Nachdem wir dieses Spiel jetzt in letzter Zeit richtig auf Herz und Nieren geprüft haben, möchte ich auch meine Meinung mitteilen.
Zuerst einmal ist ja wichtig zu wissen: "Wie läuft das Ganze ab? Ist das wie bei Scotland Yard?" - Nee, ist es nicht! Doch was genau unterscheidet beide Spiele von einander?
Dracula hat einen Stapel Ortskarten: statt aufzuschreiben, wo er hinfährt, legt er also diese Karte, dabei weiß man aber von der Kartenrückseite her nur, wann er sich an Land und wann auf See befindet. Perfide: er kann sich auch "Verbergen", eine seiner Mächte. Diese hat genau die gleiche Rückseite wie die Ortskarten und kann daher die Jäger arg in die Irre führen!
Auf den Orten an Land hinterlässt Dracula auch immer eine sogenannte "Begegnung" - er kann Nebel beschwören, der es dem Jäger für zwei Runden unmöglich macht, sich zu bewegen, er kann Leute beißen oder Handlanger anheuern, die ankommende Jäger zu verprügeln versuchen.
Natürlich stolpern Jäger früher oder später irgendwann mal über Draculas Spur, zum Beispiel indem sie eine Stadt betreten, in der sie eine unliebsame Begegnung haben, oder indem Dracula gezwungen ist (zB durch Ereigniskarten) bestimmte Orte aufzudecken, an denen er war.
Bei manchen Begegnungen wie den Vampiren wird Dracula hoffen, dass die Jäger den Ort vorher nicht betreten, und schon gar nicht bei Tag!
"Wie - Tag?" - Ja, Tag. Eine Runde spielt immer an einem bestimmten Tagesabschnitt, und Dracula kann seine Mächte (bis auf eine) nur in der Nacht nutzen - das gilt beim Reisen wie im Kampf! Befindet sich der Graf allerdings auf See, bewegt sich auch der Marker nicht, da er ja sonst dort ganz einfach rumschippern könnte, bis es Nacht ist.
Das ist auch für das Dracula-Siegelement wichtig: Er gewinnt, wenn er 6 Vampire in seinem Einflussbereich unterhält, dargestellt durch Punkte auf dem Spielplan. Einen bekommt er nach jeder Nacht hinzu. Bei Jägern wächst genauso stark die Entschlossenheit, die sie für Sonderaktionen nutzen können.
Die Jäger werden mit der Zeit durch Ausrüstung und Ereigniskarten stärker, manche davon sind sofort zu spielen, andere zum Aufbewahren. Aber die Ereigniskarten werden vom unteren Ende des Stapels gezogen, da die Rückseiten verraten, ob es sich um eine Jäger-Karte oder um eine für den Grafen handelt. Auf 2 Jäger-Karten kommt eine Dracula-Karte, so dass es immer spannend ist, was man genau zieht und ob man nicht dem ollen Stiftzahn damit hilft!
Kämpfe werden über Karten geführt und über Würfel. Ausrüstungskarten dürfen dazu verwendet werden (nicht immer sind alle nützlich, manche werden auch nach einmaligem Gebrauch zerstört), Ereigniskarten unterstützen manchmal, zum Beispiel, indem derjenige +1 auf alle Würfe dieses Kampfes bekommt. Je nachdem, wer den Würfelwurf gewonnen hat, schaut man sich dessen Karte an. Dort ist die gegnerische Karte aufgeführt und je nach Abschnitt steht dann dort, was passiert, was unterschiedliche Auswirkungen haben kann. Im harmlosen Fall geht der Kampf weiter oder eine der Parteien flieht, aber Jäger können gebissen, Handlanger zerstört und Dracula verwundet werden (natürlich auch in verschiedenen Kombinationen - bis auf das Beißen, das überlassen die Jäger dann doch den Gegnern!)
Doch wie gewinnt man nun? Dracula muss 6 Vampire in seinem Einflussbereich kontrollieren, was über pures Zeit-Aussitzen nur sehr schwer möglich ist. Und die Jäger müssen natürlich den Grafen endgültig vernichten!
Mein Fazit: Das Spiel hat generell viel Biss, ich spiele es richtig gerne, egal auf welcher der beiden Seiten, auch das Material trägt dazu bei.
Warum dann "nur" 5 Punkte? - Die Spielanleitung ist sehr haarig, wenn man etwas Nachschlagen will geht das Suchen los, denn nicht immer weiß man genau, wo es steht, und oftmals sind die Detailfragen dann auch nur in Nebensätzen geklärt.
Dennoch: Wenn man alles verinnerlicht hat, ist es auch 6 Punkte wert!
Julia hat Fury of Dracula klassifiziert.
(ansehen)