Ojeh...Fertig ist ein Spiel...es ist ein Spiel...ist es überhaupt ein Spiel? Ich glaube, nein! Es ist Arbeit. Durch und durch! Das geht schon los bei der Erarbeitung der Spielanleitung. Spätestens bei der Beschreibung der einzelnen Aktionen wird einem dermaßen schwindlig im Kopf. Und ich habe schon sehr viele, auch komplexe und umfangreichere Spielanleitungen in meinem Leben geknackt!
Worum geht's? Ein gemischter Stapel Karten ("Akten") soll durch einen nicht ganz übersichtlichen Spielablauf aufsteigend von 1 bis 48 sortiert werden. Die 48 wird dabei als unterste Karte des Nachziehstapels ausgesondert. Hat man den Nachziehstapel einmal durchgespielt (zieht man also die 48) und legt dann die 48 in die Ablage, muss man eine seiner 7 Kaffeetassen abgeben ("trinken, um wach zu bleiben"). Hat man keine Kaffeetasse mehr (also in der achten Runde), sollte man entweder mit dem Sortieren fertig werden (Spiel gewonnen!) oder aber man kann keine Kaffeetasse mehr abgeben ("man schläft ein") und hat das Spiel verloren.
Pro Runde zieht man immer drei Karten in die aktuelle Auslage. Durch das Freischalten bestimmter Aktionen (hierbei gibt man "Bonbons" aus seinem Vorrat ab) verschiebt man Karten aus der aktuellen Auslage in eine "zukünftige" Auslage, oder aber man sortiert die Karten und schiebt eine gewisse Anzahl in die "Ablage", oder holt sich Karten aus der zukünftigen Ablage runter in die aktuelle Ablage, oder zieht zusätzlich Karten aus dem Nachziehstapel usw.
Man hat eigentlich nur eine gewisse Siegchance, wenn man nach drei bis vier Runden den Nachziehstapel in- und auswendig kennt. Das allein schon ist sehr mühevoll. Die richtigen Entscheidungen zu treffen, welche Karten ich wann sortiere, wohin schiebe um sie dann zu welchem (richtigen) Zeitpunkt auch immer dann wieder verwende, ist nicht nur "sehr knifflig" sondern auch sehr mühevoll. So richtig Spaß, wie zum Beispiel beim Solospiel "Freitag" vom selben Autor, kommt einfach nicht auf. Es dominiert nicht nur der Frust, sondern hauptsächlich auch die Anstrengung. Es dauert auch seine Zeit, ehe man die doch recht komplizierten Spielabläufe so einigermaßen ohne ständigem Nachschlagen in der Spielanleitung drauf hat. Und so richtig flüssig läuft das Spiel auch dann nicht.
Bitte nicht falsch verstehen: Ich habe nichts gegen hohe Schwierigkeitsgrade bei solchen Solo-Spielen. Schließlich ist ja auch "Freitag" nicht leicht zu knacken und hat auch noch verschiedene Schwierigkeitsgrade. Wenn´s Spaß macht, ist das auch völlig okay! Doch wenn es nur noch in "Arbeit" ausartet...dann ist das einfach nix für mich. Und das, obwohl ich ein leidenschaftlicher Solospieler bin!
Das Material ist okay. Holzbonbons und Holz-Kaffeetassen sowie stabile Karten für einen sehr fairen Preis...da kann man nicht meckern. Die Spielanleitung und die Spielstruktur sind m.E. nicht grade "vergnügungssteuerpflichtig". Also ich kann das Spiel (ist es eigentlich ein Spiel?) eigentlich nicht guten Gewissens weiterempfehlen. Für mich ist das Spiel leider nur zwei Punkte wert! Sorry, aber isso!
Ich bleibe aber weiterhin ein großer Fan von 2F und Friedemann Friese!!!!
Matthias hat Fertig! klassifiziert.
(ansehen)