Titel: Brügge
Autor: Stefan Feld
Spieltyp: Strategiespiel mit Karten
Spieldauer: ca. 60 Minuten
Spieleranzahl: 2 bis 4 Spieler ab 10 Jahren
Spielziel/-idee:
Die Spieler schlüpfen in die Rolle von Kaufleuten im 15. Jahrhundert, die versuchen die belgische Handelsmetropole Brügge auszubauen. Dazu werden Kanäle und Häuser gebaut, man nimmt Einfluss auf das Rathaus und man versucht sich die Unterstützung der Bevölkerung zu sichern. Bei all dem muss man sehr wachsam sein, denn Bedrohungen in Form der Pest, von Überfällen und Intrigen, von Überschwemmungen und Bränden lauern überall. Wer es schafft all diese Herausforderungen am besten zu meistern, gewinnt das Spiel.
Spielvorbereitung:
• Der Spielplan wird ausgelegt und darauf die Rundenmarker, sowie die Statuenplättchen platziert
• Die Karten werden in 5 etwa gleichgroße Stapel aufgeteilt. Es kommen davon so viele ins Spiel, wie Spieler teilnehmen. Die werden nun zu einem Stapel zusammengemischt und anschließend wieder als zwei Stapel verdeckt ausgelegt. Die restlichen Karten bilden einen Extrastapel für das Spielende.
• Die Würfel, Handlanger, das Geld, die Kanalplättchen und die Bedrohungsmarker werden bereitgelegt.
• Jeder Spieler wählt eine Spielfarbe und erhält ein großes und ein kleines Siegel. Das kleine Siegel kommt auf den Spielplan und markiert die beiden Kanalabschnitte des Spielers. Das große legt er vor sich aus. Er erhält zwei große Spielfiguren (eine ins Rathaus und eine auf das Feld 5 der Zählleiste), seine 3 Mehrheitenmarker und legt sie auf der grauen Seite vor sich aus, je einen Handlanger in den unterschiedlichen Farben, 5 Geld und die Karten *Rundenablauf* und *Aktionen*.
• Der Spieler, der zuletzt was frittiert hat, wird der Startspieler.
Spielablauf:
Das Spiel verläuft über mehrere Runden. Jede Runde besteht aus 4 Phasen in der folgenden Reihenfolge:
• Phase 1 (Karten ziehen):
Der Spieler zieht so viele Karten von den beiden Stapeln, bis er 5 auf der Hand hat, darf sie aber erst dann anschauen.
• Phase 2 (Würfeln):
Der Startspieler würfelt mit allen fünf farbigen Würfeln und legt sie mit aufsteigender Augenzahl auf das Spielbrett. Für jeden 5er und 6er muss der Spieler einen Bedrohungsmarker der entsprechenden Farbe nehmen (hat er drei von einer Farbe tritt die Bedrohung ein).
Sind in dem Wurf 1er und 2er dabei, werden diese Augenzahlen addiert und die Summe bildet den Preis für den Aufstieg um eine Stufe im Rathaus
• Phase 3 – Karten ausspielen und Aktionen nutzen:
Die Kaufleute spielen reihum jeweils eine Karte aus. Mit jeder Karte hat man unterschiedliche Möglichkeiten:
o Für das Abwerfen der entsprechenden Karte erhält man 2 Handlanger dieser Farbe, oder so viel Geld, wie der entsprechende farbige Würfel Augen zeigt, oder man kann einen Bedrohungsmarker der Farbe zurückgeben und einen Siegpunkt bekommen.
o Um einen Kanal zu bauen muss man die richtige Farbe für den nächsten Bau-Abschnitt abwerfen und den entsprechenden Preis zahlen.
o Möchte man ein Haus bauen, legt man eine Karte mit der Rückseite vor sich aus und muss einen Handlanger in der Farbe der Karte abgeben. Die Häuser sind notwendig, um dort Personen unterzubringen.
o Eine Person auf ein Haus legen (die Farbe des Hauses spielt dabei keine Rolle) und den entsprechenden Preis bezahlen. Diese Karten können nun aktiviert werden (z.B. durch Abgabe eines Handlangers, Geld bzw. manche kann man einfach so pro Runde verwenden). Die Aktivierung der Personen kann der Spieler in seinem Zug, vor oder nach dem Ausspielen seiner Karte nutzen.
• Phase 4 (Mehrheiten überprüfen):
Hat ein Spieler die alleinige Mehrheit beim *Aufstieg im Rathaus*, *Kanalbau* oder *Personen*, darf er seinen Marker von der grauen auf die farbige Seite drehen. Er erhält am Ende des Spieles dafür 4 Siegpunkte. Der Bonus bleibt nach einmaligem Erreichen erhalten, auch wenn sich die Mehrheiten verändert haben.
Hat jeder Spieler nur noch eine Karte auf der Hand, wechselt der Startspieler und die nächste Runde beginnt.
Spielende:
Ist einer der beiden Kartenstapel aufgebraucht, endet das Spiel am Ende dieser Runde. Für diese letzte Runde wird dann der Extrastapel an die Stelle des aufgebrauchten gelegt.
Schlusswertung:
• Personen bringen die Punkte gemäß ihres Aufdrucks
• Jedes Haus bringt ein Siegpunkt
• Vorteile von Personen gemäß Kartentext
• 4 Punkte je Mehrheitenmarker
• 3 Punkte wenn man das 3er Feld beim Kanalbau erreicht hatte
• Punkte gemäß Statuenplättchen (wenn man eine Kanalreihe gebaut hatte)
• Punkte gemäß der Aufstiegsstufe im Rathaus
Bei Gleichstand entscheidet das Gold der Spieler
Bewertung / Fazit:
Brügge ist ein spannendes Strategiespiel mit einem wahrnehmbaren Glücksfaktor. Die Spielanleitung ist sehr gut verständlich beschrieben und sehr schön illustriert. Das *Kartenstapel-Gemische* in der Vorbereitung benötigt ein bisschen Zeit, dennoch kann man nach wenigen Minuten mit dem Spiel beginnen. Es hat eine sehr angenehme Spieldauer von ca. 60 Minuten.
Die Spielmechanismen ergänzen sich sehr gut! Im Mittelpunkt stehen die Karten (Auswahl, Ausspielen und Nutzen der Aktionen). Hierbei macht sich der Glücksfaktor bemerkbar, denn es kann passieren, dass einfach die falschen Kartenfarben zur Auswahl stehen und man so nicht an den dringend benötigten Handlanger kommt, um das richtige Haus zu bauen, um dann endlich eine Person mit deren Vorzügen dort platzieren zu können. Die Spielstruktur bietet dem Spieler hier aber durchaus Alternativen. Z.B. kann der Spieler zunächst Kanäle bauen und dort schon sehr früh zu einer Mehrheit kommen, bzw. am schnellsten einen Kanalabschnitt bauen, um somit an die hochwertigen Statuenplättchen für die Endwertung zu gelangen.
Die Würfel, auch hier gibt es einen Glücksfaktor, verändern das Einkommen, ermöglichen den Aufstieg im Rathaus, bescheren Gefahrenmarker und sorgen für Unberechenbarkeit. Das Maß ist hierbei genau richtig gewählt. So kann man vorhersehen, wenn man bereits 2 Gefahrenmarker einer Farbe hat, dass im nächsten Wurf das Schadensereignis mit erheblicher Wahrscheinlichkeit eintreten könnte. Ob man noch reagieren kann, hängt wiederum von den noch verfügbaren Handkarten bzw. der Auslage ab.
Geld spielt in diesem Spiel auch eine große Rolle, denn die Personen mit großem Einfluss sind entsprechend teuer. So ist die Würfelsechs, die einen Bedrohungsmarker bringt, bei den Einnahmen ein wahrer Geld-Segen.
Die Interaktion ist in diesem Spiel durch das Zuvorkommen (Kanalbau-Statuenplättchen, Mehrheiten, Kartenwahl) und durch manche Personen-Karten, die Unheil über die Mitspieler bringen, vorhanden (z.B. Bedrohungsmarker nehmen, Handlanger abgeben, Haus abgeben, etc.). Dabei bleibt der Ärgerfaktor überschaubar und ist eher das Salz in der Suppe.
Das Spielmaterial ist wunderschön gestaltet. Das gilt gleichermaßen für das Spielbrett wie für die Karten. Die Karten müssen hier aber noch einmal separat erwähnt werden, denn jede Karte ist ein Einzelstück! Die Illustration ist ebenso einmalig!
Dadurch dass nicht alle Karten in jedem Spiel sind, erfüllt diese Einmaligkeit auch den Zweck, den Spielspaß lange aufrecht zu halten.
Mich hat dieses Spiel begeistert, denn es ist sehr schnell zu lernen, spielt sich flüssig, verbindet die taktischen Elemente sehr schön mit den Glücksanteilen, verfügt über eine sehr attraktive Spielzeit bei königlichem Spielgenuß und verzaubert durch die Einmaligkeit des Materials. Dafür bleiben mir nur fünf (bis sechs) Punkte in meiner Bewertung!