Abstrakte Spiele haben es oftmals schwerer als Spiele mit passendem und gutem Thema. Also wird so manchem abstrakten Spiel ein mehr oder weniger passendes Thema verpasst. Und wenn das Thema einfach nicht so recht passen will, dann muss es wenigstens für Belustigung sorgen oder ungewöhnlich sein.
Lokus ist aus meiner Sicht genau so ein Spiel. Nach sehr abstrakten Regeln geht es darum Karten passend in eine von zwei Kartenreihen abzulegen. Wer nicht ablegen darf (es ist nur den Spielern mit dem höchsten und dem niedrigsten Kartenwert erlaubt anzulegen) oder kann (beim Anlegen dürfen weder Kartenfarbe noch Zahlenwert in der Kartenreihe bereits vorhanden sein) der muss seine Karte vor sich ablegen, was am Ende Minuspunkte zählt. Problematisch ist das Ganze durch den Umstand, dass alle Spieler ihre Karten gleichzeitig auswählen und zunächst verdeckt vor sich ablegen. Erst wenn jeder Spieler seine Wahl getroffen hat, werden die Karten umgedreht und an- bzw. abgelegt.
So weit, so einfach, kommen wir zum Thema des Spiels. Die je 11 Karten der Mitspieler, die pro Runde nacheinander ausgespielt werden, sind Personen mit einem dringenden Bedürfnis. Sie sollten möglichst in einer der beiden Schlangen vor den beiden Toilettenhäuschen untergebracht werden, da man sie sonst mit einer Klopapierrolle in den Wald schicken muss (verdeckt vor sich ablegen), was nicht gern gesehen ist und am Ende mit Minuspunkten bestraft wird. Die beiden "stillen Örtchen" vor den Kartenreihen sind die beiden Karten, die dem Spiel den Namen gegeben haben.
Sobald die fünfte Personenkarte in einer Reihe ausgelegt wurde, erhält der betreffende Spieler eine Karte mit Wischmob und alle Karten der Reihe bis auf die letzte werden entfernt, so dass wieder reichlich Anlegemöglichkeiten vorhanden sind.
Drei Wischmobkarten sind im Spiel vorhanden und so endet das Spiel nach drei Durchgängen. Doch die Wischmobkarten haben noch eine weitere hilfreiche Funktion, mit ihnen lässt sich die eine oder andere - in seltenen Fällen, in denen man drei Wischmobkarten sammeln konnte, sogar alle - Klopapierrolle(n) entfernen. Alle verbliebenen Klorollen werden an Hand der Übersichtskarten in Minuspunkte umgerechnet und der Sieger steht fest.
Der Spielmechanismus von Lokus erinnert an 6 nimmt!, ohne an diesen Klassiker heran zu reichen. Diese "6 nimmt Ähnlichkeit" ist aus meiner Sicht neben der thematisch passenden optischen Gestaltung der Karten der positivste Aspekt des Spiels. Regeltechnisch ist Lokus in kürzester Zeit erklärt und spielt sich auch recht flott, aber Lust auf weitere Runden dürften nur Liebhaber einfacher, schneller Kartenspiele haben, die sich an der Fäkalthematik nicht stören.
Mich hat die Thematik weder gestört noch für zusätzlichen Spielreiz gesorgt, der bei mir bereits nach wenigen Partien erschöpft war. Lokus ist zwar trotz des Themas kein besch*** Spiel, aber auch meilenweit davon entfernt öfter mal auf den Tisch zu kommen.