Wow! Was für ein Spiel!
Ich hatte die Gelegenheit, Nova Luna mit jemandem zu spielen, der es von der Messe mitgebracht hat. Ich hatte es schon auf meiner Merkliste, weil es sich interessant anhörte und jedes Rosenberg-Spiel sowieso auf jeden Fall mal ein Ausprobieren wert ist.
Also, bisher die Erfahrung von einem Spielabend, bei dem nichts anderes mehr auf den Tisch kam, nachdem wir das hier angefangen hatten, jedenfalls nicht für mich, und das, obwohl es noch mehr Messeneuheiten auszuprobieren gab. Gespielt haben wir in allen möglichen Konstellationen von zwei, drei und vier Spieler. Noch nicht ausprobiert habe ich es allein, obwohl das auch geht.
Worum geht es?
Im Gegensatz zu anderen Rosenberg-Spielen ist das Mondthema hier zwar schön in den Spielmaterialien umgesetzt, aber ansonsten drängt es sich kaum auf. Es ist ein wirklich abstraktes Spiel, das nicht nur mit jedem anderen Thema genauso gut funktionieren würde, sondern auch wenig Thema rüberbringt. Stört aber gar nicht!
Man wählt Plättchen und platziert sie so, dass man damit Aufgaben erfüllen kann. Diese Aufgaben bestehen immer darin, bestimmte Farben in bestimmter Anzahl in den angrenzenden Plättchen zu haben. Ein Plättchen kann bis zu drei Aufgaben haben. Was das Ganze spannend macht, ist, dass gleichfarbige Plättchen, die aneinanderstoßen, eine Gruppe bilden, und die Aufgaben auch durch die Plättchen einer Gruppe erfüllt werden können, also durch Plättchen, die gar nicht mehr direkt an das Plättchen mit der Aufgabe stoßen.
Sieger ist, wer als erster 20 Aufgaben erfüllt hat (also seine Spielsteine verbraucht hat).
Rosenberg hat gesagt, dass er die Inspiration zum Spielmechanismus von Nova Luna von Habitats hatte. Von Spielern habe ich teils gehört, dass es sehr ähnlich ist, teils aber auch, dass es eigentlich ganz anders ist und die Ähnlichkeit nur oberflächlich. Dazu kann ich nichts sagen, weil ich Habitats nicht kenne (ich habe es allerdings auch gleich auf meine Wunschliste gesetzt).
Das andere Spiel, an das man stark erinnert wird, ist Patchwork. Von Patchwork hat Nova Luna vor allem den Mechanismus der Plättchenauswahl: Man hat immer die Auswahl aus den nächsten drei Plättchen in der Auswahl (wobei allerdings im Gegensatz zu Patchwork nicht von Beginn an alle Plättchen ausgelegt sind, sondern später nachgezogen wird). Außerdem haben die Plättchen ähnlich wie in Patchwork Zug- oder Zeitkosten, die bestimmen, wie weit man den eigenen Spielstein vorsetzen muss. Und ebenso wie in Patchwork ist immer der hintere Spieler an der Reihe. Letztlich haben die Plättchen also über diesen Mechanismus unterschiedlichen Zeitkosten, weil darüber jemand, der "billige" Plättchen wählt, dafür mehr Plättchen bekommen kann, also sowohl mehr Aufgaben, die es zu erfüllen gilt (wobei das nur eingeschränkt stimmt, da billigere Plättchen häufig nur ein oder zwei Aufgaben haben), als auch mehr Plättchen, um die Aufgaben zu erfüllen.
Die Ähnlichkeit zu Patchwork liegt für mich aber vor allem auch im Spielgefühl und der Überraschung, wie viel Spaß es macht: Ich erinnere mich noch genau, dass ich bei Patchwork, nachdem ich die Regeln erklärt bekommen hatte, dachte: Ah, ganz interessant! Aber ich hätte niemals gedacht, dass ich dieses Spiel ohne weiteres geradezu tagelang spielen könnte, ohne dass es mir jemals langweilig wird (und dann war es so). Bei Nova Luna sind die Regeln schon einen kleinen Tick komplexer (aber nicht viel), aber immer noch schien es mir, dass das ein Spiel ist, das man mal spielt, aber das es süchtig macht, das kam durch die Regeln nicht rüber. Genau so ist es aber!
Also, für wen ist das Spiel geeignet? Es ist ein Familienspiel. Die Altersempfehlung lautet ab 8 Jahren. Ich denke hier, dass 8 vielleicht noch ein bisschen klein ist. Vielleicht 8-jährige, wenn sie Erfahrung mit Patchwork oder ähnlichen Denkspielen haben und wenn sie auch verlieren können. Oder vielleicht auch Kinder untereinander. Oder auch Kind mit wenig spielerfahrener Oma oder so. Aber Kombinationen aus Kind und spielerfahrenem Erwachsenen oder auch sehr stark unterschiedlichen spielerfahrene Erwachsene untereinander ist ein bisschen problematisch, das hat sich auch in unserer Spielrunde gezeigt. Da würde ich eher zu Patchwork greifen.
Im Gegensatz zu Patchwork geht Nova Luna nicht nur zu zweit, sondern mit bis zu vier Spielern. Ich finde es allerdings dennoch zu zweit am besten. Die Zeit, während die anderen Spieler am Zug sind, kann man hier nicht so gut nutzen. Zu zweit kann man sich noch überlegen, was man im nächsten eigenen Zug machen will, aber je mehr Spieler dabei sind, desto weniger lässt sich einschätzen, welche Plättchen im eigenen Zug zur Auswahl stehen werden. Deshalb entsteht Leerlauf. Jetzt nicht extrem und nicht so, dass ich davon abraten würde, es zu viert zu spielen, aber zu zweit ist es einfach flotter und man ist noch stärker ständig involviert.
Ist es ein Ärgerspiel? Ich würde sagen, weniger als Patchwork. Zu zweit ist das Behindern des Gegners noch ganz gut möglich, allerdings muss man dann sowohl die eigene als auch die gegnerische Auslage genau im Blick haben (und die Plättchenauswahl), und das ist wesentlich komplexer als bei Patchwork. Ich denke, die meisten Gelegenheitsspieler werden nicht auf dem Niveau spielen, wo man gezielt den Gegner ärgert, das passiert allenfalls als Nebenprodukt. Und in größeren Runden ist das gezielte Ärgern eh allenfalls noch mit dem nächsten Spieler möglich, da passiert zu viel, als dass man Gegner-Ärgern wirklich zum Spielinhalt machen könnte. Wenn man den übernächsten ärgern möchte und der nächste Spieler hat was anderes im Sinn ... Dann klappt es nicht wirklich.
Insgesamt ganz große Empfehlung für alle, die kleine Denkspiele mögen!