Spielziel
In der Rolle burgundischer Fürsten versuchen die Spieler durch Warenhandel oder Viehwirtschaft, Städtebau oder Wissensfortschritt die spielentscheidenden Siegpunkte zu erlangen. Wer am Ende die meisten Siegpunkte besitzt, ist Sieger.
Ablauf
Mit einer Startburg auf ihrem Fürstentum-Tableau, zwei Aktionswürfeln, einem Silberling, drei Warenkärtchen und ein bis vier Arbeiterchips (je nach Spielerreihenfolge) sowie zwei Markern gehen die Spieler ins Rennen. Im Verlauf des Spiels werden die Spieler mit Hilfe ihrer beiden Aktionswürfel oder ihrer Silberlinge weitere Ausbauten aus den sieben Depots erwerben und in ihrem Fürstentum auslegen. Nachdem ein Marker jedes Spielers auf der Siegpunktleiste Platz findet, wird noch der Startspieler ausgewürfelt und danach markiert der zweite Spielerstein die Zugreihenfolge. Startspieler ist immer der, dessen Stein entweder am weitesten rechts oder ganz oben auf dem Turm liegt. Das Spiel wird also nicht wie viele andere Spiele im Uhrzeigersinn gespielt, sondern nach einer bestimmten Zugreihenfolge gemäß dieser Leiste.
Die Burgen von Burgund verläuft in fünf Durchgängen (A - E), welche wiederum in fünf Runden unterteilt sind. Zu Beginn jeder Runde werden jeweils fünf Warenkärtchen von einem vorbereiteten Stapel offen ausgelegt, der Startspieler nimmt sich zusätzlich den weißen Würfel und alle Spieler würfeln gleichzeitig. Der weiße Würfel legt fest, auf welches Depotfeld das Warenkärtchen des ersten Rundenfeldes gelegt wird.
Danach führen - beginnend mit dem Startspieler und dann entsprechend der Reihenfolgeleiste - alle Spieler zwei Aktionen gemäß ihrer Würfel aus. Dabei kann pro Arbeiterchip ein Würfelergebnis um eins nach oben oder unten verändert werden. Zwei von den folgenden vier Aktionen können somit von den Spielern in beliebiger Kombination und Reihenfolge ausgeführt werden:
Ausbauten vom Spielplan nehmen:
Der Spielplan zeigt sechs Depots, die Durchgang für Durchgang mit Ausbauten (Weide, Schiffe, Gebäude etc.) aufgefüllt werden. Der hierfür eingesetzte Würfel gibt das entsprechende Depot vor, aus dem der Spieler nun sein Plättchen nehmen und zunächst einmal auf das Ablagefeld seines Tableaus legen darf. Er darf das Plättchen NOCH NICHT AUF DAS FÜRSTENTUM legen!
Ausbauten im eigenen Fürstentum platzieren:
Diesmal gibt der Würfel das entsprechende leere Feld auf dem Spielertableau vor – dabei muss das Plättchen jedoch stets angrenzend an ein bereits liegendes und farblich passend zur Tableau-Landschaft platziert werden.
Die verschiedenen Ausbauplättchen bringen dem Spieler bestimmte Vorteile, sobald er sie in seinem Fürstentum platziert. Dabei bringen Minen Geld, Weiden Siegpunkte, Schiffe beeinflussen die Zugreihenfolge und bringen zusätzlich Waren. Die Gebäude erlauben den Spielern, sich weitere Ausbauten zu holen, Arbeiterchips zu nehmen, Waren zu verkaufen oder geben direkt Siegpunkte, und die Burgplättchen verschaffen dem jeweiligen Spieler eine weitere Aktion.
Warenverkauf:
Ein Würfel gibt die Warensorte vor, von dem ALLE Kärtchen verkauft werden müssen. Pro Verkauf gibt es einen Silberling und zwei bis vier Siegpunkte pro Kärtchen.
Arbeiterchips nehmen:
Egal, welche Würfelzahl benutzt wird, nimmt sich der Spieler zwei Arbeiterchips vom Vorrat. Zusätzlich darf jeder Spieler pro Spielzug für zwei Silberlinge ein beliebiges Plättchen aus dem schwarzen Depot erwerben und auf sein Ablagefeld legen.
Wenn abwechselnd fünf Runden gespielt wurden, endet ein Durchgang. Jetzt erhalten alle Spieler pro Mine in ihrem Fürstentum einen Silberling.
Spielende: Das Spiel endet nach dem fünften Durchgang (= 25 Runden bzw. 50 Würfelaktionen). Es gewinnt der Spieler mit den meisten Siegpunkten, wobei noch Folgendes abgerechnet wird:
restliche Warenkärtchen 1 SP
pro Silberling 1 SP
pro 2 Arbeiterchips 1 SP
gelbe Ausbauten (Wissen) x SP
Fazit
So wie der Name Alea für gute Strategiespiele steht, steht der Name Stefan Feld für innovative, schöne, gewitzte Mechanismen. Somit kann einem wunderbaren Spielerlebnis nichts im Wege stehen. Doch kann ein abstraktes Spiel mit einem aufgesetzten Thema die hohen Erwartungen der Spieler erfüllen?
Wenn man sich das Spiel Die Burgen von Burgund im Ganzen betrachtet, überzeugt es schon mal von der Aufmachung und Gestaltung. Die Spielanleitung (vorhanden in Deutsch, Französisch, Englisch) besteht aus elf Seiten, davon sind vier Seiten den Regeln gewidmet. Der Rest dient zur Erklärung der einzelnen Sechseckplättchen, wie z. B. den Gebäuden oder den Wissensplättchen. Die Regeln lassen keine Fragen offen, sind detailliert, bebildert, gut strukturiert und leicht verständlich, wodurch ein schneller Einstieg selbst für Wenigspieler garantiert ist.
Das Spielmaterial ist bis auf die unglücklich gewählten Farben der Ausbauten, (grün und gelb) ansprechend, übersichtlich und funktionell gestaltet und von guter, stabiler Qualität (die Spielertableaus sind sogar aus elastischem, abwischbarem Material). Durch die sinnvolle Verwendung von Piktogrammen auf den Spielertableaus gewinnt man schnell die Übersicht über die Funktionen, ohne ständig im Regelheft nachblättern zu müssen.
Das Spiel: Die vielen Testspiele in verschiedenen Konstellationen zeigten, dass Die Burgen von Burgund in jeder Besetzung gleich gut funktioniert. Ob zu zweit, zu dritt oder zu viert - Spannung ist bis zum Schluss gegeben. Denn durch die vorgeschriebene Menge der ausliegenden Ausbauten, die sich speziell nach der Spielerzahl richtet, besteht stets die Gefahr, dass einem die benötigten Ausbauten durch einen anderen Spieler vor der Nase weggeschnappt werden.
Ein weiterer Faktor für den hohen Spielspaß besteht darin, dass das Spiel nicht durch Grübeln unnötig in die Länge gezogen werden kann, weil alle Spieler gleichzeitig würfeln und jeder im Zug des Gegenspielers seinen eigenen Zug schön vorausplanen kann.
Trotz alledem wird die Spieldauer von 30 bis 90 Minuten deutlich überschritten. Anfangs, weil man die Funktionen noch nicht kennt und später, weil jeder Spieler, der bereits zwei bis drei Runden gespielt hat, die vielen sinnvollen Aktionskombinationen beherrscht und sie nun gezielt anwendet. Wie zum Beispiel: Mit dem ersten Würfel eine Burg auslegen, durch die Burgfunktion ein Schiffsplättchen auslegen und sich somit Warenkärtchen verschaffen. Mit dem zweiten Würfel ein Lagerhaus auslegen, durch die Lagerhausfunktion die Warenkärtchen verkaufen und somit an einen weiteren Silberling kommen. Sich mit den jetzt vielleicht zwei Silberlingen aus dem schwarzen Depot ein Rathaus schnappen.
Das Zweier-Spiel kann somit ca. 75 Minuten, das Dreier-Spiel ca. 90 Minuten und das Vierer-Spiel sogar 120 Minuten dauern. In keiner der Testrunden hatten die Spieler jedoch das Gefühl, dass sich das Spiel in die Länge zieht, denn durch die oben erwähnten Ausbauten sind alle Spieler gezwungen, auf ihre Mitspieler zu achten und ihre eigenen Züge zu planen. Durch diese Art von Einbindung ins Spielgeschehen ist auch die gewisse Interaktion gegeben, so dass keine Langeweile aufkommt. Dazu fällt mir spontan die Einsteinsche Relativitätstheorie ein: Verbrennt man sich an einer Bratpfanne, kommt einem die Minute vor wie eine Stunde. Spielt man ein gutes Spiel verfliegt die Stunde wie eine Minute.
Ich muss aber auch erwähnen, dass in meinen Testrunden entweder ein bis zwei geübte Burgund-Spieler oder mindestens zwei Vielspieler dabei waren. Daher kann ich nicht ausschließen, dass ein Spiel zu viert, das aus drei bis vier Wenigspielern besteht, sich in die Länge ziehen kann.
Genug philosophiert - kommen wir wieder zurück zum Spiel: Geübte Burgund-Spieler, welche die Aktionskombinationen beherrschen, haben vielleicht zwei bis drei Runden lang Vorteile gegenüber Neueinsteigern, was aber nicht unbedingt bedeutet, dass sie auch gewinnen werden. Denn eine bestimmte Gewinnstrategie konnte in meinen Spielrunden nicht entdeckt werden. So wurden auch Spieler, die bereits nach zwei Durchgängen andere fast überrundet hatten, zum Schluss noch selbst überholt und nur Zweiter oder Dritter. Man sollte jedoch unbedingt versuchen, in den ersten Durchgängen die kleineren Gebiete abzuschließen, denn entsprechend dem jeweiligen Durchgang (A - E) erhält man dafür 10 bis 2 Extrasiegpunkte. Des Weiteren sollten die Spieler versuchen, eine Tierart auf ihren Weiden zu halten, denn wird eine Herde auf derselben Weide vergrößert, punkten bereits liegende Tiere nochmals.
Mit Die Burgen von Burgund schuf der Autor Stefan Feld ein spielerisch hochwertiges Spiel, auch wenn das aufgesetzte Thema es nicht schafft, den Spielern das Gefühl zu vermitteln, ein burgundischer Fürst zu sein. Wie einige andere "Feld-Spiele" ist auch dieses Spiel wie für Wenigspieler geschaffen. Es spielt sich sehr flüssig und leicht, ohne anstrengend zu werden, bietet aber dennoch vielfältige Möglichkeiten, den Spielsieg zu erreichen, so dass auch Vielspieler auf ihre Kosten kommen. Der pfiffige Mechanismus, Würfel einzusetzen und dafür Plättchen zu nehmen oder zu platzieren, vermittelt allen ein sehr angenehmes Spielerlebnis, das wieder so locker leicht wirkt wie bei Notre Dame, bei dem man Karten ausspielt und somit in einen bestimmten Bereich seine Spielsteine setzen darf.
Der hohe Wiederspielreiz steckt nicht zuletzt auch in der Spieltiefe, denn bei Die Burgen von Burgund muss man stets abwägen, für welche der vielen Aktionen man sich lieber entscheidet. Durch die Arbeiterchips wird der Glücksfaktor dabei erheblich gemindert, so dass auch die Vielspieler und Strategen auf ihre Kosten kommen.
Auch für Spieler, welche Die Burgen von Burgund "rauf und runter" spielen, bietet das Spiel mit seinen neun verschiedenen Fürstentum-Tableaus stets neue Herausforderungen. Denn aufgrund der verschiedenen Tableaus können die Spieler auswählen, welche Strategie sie verfolgen wollen. Hier stellt sich jedem die Frage, ob er lieber ein Fürstentum bestehend aus mehreren kleineren Gebieten wählt, oder lieber eines, das sich aus wenigen, aber dafür großen Gebieten zusammensetzt.
Alles in allem ist Die Burgen von Burgund ein rundum gelungenes Spiel und setzt die Messlatte für den Jahrgang 2011 damit auf ein hohes Niveau! Thumbs up!
Mahmut hat Die Burgen von Burgund klassifiziert.
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