Autoren: Sebastian Bleasdale und Richard Breese
Verlag: R & D Games
Spieler: 2 - 6 ab 12 Jahren
Dauer: 90 - 120 Min.
Über Keyflower hat es wegen der angeblich schlechten Anleitung schon einige Diskussionen gegeben. Diese will ich hier nicht vertiefen, sondern über das Spiel schreiben. Nur so viel: Die Anleitung ist ausführlich und gut verständlich. Insbesondere wenn man sich die Abbildung des Spielaufbaus daneben legt, bleiben keine Fragen offen. Diese beschriftete Abbildung befindet sich auf der Unterseite der Spieleschachtel und wird daher leicht übersehen. Aber nun zum eigentlichen Spiel...
SPIELIDEE
Keyflower läuft über vier Jahreszeiten. Jeder Spieler startet mit einem Dorfplättchen und 8 Arbeitern. In jeder Jahreszeit bieten die Spieler mit ihren Arbeitern auf neue Plättchen, um damit ihr Dorf auszubauen oder nutzen die Plättchen, um deren Vorteile zu erhalten. Ziel ist es, am Ende des Winters die meisten Siegpunkte zu haben.
SPIELABLAUF
Am Anfang jeder Jahreszeit werden neue Dorfplättchen in der Tischmitte ausgelegt. Die Startarbeiter im Frühjahr werden blind aus einem Beutel gezogen, im Sommer und Herbst werden die neuen Arbeiter dagegen von ausliegenden Schiffen (der "Keyflower" und ihren Schwesterschiffen) offen gewählt.
Es gibt "normale" Arbeiter in rot, gelb und blau und dazu noch besondere Arbeiter in grün, die nicht frei verfügbar sind, sondern nur über Sonderfunktionen der Plättchen ins Spiel kommen. Die Arbeiter werden nun reihum eingesetzt, bis alle Spieler gepasst haben.
Mit den Arbeitern kann der Spieler am Zug z. B. auf ein neues Dorfplättchen bieten. Hierzu stellt er einen oder mehrere Arbeiter an "seine" Seite des sechseckigen Plättchens. Andere Spieler können das aktuell höchste Gebot überbieten, aber nur mit mehr Arbeitern der gleichen Farbe! Wer am Ende der Setzphase die Mehrheit hat, erhält das Plättchen und kann dies später in sein Dorf einbauen. Ausnahme: Es gibt auch Plättchen, welche die neue Spielreihenfolge bestimmen und das Recht, als erster ein Schiff mit neuen Arbeitern zu wählen. Auch um diese Plättchen kann geboten werden, sie bleiben aber in der Auslage liegen.
Am Ende der Runde kommen alle für ein siegreiches Gebot eingesetzten Arbeiter zurück in den Beutel, die unterlegenen Arbeiter nimmt der jeweilige Besitzer wieder zurück.
Der Spieler kann auch ein Dorfplättchen nutzen, indem er einen oder mehrere Arbeiter darauf stellt. Die entsprechende Funktion wird dann sofort ausgelöst (z. B. Erhalt von Rohstoffen, ziehen von Arbeitern aus dem Beutel oder Umtausch von normalen Arbeitern in grüne). Das Plättchen kann vom gleichen oder von anderen Spielern erneut genutzt werden, wenn mehr Arbeiter der gleichen Farbe auf das Plättchen gestellt werden. Maximal können 6 Arbeiter auf einem Plättchen stehen. Dabei kann es sich im übrigen um ein Plättchen handeln, das aktuell zur Versteigerung ansteht, aber auch um ein Plättchen im eigenen Dorf oder im Dorf eines Gegners. Die auf den Plättchen eingesetzten Arbeiter bleiben am Ende der Runde im Besitz dessen, dem das Plättchen gehört (oder der es gerade ersteigert hat).
Das Grundprinzip, dass immer die zuerst gebotene Farbe bedient werden muss, ist ganz entscheidend. Daher haben die grünen Arbeiter auch große Bedeutung. Da diese eher selten sind, kann ein Gebot mit grünen Arbeitern nur schwer oder gar nicht überboten werden.
Eigene Dorfplättchen können aufgewertet werden, indem sie auf die Rückseite gedreht werden. Dies erhöht den Effekt eines Plättchens deutlich. In der Regel werden zum Aufwerten und zur "Produktion" von Siegpunkten (am Spielende) Rohstoffe gebraucht. Diese müssen zunächst auf das Plättchen transportiert werden. Daher ist es wichtig, genügend Transportkapazität zu haben (und natürlich die erforderlichen Ressourcen). Hierfür ist eine gute Planung entscheidend, und nicht zuletzt ein Arbeiter auf dem Dorfplättchen, das die Transport- und Aufwertungs-Aktion auslöst.
Danach werden neu ersteigerte Plättchen in das Dorf eingebaut. Hier ist auf die korrekte Lage zu achten: Straße an Straße, Wiese an Wiese, Wasser an Wasser. Wichtig ist dabei eine effektive Wegführung, weil über die Straßen Rohstoffe transportiert werden müssen (s. o.).
SPIELENDE
Am Ende erhält jeder Spieler Siegpunkte: Für seine Dorfplättchen (nur aufgewertete Plättchen bringen Punkte), für die Umwandlung von Ressourcen auf manchen Dorfplättchen und für die Ressource Gold.
BEWERTUNG
Keyflower ist ein herausforderndes Strategiespiel. Die Einstiegshürde ist durchaus hoch, weil es nicht auf Anhieb klar wird, wie das Spiel abläuft und wie die Mechanismen ineinander greifen. Ein ausführliches Regelstudium und eine Probepartie beseitigen aber alle Unklarheiten.
Schwierig ist das Spiel nicht, aber komplex, weil jedes Dorfplättchen andere Funktionen hat, die erst einmal verstanden und gewinnbringend eingesetzt sein wollen. Wenn man die Abläufe aber mal verstanden hat, macht es unheimlich Spaß, weil das Spiel so viele Möglichkeiten bietet: Welches Dorfplättchen, das zu meiner Strategie passt, möchte ich ersteigern? Soll ich erst mal mit einem niedrigen Gebot einsteigen und hoffen, dass ich ein Schnäppchen machen kann oder soll ich gleich "einen Pflock einrammen"? Soll ich nur ein Plättchen nutzen, um mir die Rohstoffe zu besorgen oder lohnt sich der dauerhafte Erwerb? Kann ich irgendwie an grüne Arbeiter kommen? Nutze ich eigene Plättchen oder "räubere" ich mal im Dorf eines Mitspielers, um ihn ein wenig zu ärgern? (immerhin darf er aber dann meine Arbeiter behalten...).
Auch der Einbau neuer Plättchen ins Dorf will gut überlegt sein. Man darf sich keine zukünftige Erweiterung verbauen, muss andererseits auf effektive Wege achten und insgesamt immer gut voraus planen.
Keyflower ist kein Spiel für Zwischendurch, es verlangt wie gesagt genaue strategische Planung und überlegtes Vorgehen. Es sind sehr viele Aspekte zu beachten. Auch muss ich stets die Mitspieler im Auge behalten.
Ein Spiel, das sich eindeutig an Vielspieler richtet und richtig Spaß macht, weil es stets neue Herausforderungen bietet und sehr vielschichtig ist. Strategiespieler werden mit Keyflower sicher ihre Freude haben. Gelegenheitsspieler und Familien dürften dagegen überfordert sein.
Das Material gewinnt keinen Innovationspreis, ist aber schön gestaltet, zweckmäßig und stabil. Die Arbeiter dürften Vielen bekannt vorkommen - es sind die Männchen aus Carcassonne!
Alles in allem ein sehr gelungenes Spiel mit gewisser Einstiegshürde. Wenn diese aber genommen ist, wartet ein Strategie-Leckerbissen auf alle Genrefans. Für mich ist es "sehr gut" (5 Punkte) mit Tendenz nach oben.