Kohle ist ein sehr gelungenenes Wirtschaftsspiel für 3 bis 4 MitspielerInnen. Das Spiel ist vielleicht etwas komplex, auch unerfahrenere Spieler sollten sich dadurch (die Spielregel hat 16 Seiten) keinesfalls abschrecken lassen!!
Ich habe seit langem keine Spielregel mehr gelesen, bei der mir schon beim Durchlesen alles auf Anhieb verständlich und schlüssig vorkam. Der Praxistest zeigte dann auch daß wir beim Spielen alles richtig beachtet hatten und nichts vergessen wurde (in der Regel ist zum Beispiel auf der letzten Seite nochmal die Rubrik "Regeln, die man leicht vergisst", welche die Regelfeinheiten zusammengefasst!)
Spielregel also klare 6 Punkte!
Zum Spiel: Die Thematik der industriellen Revolution Englands wird sehr gut umgesetzt:
In 2 Spielperioden wird erst die Entwicklung der Infrastruktur durch Bau von Kanälen abgebildet, in der 2. Periode dann entsprechend mit Eisenbahnschienen. Diese von den Spielern zu bauenden Verkehrswege sind wichtig um die diversen Industrieanlagen (Baumwollspinnereien, Kohlebergwerke, Eisenhütten, Häfen und Schiffswerfte) miteinander zu verbinden.
Eine Baumwollspinnerei zu besitzen bringt nur dann Einkommen, wenn diese mit einem Hafen verbunden werden kann. Eine Eisenhütte (oder auch höherwertige Kohlebergwerke) können nur gebaut werden wenn die Versorgung mit Kohle und/oder Eisen gewährleistet ist.
Das Schöne an dem Spiel ist, dass jeder Spieler auch von den Entwicklungen der anderen Spieler profitieren kann (Der Mitspieler benötigt für den Bau seiner Eisenbahnstrecke Kohle, die er von meinem Bergwerk nehmen muss!, da mein Bergwerk verbindungstechnisch am nächsten liegt - oder der Mitspieler verkauft seine Baumwolle über MEINEN Hafen, da er eben nur zu diesem Hafe Verkehrswege bestehen.
Die diversen Industrienanlagen bringen (sobald sie ausgelastet sind bzw. eben die produzierten Stoffe weiterliefern können) sowohl Einkommen als auch Siegpunkte. Je nach Art und auch nach Technologiestufe ist entweder das Einkommen höher oder die Siegpunkte. Schiffswerfetn z.b. bringen fast kein Einkommen, aber sehr viel Siegpunkte, während Baumwollspinnereien vor allem am Anfang des Spieles viel Einkommen und wenig Siegpunkte produzieren.
Das Einkommen ist elementar wichtig um weiter bauen zu können (jede Anlage kostet natürlich Investitionen), es gibt auch Einkommen jede Runde, sprich je nach Spieleranzahl 16 bis 20 mal). Letzendlich zählen aber nur die Siegpunkte, und diese werden genau zweimal vergeben (am Ende der beiden Perioden).
Der Spielstartegie läuft darauf hinaus abzuwägen, wann und wo ich mich mit welchen Anlagen weiterentwickle: Welcher Bedarf ist gerade für das gesamte Spiel gefragt (Häfen?, Kohle? Eisen?) und wo kann ich diese Anlagen bauen: Wenn in einer Hafenstadt ein Mitspieler schneller war, ist dort der Hafen schon gebaut bis ich an der Reihe bin und meine Pläne müssen umgestellt werden.
Fazit: Ich habe gerade beim Schreiben dieser Zeilen meine Bewertung von 5 auf 6 geändert ;-), da es nichts zu meckern gibt und in der Summe ein rundum gelungenes Entwicklungs-/Wirtschafts-/Interaktionspiel vorliegt!
Harald hat Kohle - Mit Volldampf zum Reichtum klassifiziert.
(ansehen)