Ein Weltraumspiel? Und dann auch noch kooperativ? "Nichts für mich", sagen da etliche SpielerInnen. Aber: Wir befinden uns gar nicht wirklich im Weltraum, denn die Forschungsstation "Kopernikus-07", auf der Forbidden Sky spielt, schwebt mittels spezieller "Antigrav-Module" ruhig in der Erdatmosphäre. Aber wo genau in der Atmosphäre? Das Wettergeschehen, das in diesem Spiel eine große Rolle spielt, findet in der Realität hauptsächlich in den unteren etwa zehn Kilometern statt, der Troposphäre. Die höheren Schichten haben keinen großen Einfluss mehr. Aber genau dort, in einer Höhe von knapp 100 Kilometern über der Erde (Kármán-Linie), wo ich die fiktive Forschungsstation vermute, wird es im Spiel sturm- und blitztechnisch heftig. Also doch ein wenig Science Fiction...
Hintergrund und Ziel des Spiels
Die Forschungsstation "Kopernikus-07" wird aufgrund eines extremen Gewitters und Sturms evakuiert. Die verbliebenen Spezialisten der Crew hatten die Evakuierung geleitet und sind auf dem Weg zum letzten Raumgleiter, als ein gigantischer Blitz in den Gleiter einschlägt und dessen Elektronik zerstört. Was nun? Es gibt noch eine Versorgungsrakete, die aber jetzt keine Energie mehr für den Start hat. Schafft es die Crew trotz Sturm und Blitzen, die Rakete zu finden und gemeinsam einen Notstromkreis aus Leitungen und anderen Bauteilen aufzubauen, um so die Energie für den Start bereitzustellen?
Geschickte Teamabsprachen sind notwendig, um nicht vor Erreichen der Rakete von der Plattform geweht oder vom Blitz getroffen zu werden. Wenn es die Crew schafft, rechtzeitig den Notstromkreis zusammen zu setzen und die Rakete zu starten, ist das Spiel gewonnen.
Kurzer Regelüberblick
Jeder Spieler übernimmt die Rolle eines Crew-Mitglieds ("Abenteurer" genannt), der mit einer Sonderfähigkeit ausgestattet ist, die nur er besitzt. Die Mitspieler sollten sich gegenseitig über die Rollen und die Fähigkeiten der Abenteurer informieren, damit jeder Spieler die Stärken des anderen kennt. Das Spiel ist nur im Team zu gewinnen, wenn gemeinsam gespielt wird und die speziellen Fähigkeiten kombiniert werden. Zu empfehlen ist, dass die Charaktere "Seilmacher" und "Arzt" unbedingt in der Crew sind.
Forbidden Sky kann in vier Schwierigkeitsgraden gespielt werden: Einsteiger-Level, Normal, Elite-Level, Legendär-Level. Jedes höhere Level verlangt schwierigere Notstromkreise mit mehr Bauteilen.
Der aktive Spieler führt zunächst bis zu vier Aktionen aus. Die Mitspieler dürfen und sollen dabei beratend zur Seite stehen, nicht zuletzt um die Fähigkeiten der eigenen Abenteurer mit ins Spiel zu bringen. Mögliche Aktionen sind:
1. Erkunden
Von einem Stapel wird eines von 36 Plattformplättchen gezogen. Durch diese Plättchen wird die Forschungsstation nach und nach erweitert und die Rakete "gesucht". Jeder Spieler darf bis zu drei Plättchen vor sich liegen haben. Es gibt auch einige Plättchen mit - oft ganz dringend notwendigen - Vorteilen für die Crew: Windschutz, Faraday'scher Käfig (Blitzschutz) und Ausrüstungsgegenstände.
2. Entdecken
Ausgehend vom (großen) Startplättchen werden nach bestimmten Regeln weitere Plattformplättchen gelegt. Sollte das Plättchen einen Blitzableiter zeigen oder einen Kreis vervollständigen, wird automatisch ein passendes Bauteil für den späteren Notstromkreis eingebaut. Es gibt neben den Blitzableitern noch kleine und große Kondensatoren sowie die Raketenplattform.
3. Abenteurer bewegen
Die Crewmitglieder dürfen sich (als Spielfigur) auf ein benachbartes Plattformplättchen bewegen bzw. über Teleporter auch auf weiter entfernte Plättchen.
4. Leitung legen
Zwei Bauteile für den späteren Notstromkreis müssen jeweils über eine (kurze oder lange) Leitung miteinander verbunden werden. Allerdings lässt sich ein Bauteil nur von einem Plättchen aus verbinden, auf dem die eigene Spielfigur steht.
Nach Abschluss der Aktionen deckt der aktive Spieler nacheinander so viele Wetterkarten auf, wie der Windstärke-Anzeiger vorgibt. Dann führt er deren Wirkungen aus. Das Wetter birgt extreme Gefahren für Gesundheit und Sicherheit der Spieler: Durch Windstöße wird man weggeweht und das Sicherungsseil wird schadhaft; durch Blitze erleidet man Stromschläge. Sollte ein Spieler seine Kraft eingebüßt haben (bzw. sein Seil reißt), ist das Spiel sofort für alle verloren. Daher, wie oben geschrieben, sind "Seilmacher" und "Arzt" als Teammitglieder so wichtig: Sie können reparieren bzw. heilen.
Sobald im Laufe des Spiels die letzte Leitung im Notstromkreis geschlossen wird, hebt die Rakete sofort ab. Sollten zu dem Zeitpunkt nicht alle Abenteurer auf der Raketenplattform stehen, hebt die Rakete ohne sie ab. Auch dadurch ist das Spiel für alle verloren. Vor dem Legen des letzten Bauteils müssen sich also alle Abenteurer auf einem Feld der Raketenplattform befinden.
Fazit
Wir haben zu fünft das Level "Normal" gespielt. Die erste Partie war wahrlich nicht einfach, zumal niemand einen Überblick hatte, wie groß denn die zu bauende Plattform sein kann bzw. sollte. Hier kann man sich zunächst ein wenig "verzetteln", weil die Plattform u.U. zu groß angelegt wird und dementsprechend auch zu viele Bauteile für den Notstromkreis verwendet werden müssen. Durch die Wetterkapriolen sinken Gesundheitszustand und Seilstabilität aller Spieler kontinuierlich. Man sollte also schnell sein und möglichst kompakt bauen - und im Team stets den Arzt und den Seilmacher konsultieren. Hat man sich an den Spielmechanismus gewöhnt, macht das Arbeiten im Team ziemlichen Spaß. Wir werden Forbidden Sky sicher wieder spielen - und weiter versuchen, zu optimieren. Das Material ist wertig, die Anleitung gut und verständlich formuliert.
Durch die physikalische Komponente hat Forbidden Sky durchaus ein Alleinstellungsmerkmal. Belohnt werden am Schluss alle Spieler, sobald der Notstromkreis (der tatsächlich ein wirklicher Stromkreis ist) geschlossen ist: Die Rakete blinkt und lärmt, was ihren Start von der Forschungsstation darstellt. Spiel gewonnen!
Frank hat Forbidden Sky klassifiziert.
(ansehen)