Zombies, diese fiktiven Figuren zum Leben erweckter Toter, begegnen einem immer wieder in diversen Filmen, neuerdings sogar in Fernsehserien und immer mal wieder auch in Brettspielen. Neuestes Beispiel dafür ist City of Horror von Repros Productions. Die Stadt um die es geht war nicht immer eine Stadt des Horrors. Eine Epidemie lässt die Toten aufstehen und mit den Lebenden schlimme Dinge tun. Ein Gegenmittel ist zwar gefunden doch die Horden der bereits umherwandelnden Toten können noch nicht überall in Schach gehalten werden. So auch in dieser namentlich nicht genannten kleinen Stadt, in der etwas mehr als 20 Überlebende vier Stunden (Spielrunden) versuchen sich der Untoten zu erwehren und Injektion des Heilmittels zu bekommen, bis endlich die angekündigte Hilfe, ein Hubschrauber, eintrifft und die mit einem Heilmittel versehenen Überlebenden abholt.
Jeder kontrolliert eine von der Mitspielerzahl abhängige Anzahl an Stadtbewohnern mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen was die aktuelle Situation betrifft und versuchen möglichst viele von ihnen nach den vier Spielrunden mit einem Heilmittel und nach Möglichkeit auch Nahrung im rettenden Hubschrauber unterzubringen. Die Blondine beispielsweise neigt zu hysterischen Anfällen und egal wo sie auch hin flieht, ein Zombie ist ihr immer auf den Versen. Die "Oma" ist nicht mehr gut zu Fuß und hat mit der Flucht vor den Zombies generell so ihre Probleme. Solche Charaktere sind naturgemäß schwieriger "durchzubringen" als andere, bringen dafür aber in der Regel mehr Punkte als die etwas besser auf die Situation eingestellten Bewohner, wie zum Beispiel der Spezialagent, der auch außerhalb von Gebäuden auf der Straße leichter überleben kann als andere oder der Wächter mit seinem Hund Rex, der ohne mit der Wimper zu zucken auch mal ein, zwei Zombies platt macht.
Die Stadt, der Spielplan, wird vor jeder Partie neu zusammengesetzt, wobei jede Ortstafel beidseitig bedruckt ist und die Orte (Bank, Kirche, Waffenlage usw.) mit unterschiedlichen Aktionsmöglichkeiten ausgestattet sind. Im Waffenlager lässt sich Ausrüstung austauschen, im Krankenhaus gibt es ein Gegenmittel gegen die Epidemie, auf der Kreuzung finden sich Lebensmittel (die bei Spielende Siegpunkte bedeuten), in der Bank kann man die Zombieangriffe auf der Straße gegen einen Mitspieler richten usw.
Die Spielfiguren der Charaktere werden zunächst zufällig mit Bewegungskarten auf dem Spielplan verteilt und jeder Spieler erhält eine ebenfalls von der Mitspielerzahl abhängige Anzahl an Aktionskarten. Diese erleichtern einem das Leben deutlich und selbst wenn man sie nicht selbst so richtig nutzen kann, dann kann das bestimmt ein anderer, dem man sie gerne überlässt. Selbstverständlich gegen eine kleine Gegenleistung, wie z.B. die Unterstützung bei einer Abstimmung.
Abstimmungen sind nämlich das Herzstück des Spiels, das Salz in der Suppe. Zwar kann man seine Charaktere im Rahmen ihrer Möglichkeiten in der Stadt bewegen (wobei das Ziel der Bewegungen der Spieler gleichzeitig und geheim festgelegt wird) und versuchen sie an etwas sicherere Orte zu bringen und dort hilfreiche Aktionen durchführen, aber an jedem Ort kann sich immer nur eine bestimmte Anzahl an Personen aufhalten. Wer nicht mehr in ein Gebäude reinkommt, der muss schauen, wie er auf der Straße zurechtkommt. Und selbst wenn man in einem Gebäude Unterschlupf findet, sobald die Anzahl Zombies vor der Tür zu groß wird, dann brechen sie durch und einer der dort befindlichen Bewohner muss sein Leben lassen.
Wer das ist wird meistens im Rahmen einer Abstimmung festgelegt, der meist eine harte Verhandlung mit Bestechungen, Drohungen, Kämpfen und anderen Überraschungen, beispielsweise durch Aktionskarten, vorangeht. Selbst Spieler, die keine Charaktere vor Ort haben, können sich in die Verhandlungen einmischen und diese, beispielsweise durch Aktionskarten, beeinflussen. Am Ende jedoch wird einer ausgedeutet und dessen Charakter dient den Zombies als Zwischenmahlzeit, ist aus dem Spiel und bringt keine Punkte mehr.
Befinden sich an diesem Ort Aktionskarten, Heilmittel oder sonstiges Hilfreiches, wird in einer zweiten Abstimmungsrunde derjenige ermittelt, der die Sachen unter den anwesenden Spielern verteilt. Auch hier darf im Vorfeld verhandelt und bestochen werden. Es ist also unvermeidlich, dass man sich eher früher als später Feinde macht und anfängliche Bündnisse schnell wieder ins Wanken geraten obwohl man immer wieder aufeinander angewiesen sein wird.
Spätestens wenn man es sich mit allen Mitspielern verscherzt hat, ist man auf sich selbst gestellt. Glücklich schätzen kann sich dann, wer noch die eine oder andere Aktionskarte und/oder spezielle Fähigkeit seiner Charaktere nutzen kann. Jeder Charakter hat nämlich eine solche spezielle Fähigkeit, die den Aktionen der Karten recht ähnlich sind. Solange eine zu einem Charakter gehörende Charakterkarte mit der blauen Seite vor dem jeweiligen Spieler liegt, also nicht "erschöpft" ist, kann er dessen Fähigkeit nutzen. Anschließende wird allerdings die Charakterkarte auf die rote ("erschöpfte") Seite gedreht und die Spezialfähigkeit ist (vorerst) nicht mehr nutzbar. Außerdem bringt ein erschöpfter Charakter deutlich weniger Siegpunkte und so sind diese Aktionsmöglichkeiten eher Notlösungen aber im Bedarfsfall recht hilfreich. Weniger Punkte sind immer noch besser als gar keine Punkte.
In der Kirche kann ein erschöpfter Charakter wieder neue Kräfte schöpfen und darf gegen Abgabe einer Aktionskarte auf die blaue Seite zurückgedreht werden. Diese Spezialfähigkeiten sind sehr unterschiedlich und auf die Charaktere abgestimmt. So kreischt eine erschöpfte Blondine nicht mehr sinnlos herum und lockt Zombies an oder der kleine Junge versteckt sich und kann für den Rest der Runde zwar nicht abstimmen aber auch nicht gefressen werden usw.
Auf der Straße ist das (Über-)Leben deutlich härter. Solange mindestens ein Zombie auf der Kreuzung steht, wird es ungemütlich. Für wen, das ergibt sich durch ein Farbrad, auf dem der Spielmarker "Anführer der Zombies" liegt. Einige Aktionskarten und Spezialfähigkeiten erlauben es diesen Spielmarker auf dem Farbrad zu versetzen und das Farbfeld, auf dem sich der Marker beim Angriff der Zombies befindet legt fest, von welchem Spieler ein Charakter gefressen wird. Hat der entsprechende Spieler keinen Charakter auf der Kreuzung, wandert der Zombiemarker auf dem Farbrad zur nächsten Farbe, solange, bis sein Hunger (fürs Erste) gestillt ist.
Nach vier Spielrunden, zu deren Beginn immer durch Invasionskarten neue Zombies in die Stadt strömen oder den Ort wechseln, Heilmittel und Aktionskarten als Luftversorgung abgeworfen werden und manchmal auch der "Anführer der Zombies" auf dem Farbrad bewegt wird, endet das Spiel. Überlebende Charaktere mit Heilmittel, eingesammelte Nahrung und überzählige Heilmittel bedeuten Siegpunkte und wer davon am meisten vorweisen kann, gewinnt das Spiel.
City of Horror ist böse. Sehr böse mitunter. Kommt es an einem Ort zu einem Angriff der Zombies - und früher oder später wird das überall passieren - wird einer der Spieler einen Charakter durch das Abstimmverhalten seiner Mitspieler verlieren und sich zu einen späteren Zeitpunkt in einer ähnlichen Situation mit umgekehrten Ausgangssituationen sicherlich wieder daran erinnern. Noch härter wird es, wenn man sich im Vorfeld des Spiels darauf einigt, dass gemachte Zusagen und Versprechungen nicht zwingend eingehalten werden müssen. Zu verlockend kann es da sein, sein Gegenüber durch Versprechungen zu einer lebensrettenden Stimmabgabe zu bewegen um ihn anschließend in die (Zombie-)Pfanne zu hauen.
Am besten spielt man City of Horror daher in einem Kreis sehr guter Freunde, die einem so etwas nicht nachtragen, oder mit Menschen, die man eh schon nicht leiden kann, denn wer "sauber" spielt dürfte sich nur sehr selten durchsetzen.
City of Horror lebt von der Atmosphäre und dem, was die Spieler daraus machen, wie verhandlungsfreudig sie agieren, wie sehr sie in den Rollen ihrer Charaktere aufgehen und wie ernst bzw. locker sie das Ganze nehmen. In der "richtigen" Runde kann der Überlebenskampf in der Stadt der absolute Unterhaltungshammer sein, doch genauso gut kann es mit falscher Besetzung nach hinten losgehen. Alles steht und fällt mit den Mitspielern, die man sich möglicherweise etwas sorgfältiger als üblich auswählen sollte. Aber einen zu strengen Maßstab sollte man auch wieder nicht anlegen, denn sonst bekommt man am Ende keine sechs Spieler an den Tisch und in voller Besetzung macht City of Horror eindeutig am meisten Spaß. Aber auch wenn zu dritt funktioniert das Spiel einwandfrei. Es kann keine dauerhafte zwei gegen einen Situation entstehen und das ist prima.
Kommen wir zu Altersangabe. Ab 14 Jahre ist das Spiel sicherlich ohne Probleme spielbar, allerdings sind die Thematik und auch die Optik aus meiner Sicht eindeutig für ältere Spieler ausgelegt. Ich würde mal sagen 16 Jahre sollten die Mitspieler schon mindestens sein, aber vielleicht sehe ich das auch etwas zu eng. In Kinderzimmern haben Zombies meiner Meinung nach definitiv (noch) nichts zu suchen. Erwachsene können mit City of Horror einen Riesenspaß haben, den man sich nicht vorenthalten sollte.
Holger hat City of Horror klassifiziert.
(ansehen)