Sankt Petersburg räumte 2004 eine ganze Reihe von internationalen Spielepreisen ab, unter anderem erlangte es die Topposition beim Deutschen Spiele Preis.
Zum zehnjährigen Jubiläum dieses schon lange vergriffenen Kleinods spendierte der Hans im Glück-Verlag dem Spiel mit Hilfe der Spieleschmiede eine überarbeitete und erweiterte Neuauflage.
In Grundzügen sei Sankt Petersburg noch einmal erklärt.
Unser Auftrag ist der Aufbau der titelgebenden Stadt in der Zarenzeit.
Es handelt sich um ein Kartenspiel "mit Brett", auf dem ein wechselndes Angebot an Karten zum Kauf ausliegt. Die Karten gibt es in 4 verschiedenen Typen, die in getrennten Phasen die bestehende zentrale Auslage ergänzen und von dort mit Papiergeld erworben werden, um die eigene Auslage zu erweitern.
Die grünen Handwerkerkarten sorgen für ein stabiles Einkommen, das zum Ende der grünen Phase ausgeschüttet wird.
Die blauen Gebäudekarten sorgen im Wesentlichen für Siegpunkte, manchmal auch für Geld, das zum Ende der blauen Phase eingestrichen wird.
Die roten Adligenkarten zeigen verschiedene Amtspersonen, die wir anwerben, um Geld und Punkte zu erwirtschaften, die am Ende der roten Phase verteilt werden.
Zum Spielende gibt es Siegpunkte für möglichst viele verschiedene Adligenkarten in der eigenen Auslage.
Die vierte Phase schließlich bieten Verbesserungskarten, mit denen man Karten der anderen 3 Phasen überbauen kann um deren Ertrag zu steigern. Am Ende dieser Phase gibt es keine Ausschüttung.
Karten, die zu diesem Zeitpunkt nicht erworben wurden, werden in der nächsten Runde günstiger, in der übernächsten Runde werden sie aus dem Spiel genommen.
Das Spiel endet, wenn einer der 4. Phasenstapel aufgebraucht wird und die Runde zu Ende geht. Natürlich gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.
Sankt Petersburg ist bereits in dieser Spielform ein Klassiker und ein in jeder Besetzung (2-4) gut zu spielender und fordernder Titel.
Erst nach einigen Partien durchblickt man die Mechanismen. Erwerbe ich Karten? Zu welchem Zeitpunkt erwerbe ich sie? Kaufe ich sie direkt oder nehme ich sie erstmal auf die Hand? Investiere ich in Punkte oder sorge ich für ein stabileres Einkommen?
Diese Fragen stellen sich praktisch in jedem Zug.
Was bietet uns nun die Neuauflage des Spiels?
Zunächst einmal ist es möglich, das alte Grundspiel unverändert zu spielen und das ist gut so. Es hat zur alten Auflage bereits zwei Erweiterungsmodule gegeben, die zum Teil heftig diskutiert wurden, ob ihrer vermeintlich fehlenden Ausgewogenheit.
Beide Module sind hier auch (bedingt) enthalten (teils per Zukauf für Schmiede).
Zentrale Neuerung ist aber die neue gelbe Phase, eine zusätzliche Spielphase zwischen der grünen und blauen Phase, in der mit gelben Karten ein Mehrheitenspiel eingerückt wird.
Hier gibt es jede Runde eine steigende Zahl an Siegpunkten in 5 Kartenkategorien (Warenarten) zu gewinnen. Außerdem - und das sollte nicht außer Acht gelassen werden - birgt die gelbe Phase zusätzliche Geldeinnahmemöglichkeiten.
Diese Phase funktioniert besonders gut in größerer Besetzung zu viert oder gar zu fünft - die Besetzung zu fünfen ist nun möglich.
Weiter Module - teils schmiedeexklusiv - können optional hinzugenommen werden, sind aber eher kleine Varianten.
Die Qualität der Neuauflage ist meines Erachtens über jeden Zweifel erhaben.
Ein gut durchdachtes, individuelles Tiefziehteil beherbergt alle Karten und sonstigen Materialien auch dann, wenn die Karten eingetütet wurden.
Spielplan, Holzsteine und Karten kommen in der vom Verlag gewohnten hohen Qualität.
Das Design der Karten gefällt mir persönlich um vielen Längen besser als das der alten Auflage - und das nicht nur wegen des von mir zugekauften Portraits.
Sankt Petersburg ist in der Neuauflage ein tolles Spiel geworden, erfrischend neu mit der gelben Phase, aber ebenso nostalgisch wegen der Möglichkeit, einfach das alte Spiel neu zu erleben.
Ich gebe dem Spiel die Bewertung, die es verdient. Großes Kino!
Carsten hat Sankt Petersburg klassifiziert.
(ansehen)