Res Arcana ist ein spannendes Kartenspiel für zwei bis vier Spieler ab 12 Jahren. Ich habe es schon mit jeder der möglichen Spielerzahlen gespielt, und es funktioniert in jeder dieser Konstellationen, aber am liebsten spiele ich es zu zweit. Da hat man die besten Möglichkeiten, sich sowohl auf die eigene Strategie als auch auf das Durchkreuzen der gegnerischen Strategie zu konzentrieren.
Die Altersempfehlung geht in Ordnung. Spieleerfahrene 12-Jährige sind durchaus in der Lage, Res Arcana zu beherrschen, und sie können sogar extrem gut darin sein. Allerdings ist es definitiv kein Kinderspiel. Thema und Art der Spielerfahrung dürften Erwachsene einfach stärker ansprechen.
Einordnen würde ich das Spiel im mittleren Kennerspielniveau, wenn man die Einsteigervariante mit fester Zuordnung eines Teils der Karten zu einem bestimmten Magier spielt, vielleicht eher im unteren Kennerspielniveau.
Worum geht es?
Jeder Spieler versucht, am Ende einer Runde mindestens 10 Siegpunkte und zudem mehr als die Mitspieler zu haben. Siegpunkte erhält man vorwiegend durch Monumente und Orte der Macht, die offen ausliegen und die die Spieler in ihrem Zug kaufen können, wenn sie genug von den passenden Ressourcen (Gold bzw. vier andere Essenzen) haben.
Orte der Macht kosten Gold, haben Siegpunkte sowie jeweils eine weitere Fähigkeit (Ressourcenertrag oder anderes). Die Fähigkeiten der Orte der Macht zeichnen sich dagegen größtenteils dadurch aus, dass man (relativ viele) Ressourcen opfern muss, um bestimmte Ressourcen auf der Karte zu lagern, die dann die Siegpunkte der Karte deutlich erhöhen. Häufig sind diese Karten zentral für den Sieg.
Die Ressourcen für den Kauf der Karten und das Auslösen ihrer Effekte erhält man größtenteils durch die Karten des eigenen Decks. In der Einsteigervariante sind drei Karten davon festgelegt durch den Magier, den man gewählt hat, die restlichen stammen aus dem allgemeinen Deck. Später werden die Decks zufällig ausgeteilt. Außerdem gibt es eine Drafting-Variante, bei der man reihum seine Karten auswählt und dann den Rest weitergibt.
Nicht zuletzt hat auch der eigene Magier eine Fähigkeit, und in jeder Runde wählt jeder Spieler einen von acht magischen Gegenständen aus, der ebenfalls verschiedene Vorteile bringt.
Interaktion mit den Mitspielern kommt, außer durch Konkurrenz um magische Gegenstände, Orte der Macht, Monumente und nicht zuletzt Siegpunkte, durch bestimmte Karten mit Drachen bzw. Kreaturen zustande, mit denen man den Gegnern Schaden zufügen kann (also Ressourcen stehlen).
Letztlich geht es darum, mögliche Synergien im eigenen Deck zu erkennen, auszunutzen und damit schneller als die Gegner 10 Siegpunkte zu erreichen.
Material:
Das Material des Spiels ist hochwertig. Die Karten sind nicht nur schön gestaltet, sondern auch übersichtlich, wenn man sich erst einmal eingespielt hat, und sie haben allgemein eine hochwertige Ausstrahlung. Ich denke, auch bei starkem Gebrauch werden die sich selbst ohne Sleeves nicht so schnell abnutzen.
Sleeves sind übrigens ein Thema: Es sind Karten mehrerer verschiedener Größen enthalten, so dass man mit einer Sorte nicht auskommt.
Natürlich steht dem hochwertigen Material auch ein für ein Kartenspiel recht hoher Preis gegenüber, aber der ist wenigstens durch die Qualität des Materials begründet.
Lernkurve:
Die Regeln sind nicht super kompliziert und im Laufe einer Partie leicht zu erlernen. Es ist auch sehr schnell so, dass man nichts mehr nachlesen muss, weil alles sehr schlüssig und stimmig aufgebaut ist.
Das Spiel zu beherrschen, ist allerdings eine ganz andere Sache. Ich habe in den letzten Wochen extrem viele Partien gespielt und ich würde mich immer nur als im Lernstadium einsortieren. Gewonnen habe ich eher selten, was allerdings auch daran liegt, dass ich größtenteils gegen sehr starke Gegner gespielt habe.
Da das Spiel zwar Zufallselemente hat, aber insgesamt doch vom Können dominiert wird, ist das Spielen in einer Runde unterschiedlich starker Spieler etwas problematisch. Optimal Spaß macht es mit Sicherheit, wenn alle Spieler stark sind und noch dazu ähnlich stark. Dann wird es wirklich ein Kräftemessen.
Leider gibt es allerdings in solchen Runden ein Problem, das ein wenig in die andere Seite ausschlägt: Zumindest wenn man mit zufälliger Kartenverteilung spielt, dann ist es doch ein wenig häufiger, als mir lieb ist, so, dass die Decks sehr unterschiedlich synergetisch sind bzw. wenn sie grundsätzlich ähnlich gut passen, dann kann es immer noch sein, dass sie sich wesentlich in ihrer Schnelligkeit unterscheiden. Das sorgt bei einem Anfänger mit einem starken Deck dann mal für einen unerwarteten Sieg, kann aber halt bei einer Runde gleich starker Spieler frustrierend sein. Am ehesten vermeidet man dieses Problem, wenn man mit der Drafting-Variante spielt.
Fazit:
Ich finde das Spiel gerade absolut faszinierend, auch wenn ich noch nicht wirklich ein Profi darin bin.
Einen Punkt Abzug für den für diese Art Spiel vielleicht einen Tick zu hohen Glücksfaktor bei der Deckzusammenstellung, ansonsten aber wirklich ein tolles Spielerlebnis mit großem Wiederspielreiz.
Irene hat Res Arcana klassifiziert.
(ansehen)