Schön ausgestattetes Spiel in typischer "Days of Wonder"-Qualität, das leider manchmal arg frustig ist.
Worum geht's?
Die Spieler verkörpern Piraten (ach was!), die möglichst viel Ruhm erringen wollen (ist jetzt auch nicht sooo überraschend, oder?). Dazu steuern sie mit ihren Schiffen verschiedene Inseln an, um diese zu plündern. Auf den Inseln findet man Dublonen, Ruhmespunkte, Schatzkisten (die, wenn man in einer späteren Runde die Schatzinsel ansteuert, Ruhmespunkte bringen) und/oder Tavernenkarten (die von Ruhmespunkten über Schiffsverbesserungen bis zu Vorteilen im Kampf alles enthalten können).
Falls mehrere Spieler zur selben Insel segeln und/oder dort ein schwarzes Piratenschiff liegt (je nach Spielerzahl sind ein oder zwei dieser Schiffe im Einsatz), wird solange gekämpft, bis nur noch einer übrig ist. Für das Besiegen anderer Schiffe erhält man ebenfalls Ruhmespunkte, besonders die schwarzen Piratenschiffe können echt lohnend sein (sind aber i.d.R. auch schwer zu besiegen).
Wer am Ende die meisten Ruhmespunkte hat, gewinnt.
Wie wird's gespiel?
Zu Beginn jeder Runde werden auf den Inseln Schatzkarten aufgedeckt (auf jeder Insel liegt eine Karte pro Spielrunde). Darauf ist zu sehen, was man beim Plündern der Insel bekommt.
Anschließend stellen die Spieler verdeckt auf einer Scheibe eine Insel ein, die sie ansteuern wollen. Die Ziele werden gleichzeitig aufgedeckt, anschließend die Schiffe der Spieler (jeder hat eines in seiner Farbe) dort platziert.
Falls gekämpft werden muss, wird dies ausgewürfelt. Wie das genau abläuft, hängt davon ab, inwiefern die Schiffe verbessert wurden (man kann sein Schiff in den Bereichen Segel, Kanonen, Mannschaft und Rumpf ausbauen). Wer die meisten Segel hat, darf zuerst schießen, Kanonen und Mannschaft ergeben die Zahl der verwendeten Würfel (der niedrigere Wert beim Vergleich von Kanonen und Mannschaft entscheidet). Man trifft i.d.R. mit einer 5 oder 6, muss aber vorher ansagen, auf welchen Bereich des gegnerischen Schiffes man schießt. Die Ausbaustufe des Bereichs wird um die Zahl der Treffer zurückgesetzt. Gerät ein Bereich dabei auf null, ist das Schiff besiegt und muss zur Piratenbucht fliehen (eine Insel, vor der nicht gekämpft werden darf und auf der man sein Schiff wieder auf ein Basislevel herstellen kann). Es ist auch möglich, aus einem Kampf zu fliehen und die Piratenbucht direkt anzusteuern (u.U. führt dies aber zu einer Meuterei auf dem Schiff, was Nachteile für den Spieler mit sich bringt). Zusätzlich können Tavernenkarten ausgespielt werden, um den Kampf zu beeinflussen. Dann kann es sein, dass man auch mit einer 4 trifft oder für den Kampf mehr Segel zur Verfügung hat usw.
Nachdem eventuelle Kämpfe abgehandelt wurden, werden die Inseln der Reihe nach geplündert - die Spieler erhalten, was auf den Karten angegeben ist. Sind darunter Schätze, dürfen die Spieler maximal so viele Kisten einlagern, wie der Rumpf-Wert ihrer Schiffe besagt.
Hat jemand die Schatzinsel angesteuert, werden seine Schätze abgeladen und in Ruhmespunkte eingetauscht. Auch Dublonen lassen sich in Ruhm umtauschen (mit schlechterem Tauschverhältnis als Schätze).
Anschließend ist es möglich, die Spezialfähigkeiten der jeweiligen Inseln zu nutzen. So kann man für Dublonen einen bestimmten Bereich des Schiffes aufwerten oder Tavernenkarten kaufen.
Ist auch das erledigt, werden die schwarzen Piratenschiffe eine Insel weiterbewegt (sie bewegen sich quasi im Kreis um die Inseln herum, nur die Piratenbucht steuern sie nicht an) und die nächste Runde beginnt. Das Spiel endet nach der Runde, in der sämtliche Schatzkarten aufgebraucht wurden (Runde 12).
Wie ist es so?
Arrr, es bringt echtes Piratenflair rüber! Das fängt beim Material an, das wirklich ansprechend gestaltet und super verarbeitet ist, und setzt sich beim Spielgefühl fort. Es macht einen Heidenspaß, sein Schiff hochzuleveln und Gegner damit platt zu machen! :)
Die Spieldauer ist mit unter einer Stunde angenehm kurz; viel länger hätte das doch recht simple Spielprinzip m.M.n. auch nicht getragen. Der Glücksanteil ist nicht zu vernachlässigen (Würfeln, Zufälliges Aufdecken der Schatzkarten, Ziehen von Tavernenkarten), passt aber zu einem lockeren Familienspiel.
Was dazu aber leider nicht passt, ist der teilweise hohe Frustfaktor. Wenn man Pech hat, bekommt man gleich zu Beginn mehrmals ordentlich eins vor den Latz geknallt und kann dies das gesamte Spiel über nicht mehr aufholen - man ist quasi von Beginn an zum Verlieren verdammt. Zwar kann man das eindämmen, wenn man seine Mitspieler "liest" und somit vorausahnt, welche Inseln sie ansteuern (das macht auch einen guten Teil des Spielreizes aus), aber erwischen kann es einen dennoch. Und immer nur Fliehen hilft auch nicht, da man in der Piratenbucht - verglichen mit den anderen Inseln - nicht sonderlich viel abstauben kann.
Ist man in der Rolle eines überlegenen Piraten, macht es echt Laune; bekommt man aber ständig eins auf die Mütze, ist der Spielspaß schnell dahin. Anders ausgedrückt: Am Ende des Spiels ist fast immer jemand beleidigt, während sich ein anderer laut "Arrrrrr!" brüllend als Oberpirat feiert. Da braucht man schon Mitspieler mit einer gewissen Frustrationstoleranz. Außerdem ist das Spiel nicht sonderlich komplex, weshalb der Wiederspielreiz nach einigen Partien relativ schnell sinkt.
Fazit:
"Piratenbucht" macht mir Spaß, es ist aber nichts für jedermann. Als lockeres Spiel für zwischendurch ist es durchaus empfehlenswert, besonders für Gelegenheitsspieler. Vielspielern fehlt auf Dauer Komplexität, außerdem wird das Spiel oft als unfair empfunden. Mit zweien meiner Freunde spiele ich es regelmäßig und wir haben jedesmal einen Heidenspaß - von dieser Konstellation ausgehend würde ich eine 5 vergeben. Da andere Spieler jedoch schnell genervt von dem Spiel sind und es auf Dauer ziemlich repetitiv ist, ist es mir im Schnitt eine gute 4 wert.
Oliver hat Piratenbucht (Days of Wonder) klassifiziert.
(ansehen)