Titel: Ora et Labora
Autor: Uwe Rosenberg
Spieltyp: Aufbauspiel
Spieldauer: 120 bis 180 Minuten
Spieleranzahl: 1 bis 4 Spieler ab 12 Jahren
Spielziel/-idee:
In diesem Spiel geht es um die Klosterwirtschaft im Mittelalter. Die Spieler versuchen Rohstoffe zu erhalten, um damit Gebäude zu bauen. Es müssen Wälder gerodet und Moore trocken gelegt werden. Dieses urbar gemachte Land dient für weitere Bauplätze. Mit Hilfe der Gebäude können Waren produziert werden, um die Klostersiedlung noch weiter zu entwickeln. Wer das am besten macht gewinnt das Spiel.
Spielvorbereitung:
• Je nach Spieleranzahl wird das entsprechende Ertragsrad ausgewählt und ausgelegt
• Das Ertragsrad weist Felder von 0 bis 10 aus. Auf das Feld 0 werden die Warensteine für *Lehm*, *Vieh*, *Holz*, *Torf*, *Getreide*, *Geld* und das Quadrat als *Joker* gelegt
• Entsprechend der Spieleranzahl werden Gebäudekarten aussortiert (Ziffer unten rechts auf der Karte). Die verbleibenden Karten werden auf die *Irlandseite* bzw. auf die*Frankreichseite* gedreht. Die Gebäude werden sortiert (in Bibel = Startgebäude, Stapel A bis D). Die Startgebäude werden offen ausgelegt. Die Stapel A bis D werden verdeckt an das entsprechende Feld des Ertragsrades gelegt.
• Das blaue Gebäude kommt auf das Feld A des Ertragsrades
• Die Waren *Stein* und *Trauben* kommen erst im Laufe des Spiels zum Einsatz
• Die Landschaften *Areale* und *Landstriche* werden jeweils als Stapel bereit gelegt (billigste zu oberst)
• Jeder Spieler erhält 3 Geistliche (2 kleine und eine große Figur); 1 Kernlandschaft, die mit Wald- bzw. Moorkarten bestückt wird; 8 Siedlungskarten seiner Farbe; je 1 Lehm, Torf, Holz, Vieh, Getreide und eine Münze
Spielablauf:
Das Spiel geht über 24 Runden und einer Bonusrunde. Die Runden laufen gleichermaßen ab:
• Durchführung einer Aktion (beginnend beim Startspieler und dann reihum)
• Waren alle Spieler einmal mit einer Aktion an der Reihe, kommt der Startspieler noch einmal zum Zug
• Der Zeiger des Ertragsrades wird um ein Feld weiter gedreht
• stößt man an das blaue Haus auf dem Ertragsrad, gibt es eine Siedlungsphase, in der man genau eine Siedlung aus seinem Vorrat bauen kann. Die Siedlungen bringen zusätzliche Punkte für Nachbargebäude am Ende des Spiels. Neue Gebäude werden offen ausgelegt und jeder Spieler erhält eine neue Siedlungskarte auf die Hand.
• Der Startspieler wechselt zum linken Nachbar
• Waren alle drei Geistlichen im Einsatz, stehen sie nun wieder zur Verfügung
In seinem Zug hat der Spieler drei Aktionsmöglichkeiten (und optional 4 Zusatzaktionsmöglichkeiten):
• Einen Geistlichen auf ein bestehendes und unbenutztes Gebäude setzen: Damit kann man die Funktion des Gebäudes einmalig nutzen. Wird beispielsweise ein Geistlicher auf eines der aufgedruckten Basisgebäude gesetzt, kann man die entsprechende Ware in der entsprechenden Anzahl, gemäß der auf dem Ertragsrad angezeigten Menge, nehmen. Der Warenmarker wird anschließend wieder auf das Feld 0 gesetzt..
• Holz fällen und Torf stechen
Um Holz und Torf zu erhalten wird eine Wald- oder eine Moorkarte von seiner Landschaft entfernt und der Spieler erhält die Menge des jeweiligen Produktes gemäß der Anzeige auf dem Ertragsrad
• Gebäude bauen: Dazu nimmt sich der Spieler ein entsprechendes ausliegendes Gebäude zahlt die angegebenen Kosten (links oben auf der Karte) und baut es auf ein freies Feld auf seiner Landschaft. Es gilt dabei zu beachten, dass Klostergebäude an Klostergebäude angrenzen müssen. Zudem dürfen manche Gebäude nur auf bestimmten Untergründen gebaut werden (Küste-, Hang-, Berg- oder Wasserfeldern). Das ist ebenfalls jeweils auf der Karte angegeben.
Wurde ein Gebäude gebaut, darf man, sofern der Prior noch nicht auf einem Gebäude steht, den Prior auf das gerade gebaute Gebäude setzen und seine Funktion sofort nutzen.
Jederzeit darf der Spieler in seinem Zug diese Zusatz-Aktionen ausführen:
• Geld wechseln
• Wein bzw. Whisky gegen Geld tauschen
• Getreidemarken auf die Strohseite drehen
• Einen Landstrich oder ein Areal kaufen und an das bestehende Kernland anlegen
Spielende:
Das Spiel endet, sobald der Zeiger des Ertragsrades zum zweiten Mal am Spielplanfeld *E* vorbeizieht. Jeder Spieler nimmt seinen Prior zurück und kann noch genau eine Aktion ausführen (Gebäude bauen oder Prior in ein beliebiges Gebäude setzen). Nach dieser Bonusrunde kommt es noch zur 5. Siedlungsphase.
Siegpunkte gibt es für die ausliegenden Gebäude und für bestimmte Warenplättchen im eigenen Vorrat
Fazit:
Bei Ora et Labora handelt es sich um ein faszinierendes und spannendes Aufbauspiel. Der Titel des Spiels lässt auf einen klerikalen Hintergrund schließen. Jedoch ist das außer an ein paar Klostergebäuden und Figuren, die sich Geistliche nennen, im Spielgeschehen selbst nicht wirklich viel davon zu spüren.
Die Spielanleitung ist dreigeteilt: In eine ausführliche Spielanleitung, in eine Erklärregel und in ein ausführliches Gebäudeverzeichnis. Das gefällt mir sehr gut, denn in der Summe dieser drei Einzelteile, bleiben keine Fragen offen. Allerdings ist ein wenig Zeit für die Auseinandersetzung damit notwendig.
Als Spielplan fungiert ein Ertragsrad, um das sich im wahrsten Sinne des Wortes alles dreht. Dieser Mechanismus ist großartig und verschafft den Spielern Waren und Rohstoffe in unterschiedlicher Anzahl. Gleichzeitig gibt dieses Ertragsrad zu jedem Zeitpunkt Auskunft, wo man sich gerade im Spiel befindet, wer an der Reihe ist und wann die nächste Siedlungsphase kommt.
Zu diesem Ertragsrad kommt für jeden Spieler ein Landschaftstableau, auf dem er baut bzw. es sukzessiv ausbaut. Zunächst einmal baut jeder Spieler ein wenig vor sich hin, doch schon bald realisiert man, dass es vorteilhaft ist auch die Aktivitäten der anderen Spieler zu beobachten. Dort werden oftmals tolle Gebäude gebaut, die man für wenig Geld über die Figur des gegnerischen Geistlichen mit nutzen kann. Ein weiteres interaktives Element sind zwei Gebäude (Priorei und Prachtbau), mit denen man auch fremde Gebäude nutzen kann. Da es jedes Gebäude nur einmal gibt, kann man über diesen Weg auch eine schon verloren geglaubte Produktionskette nutzen.
Die Struktur des Spiels ist einfach und klar (3 Aktionsmöglichkeiten). Die Komplexität kommt vor allem durch die Vielfalt der Gebäude ins Spiel und erzeugt in diesen Kombinationen eine sehr gute Spieltiefe. Es ist völlig glücksunabhängig. Man sollte in den Runden vor den Siedlungsphasen genügend Nahrung und Energie gesammelt haben, um dann in der Siedlungsphase punkteträchtige Gebäude (Siedlungen) bauen zu können.
Das Material ist nach meiner Meinung besser als sein Ruf. Zunächst einmal ist es optisch sehr schön gestaltet. Die Landschaftskarten sind zwar dünn, aber durchaus bei normalem Umgang belastbar. Wem das nicht reicht, kann sie zusätzlich laminieren. Ich halte das jedoch nicht für notwendig.
Was eindeutig keiner großen Belastung ausgesetzt werden kann, sind die Spielübersichtsbögen. Bisher wurden sie aber in keinem meiner Spiele benötigt!
Die Waren-Plättchen, die Wald- und Moorkarten, sowie die Gebäudekarten sind beidseitig bedruckt, was am Anfang zu kleinen Irritationen führen kann. Doch schon während des ersten Spiels findet man sich damit gut zurecht. Im empfehle jedoch bei der Vielzahl des Materials Sortierkästen einzusetzen und die Materialien auch während des Spiels von dort aus zu organisieren.
Ora et Labora dauert 150 bis 180 kurzweilige Minuten. Hat man Grübler am Tisch kann es zwischendrin schon mal zu kleinen Wartezeiten kommen.
Ich habe dieses Spiel bisher nur in Dreier- und Vierer-Partien gespielt. Das hat ungeheuren Spaß gemacht und für mich einen sehr hohen Wiederspielreiz erzeugt. In meiner Bewertung ist es sehr gute fünf Punkte wert.
Reinhard hat Ora et Labora (alte Version) klassifiziert.
(ansehen)