Der verzauberte Turm in der Metallbox ist eine kleinere und deutlich billigere Ausführung des großen Spiels Der verzauberte Turm, das Kinderspiel des Jahres 2013 war. Die Metallbox-Serie vom Drei Magier-Spieleverlag, zu der auch dieses Spiel gehört, hat ein paar exzellente kleine Umsetzungen bekannter und häufig ausgezeichneter großer Spiele hervorgebracht. Die bisherigen Spiele aus dieser Reihe, die ich habe, reichen von einer leicht abgespeckten Version des großen Spiels, die angesichts des deutlich geringeren Preises als annähernd adequader Ersatz für das große Spiel angesehen werden kann, bis hin zu einer kleinen Version, die gleichwertig oder sogar einen Tick besser als das große Spiel ist. Deshalb habe ich mir auch diese kleine Box gekauft.
Das Material machte erst einmal einen guten Eindruck. Man hat immer noch ein Türmchen, wenn auch hier im Gegensatz zur großen Version aus Pappe. Ebenso findet man den doppelt beschrifteten Würfel des großen Spiels wieder und zwei Holzfiguren für Robin und den Magier. Es fehlt die Figur der Prinzessin bzw. die ist nur auf einer Pappscheibe abgebildet, die Teil des Schließmechanismus ist. Statt des zweiten Würfels, mit dem im großen Spiel bestimmt wird, wer den jeweiligen Zug beginnt, gibt es hier eine Pappscheibe, über die das geregelt wird. Und der Mechanismus, mit dem man die Schlüssel versteckt und findet, ist ebenfalls über Plättchen vereinfacht. Außerdem ist die Anzahl der Felder ein wenig geringer als im großen Spiel.
Soweit würde ich das als Vereinfachung ansehen, die bei dem geringeren Preis gerechtfertigt ist. Schließlich muss da irgendwo gespart werden, um das Spiel für wenig Geld anbieten zu können.
Was mir allerdings großen Frust gemacht hat, ist der Schließmechanismus: Es gibt im Turm fünf mögliche Positionen für den Schlüssel. Welche davon die Prinzessin befreit, wird vom Magier durch die Auswahl des Prinzessinnen-Plättchens bestimmt, das er in den Turm steckt. Grundsätzlich würde das auch funktionieren - die Prinzessin sieht immer gleich aus, und mechanisch funktioniert die Sache darüber, dass in jeder der Prinzessinnen unten (da wo das Plättchen im Turm verschwindet) ein anderes der fünf Löcher unten offen ist. Dummerweise gibt es aber nur drei verschiedene Prinzessinnen-Plättchen. Die letzten beiden Schlüssellöcher schließen niemals. Was soll das? Ich hätte da ja absolut angenommen, dass in meinem Spiel zwei Plättchen fehlen, aber laut Anleitung sollen das tatsächlich nur drei sein. Sich einfach Ersatz basteln, kann man auch nicht, weil die Prinzessinnen-Plättchen sich ja optisch oben nicht unterscheiden dürfen. Da bräuchte man schon die Möglichkeit, selbst Pappteile identisch zu stanzen und zu bedrucken, die ich nicht habe.
Wäre dieser Frust nicht, würde ich das Spiel vermutlich identisch mit dem großen Spiel bewerten - weniger begeistert als von anderen Spielen dieses Verlags, aber immer noch positiv. Natürlich kann man ein Stück weit um das Problem herumspielen und an den Regeln basteln, um damit klar zu kommen. Aber das erklärt nicht, wie man überhaupt auf die absurde Idee kommen kann, zwei Pappplättchen einzusparen und damit zwei Schlüsselpositionen komplett zu entwerten. Gerade wenn man Kinder alleine damit spielen lässt, kommen die schon mal auf die dumme Idee, neuen Mitspielern dieses Geheimwissen vorzuenthalten und sie damit über den Tisch zu ziehen, was entsprechend zu Frust bei denen führt. Und das kollidiert dann wiederum heftig mit der Altersempfehlung ab 5 Jahren ...
Kurzum: Gute Idee, aber verdammt schlecht umgesetzt. Und das für eine minimale Einsparung, die das Spiel ganz erheblich schlechter macht, als es sein könnte und sollte.
Unboxing: https://youtu.be/TGwQw0VQ_7Q
Review und Anpassungen: https://youtu.be/lXY8BYoA0L8
Irene hat Der verzauberte Turm - Mitbringspiel klassifiziert.
(ansehen)