Punktzahlen zu kommen ist gar nicht so einfach. Und es macht tatsächlich Spaß, dieses tolle Spiel auch spielen zu können, wenn mal kein Mitspieler zur Hand ist. Tolle Idee, tolle Umsetzung.
Die Solovariante ist somit sehr zu empfehlen und macht ein wirklich geniales Spiel somit auch für uns Solospieler spielbar!!! Auch die übrigen Module sind eine tolle Erweiterung und Abwechslung. Somit lohnt sich der Kauf dieser Box für alle Fans des Spiels, ob nun für die Interaktivisten als auch für die Solospieler.
Daumen hoch und 6 Punkte!
Matthias hat Russian Railroads - German Railroads Erweiterung klassifiziert.
(ansehen)